Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
Schwellungen klangen sichtbar ab. »So ist’s schon besser«, sagte Al.
Jezzibella räkelte sich auf dem großen runden Bett. Ein Holoschirm an der Wand zeigte das Gym aus der Perspektive eines Sensors, der hoch oben an der Decke hing. Emmet, Luigi und Leroy standen beieinander und unterhielten sich in gedämpftem Tonfall. Ihr elektronisch verstärktes Gemurmel erfüllte das Hotelzimmer.
»Hattest du einen schweren Tag, Liebster?« fragte Jezzibella. Sie hatte sich in eine neue Persönlichkeit gehüllt: harte Schale mit weichem Herzen. Ihr Gesicht wirkte sehr ernst, und ihre feinen Gesichtszüge waren ein wenig gerötet. Ihre Wangen wurden von einem frechen Bob-Schnitt gerahmt.
»Du hast es doch selbst gesehen«, erwiderte er.
»Ja.« Sie streckte ihre Beine und stand auf, während sie mit dem Stoff ihres langen seidenen Morgenmantels kämpfte. Er besaß keinen Gürtel und stand bis zum (sehr hübschen) Bauchnabel offen. »Komm her, Baby. Leg dich hin.«
»Das beste gottverdammte Angebot des ganzen langen Tages.« Sein Mangel an Begeisterung war offensichtlich.
»Nicht das, Dummerchen. Was du brauchst, ist Entspannung.«
Al grunzte geringschätzig, doch dann tat er, was sie von ihm verlangte. Als er auf dem Rücken lag, verschränkte er die Hände hinter dem Kopf und blickte mißmutig zur Decke hinauf. »Das ist verrückt. Ausgerechnet ich hätte wirklich wissen müssen, was mit dem Geld passiert. Jeder sahnt ab, jeder nimmt sich seinen Teil. Wie konnte ich nur einen Augenblick lang denken, meine Soldaten wären anders?«
Jezzibella stellte sich über ihn, dann sank sie auf ihn herab. Er schätzte, daß ihr Morgenmantel eine irrsinnige statische Ladung trug – wie sonst hätte er an all den strategischen Stellen so an ihrem Körper kleben können? Ihre Finger massierten seinen Halsansatz, und die Daumen gruben sich tief in das Fleisch.
»Hey, was soll das?«
»Ich versuche, dich ein wenig zu entspannen, erinnerst du dich? Du bist so verkrampft.« Ihre Finger bewegten sich jetzt in Kreisen, als wären seine Muskelstränge Gitarrensaiten.
»Das tut gut«, gestand er.
»Wenn ich doch nur ein paar aromatische Öle bei mir hätte, dann könnte ich es richtig machen.«
»Möchtest du, daß ich versuche, ein paar herbeizuzaubern?« Er war nicht sicher, ob er sich Gerüche auf die gleiche Weise vorstellen konnte, wie er es mit Formen tat.
»Nein. Improvisation ist manchmal eigenartig; man weiß nie, was man dabei findet. Dreh dich um und zieh dein Hemd aus.«
Al rollte sich herum und gähnte ausgiebig. Er stützte das Kinn in die Hände, und Jezzibellas Fingerspitzen glitten massierend über sein Rückgrat.
»Ich weiß nicht, was ich mehr hasse«, sagte Al. »Den Rückzug von Kursk oder zuzugeben, wie recht dieser beschissene Fettsack Leroy hat.«
»Kursk war nur ein strategischer Rückzug, weiter nichts.«
»Davonlaufen ist davonlaufen, Puppe. Spielt doch überhaupt keine Rolle, in welcher Verpackung du es anbietest.«
»Ich denke, ich habe etwas gefunden, das dir bei Arnstadt helfen kann.«
»Und was soll das sein?«
Sie beugte sich über den Nachttisch, hob einen kleinen Prozessorblock auf und tippte etwas auf der Tastatur. »Ich hab’ diesen Bericht heute zum ersten Mal gesehen. Leroy hätte ihn wirklich früher bringen können. Offensichtlich ist er überall in der Konföderation ausgestrahlt worden. Wir haben ihn von einer der Delegationen, die mit dir verhandeln möchten.«
Malones Gym verschwand vom Holoschirm, und statt dessen war Kiera Salter zu sehen, die gegen einen großen Felsen gelehnt stand und ihre Ansprache hielt.
»Yepp, das macht mich munter«, sagte Al vergnügt.
Jezzibella schlug ihm auf den Hintern. »Wirst du dich wohl benehmen, Al Capone? Vergiß ihre Titten. Hör auf das, was sie sagt.«
Er lauschte den verführerischen Worten.
»Sie ist ziemlich gut«, sagte Jezzibella, als die Aufzeichnung geendet hatte. »Insbesondere, wenn man bedenkt, daß es eine reine AV-Aufzeichnung ist. Keine gemeinen sensorischen Aktivatoren, die in das Unterbewußtsein eindringen. Sicher, ich hätte es besser gekonnt, aber ich bin schließlich ein Profi. Diese Aufzeichnung lockt unzufriedene Jugendliche aus jeder Asteroidensiedlung, die je eine Kopie erhalten hat. Sie binden sich rote Taschentücher um die Knöchel und sind offene Anhänger von Kiera.«
»Na und? Valisk ist eines von diesen beschissenen Habitaten. Sie ist wohl kaum eine Bedrohung für uns, ganz gleich, wie viele Leute zu
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