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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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einundzwanzig Lichtjahre hatte die Energiekapazität der Musterzellen des Blackhawks Vermuden bis an die Grenzen ausgereizt. Das Schiff sah, daß sein Kommandant in der Beschleunigungsliege zusammengebrochen war, mit verkrampften Muskeln und krummem Rücken, weil die Anstrengung sich auf ihn übertragen hatte. Das Pseudogewebe des Wurmlochs glitt an der Hülle vorüber. Es gab keinen physischen Druck, aber spürbar war er trotzdem. Schließlich manifestierte sich weit voraus der Terminus. Sternenlicht warf seltsame Schatten, als es durch den Riß im Gewebe schimmerte. Die Vermuden fiel in das reine Vakuum des Normalraums zurück. Das Bewußtsein des Schiffs strahlte lebhafte Erleichterung aus.
    – Gut gemacht, sagte der Kommandant. Die Vermuden spürte, wie sich Arm- und Brustmuskeln ihres Kapitäns fühlbar entspannten, als er tief durchatmete.
    Dann … Laserlicht erhellte die Hülle und blendete die optischen Sensoren so stark, daß nur ein rosa Schimmern erkennbar war. Eine linsenförmige Masse mit einem Durchmesser von hundertfünfzehn Metern hing kaum achtzig Meter von der zentralen Spitze des Blackhawks entfernt im Raum. Hinter ihr schimmerte das dämonische rote Licht der Beteigeuze.
    »Was zur Hölle …? Wie …?« ächzte der erschrockene Kommandant.
    – Das ist nur der Zielerfassungslaser, sagte die Oenone. – Falls ich auch nur die allerkleinste Energiedichteänderung in Ihren Musterzellen entdecke, schalte ich auf Gammalaser um und blase Sie aus dem Raum. Fahren Sie jetzt Ihre Luftschleuse aus. Ich habe ein paar Menschen an Bord, die Sie gerne kennenlernen würden.
     
    »Ich hatte keine Ahnung, daß Voidhawks zu so etwas imstande sind«, sagte Eileen Carouch ein paar Stunden später. Der Kommandant der Vermuden, Henry Siclari, saß zusammen mit den beiden anderen Besatzungsmitgliedern des Blackhawks in der Brigg der Oenone, und die Prisenmannschaft der Navy hatte angefangen, sich mit den Systemen des Blackhawks vertraut zu machen. Sie würden schätzungsweise einen Tag benötigen, bis sie imstande waren, die Vermuden nach Oshanko zurückzubringen.
    »Sequentielle Eintauchmanöver?« sagte Syrinx. »Es spricht nichts dagegen. Man braucht dazu nur einen Voidhawk mit einem extrem guten Raumsinn.« – Wie dich.
    – Ich liebe dich, antwortete die Oenone unbeeindruckt vom abwechselnden Lobgesang und den Mahnungen seitens der Edeniten, mit denen sie das Schiff seit seinem phantastischen Manöver überschütteten.
    – Du hast wohl auf alles eine Antwort, wie? entgegnete Syrinx. Aber es steckte keine Spur von Humor in ihrer mentalen Stimme.
    Thetis. Sein breites, lächelndes Gesicht voller knabenhafter Sommersprossen, das ungekämmte sandfarbene Haar, der schlaksige, stets ein wenig unbeholfen wirkende Körper. All die Stunden, die sie gemeinsam im Romulus-Habitat umhergestreift waren.
    Er war auf die gleiche Weise Teil von ihr wie die Oenone. Ein Seelenverwandter. Sie hatten so unendlich viel geteilt. Und jetzt war er gegangen. War von ihr weggerissen worden, aus ihr herausgerissen, die ganzen gemeinsamen Reisen, die Frustrationen, die Erfolge.
    – Auch ich spüre Trauer wegen Thetis, flüsterte die Oenone in Syrinx’ Verstand. Ihre Gedanken waren von Schmerz durchtränkt.
    – Danke. Und die Eier der Graeae sind ebenfalls verloren. Was für eine schreckliche, widerliche Tat! Ich hasse die Adamisten!
    – Nein! Das ist unter unserer Würde. Sieh her, Eileen und die Marines teilen unseren Schmerz. Es sind nicht die Adamisten. Lediglich Individuen. Es sind immer nur Individuen. Selbst bei uns Edeniten gibt es Fehlschläge, oder hast du das vergessen?
    – Ja, du hast recht, erwiderte sie, weil es tatsächlich stimmte. Trotzdem gab es in ihrem Verstand eine gähnend leere, unausgefüllte Stelle. Ein für immer verschwundenes Lächeln.
     
    Athene wußte gleich, daß etwas schrecklich schiefgegangen war, als die Oenone über dem Saturn in den Normalraum fiel. Sie war draußen im Atrium und fütterte die zwei Monate alte Clymene aus einer BiTek-Brust, einem runden Gebilde, als eine kalte Vorahnung von ihr Besitz ergriff. Sie umklammerte ihre zweite Urenkelin aus Furcht über die Zukunft und das, was sie bereithalten mochte. Der Säugling heulte protestierend auf, weil Athenes Griff so fest war und er vor Schreck den Nippel verloren hatte. Hastig gab Athene den Säugling an ihren Großenkel zurück, der sich bemühte, das Baby mit mentalen Koselauten zu beruhigen. Dann berührte Syrinx’ alarmierend

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