Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
vorbereitete, während die energieflußkanalisierenden Prozessoren hochfuhren. – Bist du fertig? fragte sie die Oenone.
– Ich bin immer fertig, antwortete der Voidhawk in scharfem Ton.
– Ja. Syrinx würde erleichtert sein, wenn diese Mission erst vorüber war.
Ihr Bruder Thetis hatte sie überredet, sich für eine siebenjährige Dienstzeit bei der Konföderierten Navy zu verpflichten. Thetis mit seinem starken Gefühl für Pflicht und Verantwortungsbewußtsein und seiner ausgeprägten Lebensfreude. Syrinx hatte immer vorgehabt, sich eines Tages für ein paar Jahre bei der Navy zu verpflichten – Athene hatte ihren wilden Kindern oft von ihrer Zeit bei der Navy erzählt und dabei ein verlockendes Bild von Rittertum und Kameraderie gezeichnet. Sie hatte nur nicht gedacht, daß es so bald geschehen könnte, drei Jahre, nachdem sie und die Oenone angefangen hatten zu fliegen.
Voidhawks waren wegen ihrer Kraft und Beweglichkeit ein essentieller Bestandteil der Konföderierten Navy. Die Flottenadmirale setzten sie mit Vorliebe für Abfangaufgaben ein. Nachdem die Oenone und die Graeae mit offensiven und defensiven Waffensystemen und einer ganzen Batterie elektronischer Sensoren ausgerüstet worden waren und eine drei Monate währende prozedurale Ausbildung absolviert hatten, waren sie der Vierten Flotte unterstellt worden, die von Oshanko, der Hauptstadt des Japanischen Imperiums aus operierte.
Obwohl die Konföderierte Navy eine ausgesprochen supranationale Organisation war, bestanden Voidhawk-Besatzungen lediglich aus Edeniten. Syrinx hatte ihre ursprüngliche Crew behalten: Cacus, der Bordingenieur für das Lebenserhaltungssystem, Edwin, der für die mechanischen und elektrischen Systeme des Toroids verantwortlich war, Oxley, der sowohl das Notfall-Reparatursystem als auch den Atmosphärenflieger steuerte, Tula, die Bordärztin und Wissenschaftsoffizierin. Und Ruben, der Techniker für den Fusionsgenerator. Ruben war einen Monat, nachdem er an Bord gekommen war, zu Syrinx’ Liebhaber geworden und mit seinen hundertfünfundzwanzig Jahren genau ein Jahrhundert älter als sie.
Es war wieder genau wie bei Aulie, ein Aspekt, der ihr ein Jungmädchengefühl von Sorgenfreiheit verlieh, beinahe so etwas wie eine Antithese zu ihrer Verantwortung als Kommandantin des Schiffs. Sie schliefen miteinander, wann immer der Dienstplan es gestattete, und sie verbrachten ihre gesamte Landgangszeit gemeinsam, ganz gleich, welchen Planeten, welches Habitat oder welche Asteroidensiedlung sie gerade besuchten. Obwohl Ruben bereits im fortgeschrittenen Alter war, besaß er wie alle Edeniten noch immer eine mehr als ausgeprägte Sexualität und physische Fitneß, so daß sie ein relativ ausgefülltes Sexualleben genossen. Außerdem fanden beide viel Freude daran, die zahlreichen verschiedenen Kulturen zu besuchen und kennenzulernen, die innerhalb der Konföderation blühten, und ihre unendliche Vielfalt zu bestaunen. Durch Ruben und seine schier unerschöpfliche Geduld hatte Syrinx gelernt, den Adamisten und ihren Ideosynkrasien weit mehr Toleranz entgegenzubringen. Ein weiterer Grund für ihre Entscheidung, sich bei der Konföderierten Navy zu verpflichten.
Außerdem war da natürlich noch der vertraute, fast an Häresie grenzende Nervenkitzel, den sie aus dem Gefühl zog, daß jedermann ihre Beziehung als gelinde gesagt skandalös betrachtete. Wenn man die reine Lebenserwartung bedachte, dann waren große Altersunterschiede bei edenitischen Paaren keine Seltenheit, aber hundert Jahre – das ging zumindest bis an die Grenzen des Anstands. Lediglich Athene ließ sich nicht zu dem Fehler eines Einwands hinreißen, dazu kannte sie ihre Tochter viel zu gut. Allerdings war die Beziehung auch nicht allzu ernst; Ruben war greifbar, unkompliziert und ein lustiger Gesellschafter.
Das letzte Besatzungsmitglied war Chi, der von der Navy als Waffenoffizier auf die Oenone abkommandiert worden war. Chi war Berufsoffizier der Konföderierten Navy, eine absolute Ausnahmeerscheinung, wenn man bedachte, daß sich Edeniten normalerweise nicht in Organisationen fanden, die von ihren Offizieren die Aufgabe der nationalen Identität und Staatsangehörigkeit verlangten – etwas, das für Edeniten praktisch nicht möglich war.
Die Oenone und die Graeae hatten vier Jahre damit verbracht, unbewohnte Sternensysteme zu patrouillieren, gelegentlich und willkürlich Händlerschiffe zu eskortieren in der Hoffnung, auf Piraten zu stoßen, und mit der
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