Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
das Licht vom Antrieb der Dymasio allmählich zu verblassen begann.
– Kombatwespen und Nahverteidigungssysteme in Betrieb, meldete Chi.
– In Ordnung. An alle, Alarmstufe eins. Wir wissen nicht, wie stark die feindlichen Kräfte im Orbit von Kirchol sind, deswegen gehen wir mit größter Vorsicht zu Werke. Der Admiral will, daß wir dieses Schiff abfangen und nicht zerstören, aber wenn wir in der Unterzahl sind, lassen wir unsere Kombatwespen los und tauchen wieder ein. Hoffentlich haben wir das Nest gefunden.
Sie vernahm ein undeutliches mentales Gebrumm: – Hoffentlich ist es nicht nur ein weiterer Ablenkungssprung. Aus der Müdigkeit des Tonfalls schloß sie, daß es Oxley gewesen sein mußte, der noch älter war als Ruben: hundertfünfzig. Sinon hatte ihn empfohlen, als Syrinx ihre erste Besatzung zusammengestellt hatte. Er war hauptsächlich aus Loyalität bei ihr geblieben, als sie in den Dienst der Navy eingetreten war. Sie schuldete ihm viel, und damit war es noch mehr geworden.
Die Dymasio sprang.
Kirchol war eine schmutzigbraune Kugel dreihundertsiebzigtausend Kilometer unter der Hülle der Oenone. Die begleitenden Monde leuchteten schwach im dünnen Sonnenlicht. Der Gasriese besaß nichts von der Majestät eines Saturn, dazu war er zu matt, zu langweilig. Selbst den Sturmbändern fehlte es an Gewalt. Die Dymasio und ihre beiden Verfolger waren über dem Südpol herausgekommen, drei unbedeutende Punkte vor dem Maßstab des Riesen: ein schwach schimmernder Fleck und zwei kohlschwarze Motten, die mit kaum wahrnehmbarer Geschwindigkeit dem Planeten entgegensanken, als sie in den Wirkungsbereich des Gravitationstrichters gerieten.
Syrinx öffnete ihr Bewußtsein für Chi und kombinierte die starken sensorischen Wahrnehmungen mit dem Wissen des Waffenoffiziers über die Fähigkeiten ihrer Kombatwespen. Ihre Nerven erstreckten sich über ein gewaltiges Raumvolumen und erzeugten als Reaktion ein Zittern in einem weit abgelegenen Körper.
Die Dymasio übermittelte einen einfachen Radiokode zur Oberfläche des Gasriesen hinunter. Nach ihrer Position zu urteilen, würde nichts davon bis ins innere System vordringen, erkannte Syrinx. Keine Chance, den Eindringling rechtzeitig zu entdecken, selbst in einigen Stunden nicht, wenn die Radiowellen die gewaltige Entfernung zurückgelegt hätten.
Ein Antwortimpuls blitzte von irgendwo im Orbit des Gasriesen auf, weit außerhalb der Massedetektorreichweite der Oenone. Der Ursprung des Senders setzte sich in Bewegung und schoß mit einer Beschleunigung von fünf g aus seiner Umlaufbahn. Die Oenone entdeckte keinerlei infrarote Signatur, und es gab auch nicht den typischen Ionenausstoß eines konventionellen Reaktionsantriebs. Das Radiosignal verstummte.
– Ein Blackhawk! Der Gedanke rannte wie ein Lauffeuer durch die Mannschaften beider Voidhawks, ein gemeinsames freudiges Erschauern.
– Er gehört mir, sagte Syrinx über Singular-Affinitätsmodus zu ihrem Bruder. Sie hatte nicht vergessen, wie ihnen der letzte Blackhawk durch die Lappen gegangen war. Es wurmte sie noch immer.
– Ach, komm schon, protestierte er.
– Mir, beharrte sie kühl. – Du kriegst schließlich den ganzen Ruhm für das Aufbringen der Antimaterie. Was willst du mehr?
– Der nächste Blackhawk, der uns über den Weg läuft, gehört mir.
– Selbstverständlich, gurrte sie.
Thetis zog sich zurück, und sein Unterbewußtsein verstummte meckernd. Doch er war klug genug, keinen Streit mit seiner Schwester anzufangen, wenn sie in dieser Stimmung war.
– Wir schnappen ihn uns? fragte die Oenone.
– Darauf kannst du Gift nehmen, versicherte sie ihrem Schiff.
– Gut. Es hat mir überhaupt nicht gepaßt, den letzten ziehen zu lassen. Ich hätte genauso tief eintauchen können wie er.
– Nein, hättest du nicht. Das war ein Sprung von neunzehn Lichtjahren. Du hättest deine Energiemusterzellen beschädigt, wenn du ihm nachgesprungen wärst. Fünfzehn Lichtjahre ist unser Limit.
Die Oenone antwortete nicht, doch Syrinx spürte die Mißbilligung in ihrem Bewußtsein. Fast wäre sie der Versuchung erlegen und hätte den großen Sprung gewagt, doch die Furcht, ihren Voidhawk zu verletzen, hatte sie zurückgehalten. Das und die Aussicht, mit dem Rest der Mannschaft im tiefen Raum zu stranden.
– Ich würde dir und der Besatzung niemals Schaden zufügen, sagte die Oenone leise.
– Ich weiß. Und es war wirklich ärgerlich, nicht wahr?
– Sehr ärgerlich.
Der Blackhawk stieg in
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