Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
das sicherlich gnädiger gewesen.«
»Sie sind Kinder. Sie sind ganz allein, und sie haben Angst. Abstrakte Probleme bedeuten nichts im Vergleich dazu. Und sie haben Angst vor Ihnen und Ihren Leuten.«
»Das ist nicht beabsichtigt.«
»Und wozu dann dieser ganze martialische Chauvinismus? Um uns einzuschüchtern?«
»Du bist nicht gerade ein dankbares Wesen, wie? Ich habe alles riskiert, um die Verlorenen Seelen zu dieser Welt zu bringen, einschließlich deiner.«
»Und deswegen glauben Sie, Sie wären unsere Herrscherin, wie? Sie haben überhaupt nichts riskiert. Sie wurden gezwungen, genau wie wir alle. Sie waren lediglich die erste, das ist alles.«
»Ich war die erste, die gesehen hat, was zu tun ist. Die erste, die alles organisiert hat. Die erste, die gekämpft und die erste, die gesiegt hat. Die erste, die unser Land abgesteckt hat.« Sie deutete mit einer weitläufigen Bewegung auf ein paar ihrer Soldaten, die in den Straßencafés auf der anderen Seite des Platzes saßen. »Und das ist der Grund, warum sie mir folgen. Weil ich recht habe, weil ich weiß, was getan werden muß.«
»Aber diese Leute brauchen etwas, das ihrem Leben einen Sinn gibt. Mortonridge fällt auseinander. Es gibt nichts mehr zu essen, keine Elektrizität, keiner weiß, was er tun soll. Autorität bedeutet auch, Verantwortung zu tragen. Es sei denn natürlich, Sie sind nur eine Banditenkönigin. Wenn Sie eine wirkliche Anführerin sind, dann sollten Sie Ihre Fähigkeiten dort einsetzen, wo sie am meisten nutzen. Sie haben einen Anfang gemacht, indem Sie das Kommunikationsnetz aufrechterhalten haben; Sie haben in den meisten Dörfern und Städten eine Art Verwaltung eingesetzt. Darauf hätten Sie aufbauen können.«
Annette Eklund lächelte.
»Was warst du eigentlich in deinem früheren Leben? Man hat mir erzählt, du wärst eine einfache Hausfrau gewesen?«
»Das spielt doch überhaupt keine Rolle«, entgegnete Stephanie, die allmählich die Geduld zu verlieren drohte. »Werden Sie uns durchlassen?«
»Wenn nicht, würdet ihr ja doch nur einen anderen Weg nehmen. Selbstverständlich lasse ich euch durch. Wir haben sogar ein paar Kinder aufgelesen, die durch die Stadt gestreunt sind. Ihr könnt sie mitnehmen. Siehst du? Ich bin gar nicht so ein komplettes Ungeheuer.«
»Die Busse müssen zuerst wieder aufgeladen werden.«
»Natürlich.« Die Eklund seufzte und winkte einem der Wachtposten bei den Panzern. »Dane hier wird euch zeigen, wo ihr eine funktionierende Ladestation findet. Fragt bloß nicht nach Essen, wir haben nicht mehr genug übrig. Wie es aussieht, kann ich meine eigenen Leute mit Mühe und Not versorgen.«
Stephanie musterte die Panzer; wenn sie sich genügend konzentrierte, konnte sie unter dem schweren Eisen die flüchtigen Umrisse schwerer Farmmechanoiden erkennen. »Was machen Sie und Ihre Armee eigentlich hier?«
»Ich dachte, das wäre offensichtlich? Ich habe die Verantwortung übernommen, die du so hoch einschätzt. Ich beschütze Mortonridge. Für dich und deine Freunde. Wir sind nur dreißig Kilometer von der Feuerschneise entfernt, die sie über den Kamm gezogen haben, und auf der anderen Seite bereitet sich diese Saldana-Prinzessin auf einen Krieg vor. Sie werden uns nicht in Frieden lassen, Stephanie Ash. Sie hassen und sie fürchten uns, eine scheußliche Kombination. Während du also herumziehst, um gute Taten zu vollbringen, vergiß bitte nicht, wer die Barbaren vor den Toren zurückhält.« Sie wandte sich ab und ging davon. Nach ein paar Schritten blieb sie wieder stehen. »Weißt du, eines Tages wirst du dich entscheiden müssen, wo deine Verpflichtungen liegen«, sagte sie über die Schulter. »Du hast gesagt, du würdest kämpfen, um sie daran zu hindern, dich wieder ins Jenseits zu stoßen; schön, falls du das immer noch vorhast, dann an meiner Seite.«
»Ho, wow, was für eine eisenharte Lady!« murmelte Cochrane.
»Definitiv«, stimmte Stephanie zu.
Dane stieg zusammen mit Cochrane in den Karma-Crusader und zeigte ihnen den Weg zu einer Reihe von Lagerhäusern direkt am Kai. Die langen Dächer waren mit Solarpaneelen überzogen. Nachdem sie die Busse an die Ladestationen angeschlossen hatten, rief Stephanie die anderen zusammen und berichtete ihnen, was Annette Eklund gesagt hatte.
»Wenn jemand lieber hierbleiben und warten will, während die Busse zur Feuerschneise fahren, dann kann ich das verstehen«, sagte sie. »Die Militärs könnten nervös werden angesichts vier großer
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