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Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Titel: Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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herzuschieben, während er weiter und weiter kroch. Der graue Polyp war schlüpfrig vom Wasser und Fäkalschlamm. Dariat hörte Tatiana hinter sich leise fluchen, als sie die Rückstände bemerkte, die sämtliche Wände und den Boden bedeckten.
    Alle vier Meter wurde die Röhre von Graten durchzogen, peristaltischen Muskelbändern, die den normalen Fluß des Abwassers unterstützten. Obwohl Rubra sie so stark wie nur irgend möglich weitete, bildeten sie bedrohliche Engstellen, die Dariat nur mit Mühe und Anstrengung überwand. Er hatte sich eben durch den dritten Ringmuskel gearbeitet, als Rubra sich meldete. – Sie haben die fünfzigste Etage erreicht. Kannst du sie bereits spüren?
    – Keine Chance. Also sind zumindest theoretisch auch sie nicht in der Lage, mich zu finden.
    – Aber sie kennen die allgemeine Richtung, und sie nähern sich dem Appartement.
    Dariat war zu sehr damit beschäftigt, sich Zentimeter für Zentimeter durch die Röhre zu schieben, um die Bilder zu betrachten, die Rubra ihm sandte. – Was ist mit dem Rest von ihnen?
    – Auf dem Weg nach unten. Die Treppenhäuser sind absolut dicht. Dort draußen sieht es aus, als wäre eine Stampede von Verrückten unterwegs.
    Dariat bahnte sich den Weg durch eine weitere Verengung.
    Das Licht seiner Hand zeigte ihm, daß die Röhrenwände zwei Meter voraus endeten. Ein dicker Ring Muskelmembran umgab den Rand. Dahinter befand sich ein leerer großer Raum. In der Dunkelheit konnte Dariat ein stetiges Plätschern wie von Regen hören.
    »Wir haben es geschafft!« rief er nach hinten.
    Die einzige Antwort war ein neuer Schwall von gegrunzten Flüchen.
    Dariat schob die verdreckten Kissen mit ihren verknoteten Schnüren über den Rand und hörte, wie sie platschend im Wasser landeten. Dann kletterte er selbst hinterher.
    Der Hauptaufnahmetrakt, in den der Abfluß mündete, verlief vertikal durch die gesamte Länge des Sternenkratzers. Er sammelte die Fäkalien der Bewohner, weggeworfene organische Materie und Schmutzwasser von jeder Etage und transportierte sie nach oben zu den mächtigen Reinigungsorganen an der Basis des Sternenkratzers. Dort wurden die organischen Komponenten ausgefiltert und im Anschluß daran durch ein Netzwerk spezieller Tubuli zu den Nährstofforganen in der südlichen Abschlußkappe gepumpt. Giftstoffe und Toxine wurden direkt in das All ausgestoßen. Das in den Reinigungsorganen gewonnene Frischwasser wurde in die Reservoirs des Habitats und in die Bäche der Parklandschaft zurückgespeist.
    Normalerweise war der Hauptaufnahmetrakt ein kontinuierlicher Strom. Jetzt jedoch hatte Rubra die Einlaßöffnungen geschlossen und das Wasser aus den Reinigungsorganen umgeleitet, so daß sich unten auf dem fünfzigsten Stock ein kleiner See gebildet hatte. Dariat sprang hinein und spürte das Wasser über sich zusammenschlagen. Ein paar hastige Stöße, und er war prustend zurück an der Oberfläche. Wenigstens war das Wasser relativ sauber. Er streckte die leuchtende Hand in die Luft, und eine grelle blaue Flamme flackerte an seinen Fingerspitzen auf. Sie enthüllte die wahren Dimensionen des Traktes: zwanzig Meter im Durchmesser, mit Wänden aus neutralgrauem Polyp, die die gleiche zerknitterte Oberflächenstruktur aufwiesen wie erodierter Granit. Ringsum befanden sich Röhrenauslässe, schwarze Öffnungen, deren Muskelmembranränder sich bewegten wie Fischmäuler. Die Kissen trieben ein paar Meter von Dariat entfernt.
    Tatiana hatte sich derweil mit den Schultern durch den Sphinkter geschoben und verrenkte sich den Hals, um einen Blick in die Runde zu werfen. Die schiere Höhe des Traktes verschluckte das Licht von Dariats kleiner Flamme; kaum fünfzehn Meter über der Wasserfläche herrschte nur noch Dunkelheit. Ein ständiger Regen fiel aus der Dunkelheit über ihnen.
    »Komm schon, raus mit dir!« rief Dariat. Er schwamm zu ihr zurück und half ihr durch die Öffnung. Sie schnappte nach Luft, als sie in das kalte Wasser tauchte, und zappelte ein paar Sekunden hilflos mit den Armen.
    Dariat schwamm zu den Kissen zurück und band sich eine der Schwimmhilfen um. Er mußte Tatiana helfen; die Kälte hatte ihre Finger taub gemacht. Als er fertig war, schlossen sich die Sphinktermuskeln ringsum lautlos.
    »Und was jetzt?« fragte Tatiana zähneklappernd.
    »Auf dem schnellsten Weg nach oben«, grinste er. »Rubra pumpt frisches Wasser in die Basis des Trakts. Es wird etwa zwanzig Minuten dauern, bis wir oben sind. Aber rechne lieber gleich

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