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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Herzen. – Ist er fertig?
    – Ja. Aber es fehlt so viel aus den letzten Jahren. Wir haben integriert, was nur irgendwie zu integrieren war. Der Kern seiner Identität ist lebensfähig, aber ihm fehlt es an Substanz. Er bleibt ein Kind, aber vielleicht ist das der Teil von ihm, den du am meisten geliebt hast. Ihr Vater verstummte.
    – Kann ich schon mit ihm reden? fragte Syrinx nach einer Weile.
    – Selbstverständlich.
     
    Sie stand barfuß auf dichtem, kühlem Gras neben einem breiten Wildbach, und die axiale Leuchtröhre über ihr strahlte hell wie eingefangenes Sonnenlicht. Ringsum standen hohe Bäume, deren Zweige sich unter dem Gewicht herabhängender Reben bogen. Lange Kaskaden von Blüten hingen bis zum Boden herab, und einige schwammen im klaren Wasser. Schmetterlinge flatterten träge durch die warme Luft und wetteiferten mit Bienen um Sitzplätze auf den Blumen. Ringsum zwitscherten die Vögel.
    Es war die Lichtung, auf der sie als Kind so viele Tage verbracht hatte, unmittelbar hinter dem Rasen, der zum Haus gehörte. Sie blickte an sich herab und sah, daß sie ein einfaches Sommerkleid aus Baumwolle trug, mit einem winzigen blauweißen Karo. Langes offenes Haar reichte bis zu den mageren Hüften herab. Ihr Körper war wieder dreizehn Jahre alt, und sie wußte den Grund, kaum daß sie die Kinder lachen und schreien hörte. Jung genug, um teilzuhaben an der kindlichen Verschwörung, alt genug, um ernst genommen zu werden, um Distanz zu wahren und nicht deswegen zurückgewiesen zu werden. Sie platzten auf die Lichtung hinaus, sechs Zehnjährige, Jungen in Shorts und T-Shirts, in Schwimmhosen mit nackten Oberkörpern, lachend und scherzend, und ihre starken Gliedmaßen glänzten im warmen Sonnenlicht.
    »Syrinx!« Thetis war in ihrer Mitte, mit unordentlichem blondem Haar, und grinste seine Schwester von unten herauf an.
    »Hallo«, begrüßte sie ihn.
    »Kommst du mit uns?« fragte er atemlos.
    Ein Floß aus Siliziumschindeln, mit Trägern aus geschäumtem Aluminium, mit leeren Plastikkanistern – vertraut genug, um Tränen in ihr aufsteigen zu lassen – lag halb auf dem Ufer, halb im Wasser.
    »Ich kann nicht, Thetis. Ich wollte mich nur überzeugen, daß es dir gutgeht.«
    »Selbstverständlich geht es mir gut!« Er versuchte einen Radschlag auf dem Rasen, doch er kippte hintenüber und brach lachend zusammen. »Wir wollen den ganzen Weg hinunter bis zum Salzwasserreservoir. Es wird ein riesiger Spaß, wir haben niemandem etwas davon gesagt, und die Habitat-Persönlichkeit kann uns nicht entdecken. Alles mögliche könnte dort auf uns warten, Piraten oder Seemonster, und vielleicht finden wir sogar einen Schatz! Ich werde ihn zurückbringen, und ich werde der berühmteste Kommandant im ganzen Habitat!« Er rappelte sich auf die Beine und sah sie mit glänzenden Augen an. »Bitte, komm doch mit, Syrinx! Bitte, bitte!«
    »Ein andermal. Ich verspreche es dir.«
    Die anderen Jungen riefen laut nach Thetis, während sie das Floß in den schnellfließenden Wildbach stießen. Einige Sekunden lang schaukelte die Konstruktion gefährlich, dann richtete sie sich auf. Die Jungen schoben die Staken ins Wasser.
    Thetis’ Kopf ruckte verzweifelt zwischen seiner Schwester und den Jungen hin und her.
    »Versprochen? Wirklich versprochen?«
    »Wirklich.« Sie nahm sein Gesicht in die Hände und küßte ihn leicht auf die Stirn.
    »Syrinx!« Er wehrte sich aufgebracht und lief puterrot an, als er den lauten Spott der anderen Jungen ertragen mußte.
    »Hier«, sagte sie und zog ein silbernes Halsband mit einem kunstvoll geschnitzten Jadestein von der Größe einer Traube aus. »Trag das hier, und es wird sein, als wäre ich bei dir. Und wenn ich dich das nächste Mal besuche, mußt du mir alles über dein Abenteuer erzählen!«
    »Ja, mach ich!« Thetis rannte zum Ufer davon und platschte durch das seichte Wasser zum Floß, während er sich hektisch bemühte, die Kette um seinen Hals zu schließen. »Vergiß nicht, was du versprochen hast, Syrinx! Du mußt zurückkommen!«
    – Wie weit wird er gehen? fragte sie ihren Vater, während ein völlig durchnäßter Thetis von seinen Kameraden an Bord gehievt wurde.
    – So weit er möchte.
    – Und wie lange wird es dauern?
    – So lange er will.
    – Daddy!
    – Es tut mir leid, mein Kind. Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, als nähme ich die Sache nicht ernst. Vielleicht zehn oder fünfzehn Jahre. Weißt du, jede Kindheit ist irgendwann einmal zu Ende. Spiele, die

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