Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
der Zeitpunkt, an dem sich die Investitionen zum ersten Mal wirklich bezahlt machen würden.
Ganz zu Beginn des Projekts hatten Frachtraumschiffe fünfunddreißig Dumper in einem niedrigen Orbit abgesetzt: gedrungene, konische Fahrzeuge, die in die Atmosphäre eintauchen und landen konnten, vollgepackt mit schweren Maschinen, Vorräten, Treibstoff, Bodenfahrzeugen und den vorgefertigten Abschnitten der Landebahn. Die Dumper wurden unter Orbitalgeschwindigkeit abgebremst, und einer nach dem anderen begann seinen langen, feurigen Abstieg hinunter auf die Oberfläche und den wartenden Dschungel. Sie folgten den Signalen der Bojen, um schließlich in einer fünfzehn Kilometer breiten Linie am südlichen Ufer des Juliffe zu landen.
Jeder Dumper war dreißig Meter hoch und besaß an der Basis einen Durchmesser von fünfzehn Metern. Voll beladen wog jede Maschine dreihundertfünfzig Tonnen. Kleine Leitwerke entlang der Basis steuerten die Apparate mit akzeptabler Genauigkeit durch die Atmosphäre, bis sie nur noch siebenhundert Meter über dem Boden und unter Schallgeschwindigkeit gefallen waren. Die letzten paar hundert Meter bis zum Boden legten sie an einem Bündel von acht gigantischen Fallschirmen zurück. Die Landung, die von einem kleinen Beobachtungsteam aus sicherer Entfernung überwacht wurde, erinnerte mehr an einen kontrollierten Absturz. Aber das war nicht weiter schlimm: Dumper waren nur für einen Einwegtrip geschaffen, und wo sie einmal landeten, da blieben sie auch. Bautrupps folgten den Dumpern in kleinen VTOL-Fähren und machten sich unverzüglich daran, das schwere Gerät zu entladen. Nachdem die Dumper leer waren, bildeten sie die ersten, vor negativen Umwelteinflüssen abgeschirmten Behausungen für die Bautrupps und ihre Familien, und sie dienten als erste Büros für die Zivilverwaltung und den Gouverneur.
Als erstes wurde der die Dumper umgebende Dschungel gerodet. Das Ergebnis war ein weites, totes Areal mit unzähligen verkohlten Tieren darin. Dann folgte die Lichtung für den zukünftigen Raumhafen.
Nachdem das Gitter der Landefläche zusammengesetzt war, folgte eine zweite Welle von Bautrupps in den McBoeings, zusammen mit weiterer Ausrüstung. Diesmal mußten sie ihre eigenen Unterkünfte errichten. Sie benutzten die Unzahl von Stämmen, welche die früheren Rodungsmannschaften zurückgelassen hatten. Kreise aus grob zusammengezimmerten Blockhütten wuchsen rings um die Dumper aus dem Boden, wie Flöße auf einem See aus Schlamm. Der fette schwarze Boden Lalondes verwandelte sich unter den ständigen Regenfällen bald in einen halbmetertiefen, übelriechenden Morast, nachdem die schützende Schicht aus Pflanzenwuchs gerodet worden war und tagein, tagaus schwere Baumaschinen darüber hinwegfuhren. Die Felszertrümmerer arbeiteten rund um die Uhr, den ganzen Sechsundzwanzig-Stunden-Tag des Planeten, doch sie waren zu keiner Zeit imstande, genügend Nachschub an Schutt zu liefern, um die Straßen der sich ausdehnenden Stadt zu befestigen.
Die Aussicht aus Ralph Hiltchs zerkratztem und moosbewachsenem Bürofenster im dritten Stock des Dumpers, in dem die Botschaft von Kulu untergebracht war, zeigte die Ansammlung sonnengebleichter Balkendächer der Stadt Durringham, die sich am Flußufer entlang über das sanft gewellte Hügelland erstreckte. Das Gewirr von Straßen und Gassen war frei von jeglicher Methode. Durringham war nicht mit logischer Planung errichtet worden, es war aus dem Boden geschossen wie ein Pilz. Hiltch war überzeugt, daß jede irdische Stadt des achtzehnten Jahrhunderts mehr Charme als diese hier besessen hatte. Lalonde war seine vierte Welt, auf der er einen Vertrag erfüllte, und er hatte noch nie etwas Primitiveres gesehen. Die wettergefleckten Hüllen der Dumper erhoben sich über das Elend der Stadt wie geheimnisvolle Tempel, die mit den heruntergekommenen Gebäuden durch ein monströses Spinnennetz von zobelschwarzen Stromkabeln auf hohen Masten verbunden war. Die internen Fusionsgeneratoren der Dumper erzeugten neunzig Prozent der gesamten elektrischen Energie des Planeten, und Durringham war vollkommen von ihrem Ausstoß abhängig.
Dank der Tatsache, daß die Königliche Bank von Kulu zwei Prozent der Anteile von der Lalonde-Entwicklungsgesellschaft übernommen hatte, war das Auswärtige Amt Kulus in der glücklichen Lage, den Dumper für seinen Stab in Beschlag zu nehmen, sobald die Anfangsphase der Kolonisation vorüber war, und die Klassifizierungsabteilung für
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