Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
Individuum.«
– Das muß reichen, übermittelte Darcy lautlos.
– Hoffentlich gibt er sich damit zufrieden, antwortete sie auf die gleiche Weise.
Nico Frihagen nahm einen kräftigen Schluck Bier. »Was denn für eine Form von Persönlichkeit?« hakte er neugierig nach.
Darcy hielt seinen Prozessorblock hoch. »Das Profil steckt hier drin. Wir haben keinen direkten Zugriff. Meinen Sie wirklich, Sie müßten das wissen, Nico?«
»Nein. Ich habe nur nachgedacht. Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, weiter nichts.«
»Was denn für Gerüchte, Nico?«
Frihagen starrte aus dem Fenster seines Büros und sah einer Gruppe von Zwangsarbeitern beim Entladen einer McBoeing BDA-9008 zu. »Flußaufwärts. Ein paar Siedler sind verschwunden, in verschiedenen Anwesen oben im Schuster County. Die Sheriffs haben nicht die geringste Spur von ihnen gefunden, kein Zeichen von einem Kampf, keine Leichen, nichts. Nur leere Häuser.«
– Wo zum Kuckuck liegt dieses Schuster County? erkundigte sich Lori.
Darcy befragte den BiTek-Prozessor in seinem Block, und vor seinem geistigen Auge entstand eine Karte vom Flußsystem des Juliffe. Schuster County leuchtete in einem weichen Gelbton, ein ausgedehntes Gebiet, ungefähr rechteckig, am Ufer des Quallheim River, einem von mehreren hundert Zuflüssen. – Wie Nico gesagt hat. Ziemlich weit flußaufwärts. Mehr als tausend Kilometer. Das Gebiet wurde erst in jüngster Zeit für die Besiedlung freigegeben.
– Vielleicht irgendein großes Tier? Ein Kroklion oder irgend etwas, das die ökologischen Analysten bisher übersehen haben.
– Vielleicht. Darcy mochte nicht so recht an die Möglichkeit glauben. »Und wie lauten diese Gerüchte, Nico? Was erzählen die Leute?«
»Nicht viel. Nur wenige wissen Bescheid. Der Gouverneur wollte nicht, daß es an die große Glocke gehängt wird. Er ist besorgt, daß es Schwierigkeiten mit den Farmern der Tyrathca geben könnte. Eine Gruppe von ihnen siedelt auf der anderen Seite der Savanne, die an Schuster County angrenzt. Er fürchtet, daß man ihnen die Schuld geben könnte, deswegen hat der Bezirkssheriff keinen offiziellen Bericht eingereicht. Die Anwesen wurden als aufgegeben eingestuft und fertig.«
»Und wann war das?« fragte Lori.
»Vor ein paar Wochen.«
– Nicht viel, um etwas damit anzufangen, sagte Lori.
– Aber abgelegen genug. Genau die Art von Gegend, die er sich aussuchen würde.
– Zugegeben. Aber was soll er mit ein paar Hinterwäldlern anfangen?
– Ungenügende Datenbasis.
– Werden wir hingehen und selbst nachsehen?
– Was denn nachsehen? Ob die Anwesen tatsächlich leerstehen? Wir können nicht einfach wegen ein paar Familien, die ihre Siedlungskontrakte gebrochen haben, im Dschungel herumziehen. Mein Gott, wenn mich jemand dort draußen mitten im Nichts absetzen würde, würde ich auch versuchen davonzulaufen!
– Ich sage trotzdem, daß es merkwürdig ist. Wenn es sich um gewöhnliche Querköpfe gehandelt hätte, würde der Sheriff das gewußt haben.
– Ja. Aber selbst wenn wir selbst nachsehen würden, bräuchten wir mindestens zwei oder drei Wochen, um Schuster County zu erreichen. Das würde bedeuten, daß die Spur mehr als einen Monat alt und längst kalt ist. Wie gut bist du darin, derartige Spuren im Dschungel zu verfolgen?
– Vielleicht könnten wir ja Abraham und Catlin aus den Null-Tau-Kapseln holen und sie einsetzen, um die Gegend abzusuchen?
Darcy wog ihre Möglichkeiten ab. Abraham und Catlin, die beiden BiTek-Adler, verfügten zwar über aufgerüstete Sinnesorgane, doch selbst damit machte es wenig Sinn, die beiden Vögel ohne einen vernünftigen Anhaltspunkt über den Verbleib der Beute auszusenden. Sie konnten ein halbes Jahr damit verbringen, nur Schuster County abzusuchen. Hätten mehr Agenten zur Verfügung gestanden, würde Darcy vielleicht sein Einverständnis gegeben haben, aber nicht mit ihnen beiden allein. Schon das Unterfangen, die Einwanderer nach Lalonde zu überprüfen, war ein Schuß ins Blaue, wenn man bedachte, daß nur ein einziges zweifelhaftes Indiz zugrunde lag, eine nahezu vierzig Jahre alte Information: daß Laton sich eine Kopie des Berichts der ursprünglichen ökologischen Untersuchungsgruppe verschafft hatte. Auf ein Gerücht hin eine wilde Jagd im Hinterland zu veranstalten – das stand absolut nicht zur Debatte.
– Nein, entschied er schließlich zögernd. – Wir halten sie zurück, bis wir eine definitive Spur finden. Aber in einem Monat kommt ein
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