Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
Fahrzeuge, die offensichtlich zur Grenze wollen.«
»Sie werden schon nicht gleich schießen«, sagte McPhee. »Jedenfalls nicht, solange wir die Grenze nicht wirklich überschreiten. Aber sie werden neugierig sein.«
»Meinst du wirklich?« fragte Tina ängstlich. Sie preßte ein großes Spitzentaschentuch auf ihre Lippen.
»Ich war dort«, sagte Dane. »Es war eine Erkundungsmission. Ich habe sie beobachtet, während sie mich beobachtet haben. Sie fangen keinen Streit an. Wie dein Freund gesagt hat, sie sind neugierig.«
»Wir sind fast da.« Stephanies starres Lächeln verriet ihre Nervosität. »Nur noch ein paar Stunden, das ist alles.« Sie blickte zu den Bussen zurück und setzte ein fröhliches Gesicht auf, als sie den Kindern hinter den Scheiben winkte. Die Erwachsenen hatten sich ausnahmslos von der düsteren Stimmung anstecken lassen, die von den roten Wolken am Himmel verbreitet wurde. »McPhee, Franklin, wenn ihr mir mit den Kindern helfen könntet? Sie können sich die Beine vertreten und sich erleichtern.«
»Kein Problem.«
Stephanie schmiegte sich für einen Augenblick in Moyos Arme. Er drückte ihr einen Kuß auf die Stirn. »Gib jetzt nicht auf.«
Sie lächelte scheu. »Nein, bestimmt nicht. Könntest du mir einen Gefallen tun und in den Lagerhäusern nach funktionierenden Toiletten sehen? Falls wir keine finden, muß der Fluß reichen.«
»Ich gehe und sehe nach.«
Die großen Rolltore des am nächsten stehenden Lagerhauses waren offen. Im Innern lagerten Rohre, Reihe um Reihe vom Boden bis unter die Decke. Die Beleuchtung brannte nicht, doch es fiel genügend rosafarbenes Licht durch das Tor, daß er etwas erkennen konnte. Er machte sich auf die Suche nach einem Büro.
Erstarrte Arbeitsmechanoiden standen in den Gängen, zum Teil noch mit Rohren in den Aktuatoren, die entweder in die Regale geräumt oder zum Versand fertig gemacht werden sollten. Ist wahrscheinlich gar nicht schwer, sie wieder zu aktivieren, dachte er. Aber zu welchem Zweck? Benötigte eine Gesellschaft von Besessenen Fabriken und Farmen? Eine gewisse Infrastruktur war notwendig, ganz ohne Zweifel, aber wieviel und von welcher Art? Etwas, das einfach und effizient war – und extrem lange hielt. Moyo war froh, daß nicht er es war, der sich über diese Dinge den Kopf zerbrechen mußte.
Eine Pyramide aus Rohren schirmte den Mann vor seiner Perzeption ab – jedenfalls sagte er sich das später immer wieder. Was auch immer der Grund war, Moyo bemerkte ihn erst, als er um eine Ecke bog und kaum fünf Meter von ihm entfernt stand. Es war kein Besessener. Moyo konnte seine Artgenossen spüren, das interne Glimmen der Zellen, die vom energistischen Zufluß aus dem Jenseits angeregt waren. Die biolektrischen Ströme dieses Mannes jedoch waren fast schwarz, und seine Gedanken waren schnell und lautlos.
Er sah absolut gewöhnlich aus in seiner blaßgrünen Hose, dem karierten Hemd und der ärmellosen Weste mit dem DataAxis-Emblem über der linken Brusttasche.
Moyo wurde von Panik übermannt. Ein Nicht-Besessener, der sich hier herumschlich, konnte nur ein Spion sein – was bedeutete, daß er bewaffnet war, höchstwahrscheinlich stark genug, um jeden Besessenen ohne viel Aufhebens zu liquidieren.
Weißes Feuer schoß aus Moyos Handflächen; eine instinktive Reaktion.
Die sengende Glut traf den Mann im Gesicht und floß um ihn herum, um in die Rohre dahinter zu schlagen. Moyo grunzte ungläubig; der Mann stand einfach da, als wäre es Wasser, das sich über ihn ergossen hatte.
Das weiße Feuer erlosch, und die Überreste zogen sich in Moyos Handflächen zurück. Er wimmerte und rechnete mit dem Schlimmsten. Er wird mich in das Jenseits zurückschicken. Sie haben einen Weg gefunden, unsere energistischen Kräfte zu neutralisieren. Wir haben verloren. Jetzt gibt es nur noch das Jenseits. Für alle Ewigkeit.
Er schloß die Augen. Dachte an Stephanie. Voller Sehnsucht und Verlangen.
Nichts geschah. Er öffnete die Augen wieder. Der Mann sah ihn leicht verlegen an. Hinter ihm troff geschmolzenes Metall zu Boden.
»Wer … wer sind Sie?« fragte Moyo heiser.
»Mein Name lautet Hugh Rosler. Ich habe in Exnall gewohnt.«
»Sind Sie uns hierher gefolgt?«
»Nein. Obwohl ich gesehen habe, wie Sie aus Exnall aufgebrochen sind. Reiner Zufall, daß wir uns hier begegnen.«
»Ah«, sagte Moyo vorsichtig. »Dann sind Sie also kein Spion?«
Eine Frage, die Rosler offensichtlich zu amüsieren schien. »Für das Königreich Kulu?
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