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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Vorderseite seines Overall glitt auseinander und enthüllte ein himmelblaues T-Shirt, das von dunkleren Schweißflecken durchsetzt war. Das leichte, seidenweiche Kleidungsstück mochte vielleicht ideal für den Bordbetrieb oder gar in Arkologien sein, aber hier in der freien, ungezähmten Natur wirkte es einfach lächerlich. Irgend jemand mußte die Nachrichtenkanäle der Kirche manipuliert haben. Wahrscheinlich waren seit mindestens fünfundzwanzig Jahren keine Kolonisten mehr in dieser Kleidung eingetroffen.
    Ein kleines Mädchen, vielleicht zehn oder elf Jahre alt, starrte zu ihm herauf. Sie besaß dieses winzige Engelsgesicht aller jungen Kinder, mit glattem, schulterlangem weißblondem Haar, das von kleinen roten Bändern zu zwei seitlichen Pferdeschwänzen zusammengehalten wurde.
    Er war überrascht zu sehen, daß sie stabile knöchelhohe Wanderstiefel trug, zusammen mit weiten gelben Shorts und einem luftigen weißen Top aus Baumwolle. Sie trug einen breitkrempigen grünen Filzhut, der weit in den Nacken geschoben war. Horst lächelte das Kind beinahe automatisch an.
    »Hallo, du. Hättest du nicht besser am Raumhafen den Bus genommen?« fragte er.
    Sie verzog indigniert das Gesicht. »Ich bin doch kein Baby!«
    »Das habe ich auch gar nicht gesagt«, erwiderte er. »Aber du hättest den Beamten von der Entwicklungsgesellschaft bestimmt überreden können, dich trotzdem mitzunehmen. Wenn ich eine Chance gehabt hätte, würde ich es bestimmt getan haben.«
    Ihre Augen blieben auf dem weißen Kruzifix auf seinem T-Shirt-Ärmel hängen. »Aber du bist ein Priester!«
    »Vater Horst Elwes. Dein Priester, falls du zur Gruppe Sieben gehörst.«
    »Das tue ich, ja. Aber es wäre doch unehrlich gewesen, wenn ich mir eine Mitfahrgelegenheit erschwindelt hätte!« beharrte sie.
    »Es wäre klug gewesen, weiter nichts. Und ich bin sicher, Jesus hätte Verständnis dafür gehabt.«
    Sie grinste bei seiner Antwort, was den Tag für Horst noch strahlender zu machen schien.
    »Du bist ganz anders als Vater Verhoos daheim auf der Erde!«
    »Ist das gut oder schlecht?«
    »Oh, das ist sehr gut!« Sie nickte heftig.
    »Wo ist deine Familie?«
    »Es gibt nur mich und meine Mutter.« Das Mädchen zeigte auf eine Frau, die den beiden entgegen kam. Sie war Mitte Dreißig und besaß ein entschlossenes Gesicht. Ihre Haarfarbe war die gleiche wie die der Tochter. Ihre Figur brachte Horst zum Seufzen wegen etwas, das niemals sein würde. Nicht, daß die Vereinigte Christliche Kirche ihren Priestern die Ehe untersagte, im Gegenteil, doch selbst in seiner besten Zeit, vor zwanzig Jahren, hatte Horst eine üppige Leibesfülle mit sich herumgetragen. Heute war er, wie seine freundlicher gestimmten Kollegen es beschrieben, ein gemütlicher Teddybär, und das, obwohl er jede einzelne Kalorie wie einen eindringenden Virus behandelte.
    Ihr Name war Ruth Hilton, stellte sie sich rasch vor, und ihre Tochter hieß Jay. Sie erwähnte weder einen Ehemann noch einen Freund. Zu dritt wanderten sie die Straße entlang.
    »Schön zu sehen, daß wenigstens einer in praktischen Maßstäben gedacht hat«, sagte Horst. »Wir sind vielleicht eine feine Bande von Pionieren.«
    Ruth war für die Hitze passend angezogen, mit Shorts, einem Stoffhut und einer ärmellosen Weste. Ihre Stiefel waren eine größere Ausgabe von Jays. Sie trug einen gut bepackten Rucksack auf dem Rücken, und in ihrem breiten Ledergürtel steckte eine Anzahl Utensilien, von denen Horst nicht ein einziges kannte.
    »Das hier ist eine tropische Welt, Vater. Hat Ihnen die Kirche denn keinen allgemeinen didaktischen Wissensspeicher über Lalonde gegeben, bevor Sie von der Erde aufgebrochen sind?«
    »Doch, sicher. Aber ich habe bestimmt nicht damit gerechnet, gleich nach unserer Ankunft einen Gewaltmarsch zu unternehmen. Nach meinem persönlichen Zeitgefühl ist es erst fünfzehn Stunden her, seit ich die Abtei der Arkologie verlassen habe.«
    »Lalonde ist eine Kolonie im ersten Stadium«, erklärte Ruth ohne jedes Mitgefühl. »Glauben Sie allen Ernstes, die Bewohner hätten die Zeit oder die Lust, fünftausend Einwanderer, die noch nie im ganzen Leben den freien Himmel gesehen haben, an die Brust zu nehmen und zu säugen, bis sie flügge geworden sind? Ich bitte Sie!«
    »Ich denke trotzdem, daß man uns zumindest hätte warnen können! Vielleicht hätten wir dann Gelegenheit gehabt, eine angemessenere Kleidung anzuziehen.«
    »Sie hätten eben alles mit in ihre Null-Tau-Kapsel nehmen

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