Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
Nein.«
»Und wie kommt es, daß Ihnen das weiße Feuer nichts ausgemacht hat?«
»Ich besitze eine eingebaute Resistenz. Man hielt es für angebracht, daß wir geschützt sind, wenn die Zeit gekommen ist. Und die Fähigkeit zur Realdysfunktion hat sich im Lauf der Jahre als äußerst nützlich erwiesen. Ich war bereits an einer ganzen Reihe von Orten, vollkommen ungewollt, wie ich hinzufügen möchte. Ich soll mich nämlich eigentlich unauffällig verhalten.«
»Dann sind Sie also doch ein Agent. Für wenn arbeiten Sie?«
»Agent impliziert eine aktive Rolle. Ich hingegen beobachte nur. Ich gehöre keiner Partei an.«
»Partei?«
»Das Königreich Kulu. Die Konföderation. Adamisten, Edeniten, Besessene. Parteien.«
»Aha. Werden Sie mich erschießen oder etwas in der Art?«
»Um Himmels willen, nein! Ich sagte doch bereits, ich bin lediglich zum Beobachten hier.«
Seine Antworten, ganz gleich, wie ernst sie gemeint sein mochten, konnten Moyo nicht beruhigen. »Und für wen beobachten Sie?«
»Ah. Das ist geheim, fürchte ich. Rein technisch betrachtet dürfte ich Ihnen nicht einmal soviel verraten. Doch die Umstände haben sich seit dem Beginn meiner Mission geändert. Diese Dinge sind heutzutage nicht mehr ganz so bedeutsam. Ich versuche nur, Sie ein wenig zu beruhigen.«
»Es funktioniert nicht.«
»Sie haben wirklich nichts von mir zu befürchten.«
»Sie sind kein Mensch, oder?«
»Sagen wir, ich bin zu neunundneunzig Prozent menschlich. Das reicht doch wohl, um mich als Mensch zu qualifizieren?«
Moyo wäre lieber gewesen, wenn Hugh Rosler sich entschieden dagegen verwahrt hätte. »Und was ist das eine Prozent?«
»Tut mir leid – geheim.«
»Xeno? Sie sind ein Xeno? Irgendeine unbekannte Rasse? Es gab immer diese Gerüchte über Kontakte in prätechnologischer Zeit, über Menschen, die entführt wurden, um mit ihnen Zuchtexperimente durchzuführen.«
Hugh Rosler kicherte. »Ach ja, das gute alte Roswell, ich erinnere mich. Die Zeitungen waren noch Jahrzehnte später voll mit Spekulationen. Aber ich glaube nicht, daß etwas Wahres an dieser Legende ist. Zumindest konnte ich niemals UFOs entdecken, als ich auf der Erde war, und ich war ziemlich lange dort.«
»Sie waren auf der …? Aber …«
»Ich gehe jetzt besser. Ihre Freunde werden sich bereits fragen, wo Sie so lange bleiben. Im nächsten Lagerhaus finden Sie eine funktionierende Toilette für die Kinder. Der Tank arbeitet nach dem Schwerkraftprinzip, daher gibt es keine Probleme.«
»Warten Sie! Warum beobachten Sie uns?«
»Um zu sehen, was geschieht. Was denn sonst?«
»Was geschieht? Sie meinen, wenn das Königreich uns angreift?«
»Nein. Das ist nicht wirklich wichtig. Ich möchte sehen, was aus Ihrer gesamten Rasse wird, jetzt, nachdem Sie das Jenseits entdeckt haben. Ich muß gestehen, ich finde das alles sehr aufregend. Ich warte schon viel zu lange auf diesen Tag. Das ist nämlich meine designierte Zielfunktion, wissen Sie?«
Moyo starrte ihn verständnislos an, und langsam wurde seine Furcht von Staunen und Entrüstung verdrängt. »Wie lange?« war alles, was er hervorbrachte.
»Achtzehn Jahrhunderte.« Rosler winkte fröhlich, wandte sich um und verschwand in den Schatten im hinteren Bereich des Lagerhauses. Sie schienen ihn förmlich in sich aufzusaugen.
»Was ist los mit dir?« fragte Stephanie, als Moyo langsam nach draußen in das düstere rote Licht und das fortwährende Donnergrollen trat.
»Lach mich bitte nicht aus, aber ich glaube, ich bin eben Methusalem begegnet. Oder zumindest seinem jüngeren Bruder.«
Louise hörte, wie die Luke der Messe aufglitt, und konnte sich bereits denken, wer es war. Seine Wache war vor fünfzehn Minuten zu Ende gegangen. Gerade lange genug, um zu zeigen, daß er es nicht eilig hatte, sie zu sehen.
Das Dumme mit der Jamrana, dachte Louise, ist ihr Layout. Die Ausstattung der Kabinen war nicht schlechter als die der Far Realm, doch statt der Pyramide aus vier runden Lebenserhaltungskapseln besaß das interplanetare Schiff lediglich eine einzige zylindrische Sektion, die über dem Gerüst für die Frachtcontainer saß. Die Decks waren übereinander angeordnet wie die Schichten einer Hochzeitstorte. Um jemanden zu finden mußte man nichts weiter tun als oben anzufangen und durch den zentralen Schacht hinunterklettern. Es gab keine Möglichkeit zu entkommen.
»Hallo, Louise.«
Sie bemühte sich um ein freundliches Lächeln. »Hallo, Pieri.«
Pieri Bushay war gerade
Weitere Kostenlose Bücher