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Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Titel: Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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bevor er erneut beschleunigte.
    – Verdammt! Ich kriege überall im gesamten Habitat Stromausfälle! Das heißt in den Sektionen von mir selbst, die ich überhaupt noch wahrnehmen kann! Ich schrumpfe zusammen, mein Junge. Meine Gedanken … es gibt bereits eine Menge Stellen, an denen ich überhaupt nicht mehr bin! Hilf mir!
    – Die Realdysfunktion wird stärker. Fünf Minuten, Rubra. Halt noch fünf Minuten durch!
     
    Bonneys Khaki-Uniform färbte sich dunkler, und das Gewebe schien gleichzeitig stärker zu glänzen. Sie krümmte sich immer weiter nach vorn, während ihre Beine dünner wurden und sich nach außen bogen. Die Ohren wurden spitzer, das Haar gleichzeitig dünner. Dann war die Uniform ganz verschwunden und einer ledrigen schwarzen, haarlosen Haut gewichen.
    Plötzlich hob sie den Kopf, der jetzt aussah wie der eines Nagetiers, und stieß einen Schrei aus, der durch Mark und Bein ging. Ihr rundes Maul starrte vor spitzen Zähnen, und ihre Augen glitzerten in einem teuflischen Rot. Sie breitete die Arme aus, die sich in weite Schwingen verwandelt hatten.
    Die ledrige Membrane war dünn genug, um transparent zu sein, und enthüllte ein feines Netzwerk aus schwarzen Adern unter der bernsteinfarbenen Haut.
    – Verdammt! rief Rubra. – Das ist unmöglich! Es ist mir egal, wie sie aussieht; sie wiegt viel zuviel, um zu fliegen!
    – Das spielt keine Rolle mehr, erwiderte Dariat. – Die Realitätsdysfunktion ist inzwischen stark genug, um sie zu tragen. Wir befinden uns jetzt in einem Fabeluniversum. Wenn sie fliegen will, dann fliegt sie.
    Bonney rannte ein paar Schritte mit ausgebreiteten Schwingen über das Plateau, dann schlug sie einmal heftig – und war in der Luft. Unter stetigem Flügelschlag hob sie sich immer höher in die Luft, und ihre triumphierenden Schreie hallten über den nackten Polyp. Ihre Flugbahn ging in eine senkrechte Spirale über; sie stieg immer schneller, je stärker, kraftvoller und gleichmäßiger der Flügelschlag kam.
    – Sie wird uns einholen! sagte Dariat entsetzt. – Sie ist vor uns in der Axialkammer! Wir schaffen es nicht! Ich kann Tatiana nicht retten! »Anastasia!« rief er. »Liebe meines Lebens, es darf nicht so enden! Nicht noch einmal! Ich kann dich nicht noch einmal im Stich lassen!«
    Tatiana starrte ihn an, verständnislos und von Angst erfüllt.
    – Unternimm etwas! flehte er.
    – Und was, zum Beispiel? Rubras mentale Stimme klang schwach und desinteressiert.
    – Denken Sie an unsere Klassiker! sagte der Konsensus. – Vor dem heutigen Tag waren Ikarus und Daedalus die einzigen Menschen, die jemals mit eigenen Flügeln geflogen sind. Nur einer hat überlebt. Denk über das nach, was mit Ikarus geschehen ist.
    Bonney war bereits dreihundert Meter über dem Plateau und stieg in einer kräftigen Thermik nach oben, als ihr die Veränderung auffiel. Das Licht war anders – was in einem Habitat ganz und gar unmöglich war. Sie verlagerte ihr Gleichgewicht, verdrehte eine Flügelspitze und heulte voller Hochstimmung, als der Wind über ihr Gesicht fuhr. Vor ihr erstreckte sich die zylindrische Landschaft, übersät mit geschwungenen roten Wolkenfetzen. Zum ersten Mal fehlte das lebendige Funkeln des umlaufenden Salzwasserreservoirs. Das gesamte Band schien dunkler zu sein.
    Sie konnte nicht eine einzige Einzelheit im Bereich der südlichen Abschlußkappe erkennen. Und doch wurde das Licht rings um sie herum heller. Das konnte unmöglich sein. Die beiden Abschlußkappen lagen immer in einem Halbschatten, ein Effekt, der durch die axiale Lichtröhre selbst verursacht wurde, einem schlanken Geflecht aus organischen Leitern, die der Form des Habitats nachempfunden waren. An jedem Ende verengte sich dieses Geflecht zu einem nahezu massiven Kabelbündel, welches das Hauptsegment zwischen den beiden Naben hielt. Das Plasma in diesem Hauptsegment verblaßte in der Nähe der Naben zu einem schwachen violetten Schimmer.
    Und jetzt sah Bonney, wie sich dieses Plasma immer weiter von der südlichen Nabe entfernte, als Rubra die Energie erhöhte, die dort durch die Kabelstränge floß. Das magnetische Feld expandierte und drückte das Plasma durch die Lichtröhre in Richtung des anderen Endes. Und dort unterbrach Rubra in einem spezifischen Ausschnitt des Segments den Energiefluß vollkommen. Plasma schoß aus der entstandenen Lücke und dehnte sich feurig heiß aus, nachdem es sich von den einengenden magnetischen Feldlinien befreit hatte.
    Für Bonney war es, als wäre

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