Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Titel: Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
über ihr eine kleine Fusionsbombe detoniert, die ihren sich rasend schnell ausdehnenden Atompilz nach unten schickte.
    »All das nur für mich allein?« kreischte sie in ungläubigem Entsetzen.
    Die Luft im Bereich der Abschlußkappe wurde von dem rasenden Plasma zum Kochen gebracht, brach ihr die Flügel und wickelte sie ein wie in einen seidenen Umhang, während sie wie ein Stein zu Boden stürzte. Noch bevor sie unten aufschlagen konnte, fegte die Wellenfront aus Ionen über sie hinweg wie der feurige Atem eines zürnenden Sonnengottes. Sie besaß nicht die Zerstörungskraft einer richtigen Kernfusion; als das Plasma Bonney erreichte, war es kaum noch mehr als eine starke elektrische Entladung, die rasch jegliche Kohäsion verlor. Nichtsdestotrotz bewegte sie sich mit der fünffachen Geschwindigkeit eines natürlichen Tornados, und sie war mehrere Zehntausend Grad heiß. Bonneys Körper löste sich unter kupferfarbenen Leuchterscheinungen einfach auf. Die wenigen größeren Reste segelten auf die hellstrahlende Wüste hinunter und zogen lange schwarze Rauchfahnen hinter sich her.
     
    Sobald Dariat die Luke öffnete, ertönte eine laute Alarmsirene. Die Hälfte der Lichtpaneele im Korridor blinkte in einem drängenden Rot. Er ignorierte den Alarm und schwebte durch die kleine metallene Schleusenkammer.
    Die Rettungskapsel war eine einfache Kugel, vier Meter im Durchmesser, mit zwölf dick gepolsterten Liegen im Innenraum, die in einem großen Kreis angeordnet waren wie Blütenblätter. Die Schleuse befand sich in der Mitte des Kreises. Es gab nur ein einziges Instrumentenpaneel, kaum mehr als eine Reihe von Schaltern, mit denen sich die Kapsel aktivieren ließ. Dariat legte alle der Reihe nach um und wartete darauf, daß die Statusanzeigen grün leuchteten.
    Tatiana schob sich vorsichtig durch die Schleuse; sie sah aus, als sei ihr speiübel. Ihre dünnen Zöpfe standen ringsum vom Kopf ab, und die eingeflochtenen Perlen stießen unter leise klickenden Geräuschen aneinander.
    »Such dir eine Liege aus«, sagte Dariat. »Die Kapsel ist gleich soweit.«
    Sie schwebte vorsichtig zu einer der Beschleunigungsliegen und schob sich hinein. Das Sicherheitsnetz rollte aus den Seiten und schloß sich über ihr. Dariat nahm in der gegenüberliegenden Liege Platz, so daß ihre Füße zueinander zeigten. – Sind die anderen Kapseln aktiviert?
    – Ja. Jedenfalls die meisten. Dariat, ich existiere nicht mehr auf der anderen Seite der Sternenkratzer; ich kann dort weder sehen noch fühlen, ja, ich kann nicht einmal mehr denken.
    – Noch eine Minute, dann bin ich soweit. Er griff nach oben und betätigte den Startmechanismus. Die Schleusenluke glitt zu. »Ich werde dich jetzt verlassen, Tatiana. Horgan wird wieder Herr über seinen eigenen Körper. Kümmere dich um ihn; er ist erst fünfzehn Jahre alt. Er wird sehr unter dem Geschehenen leiden.«
    »Selbstverständlich, Dariat.«
    »Ich … ich weiß, daß Rubra uns nur zusammengebracht hat, um Druck auf mich auszuüben. Trotzdem, ich bin froh, daß wir uns begegnet sind.«
    »Ich auch. Ich habe eine Menge alter Gespenster mit mir herumgetragen. Du hast mir gezeigt, daß ich mich getäuscht habe.«
    »Wie?«
    »Ich dachte, Anastasia hätte einen Fehler gemacht mit dir. Aber sie hat sich nicht getäuscht. Es hat nur sehr lange gedauert, dich zu heilen. Sie wird sehr, sehr stolz sein auf dich, wenn du bei ihr bist.«
    Inzwischen schimmerten zwei Drittel von Valisks Hülle in einem sanften Purpur, und blendend helles rotes Licht fiel aus den Fenstern der Sternenkratzer. Im Innern hatten sich die Besessenen vereint, und jetzt konnten sie das gesamte Habitat spüren. Den Fluß der Flüssigkeiten und Gase in dem Plexus aus Tubuli und Rohren und Leitungen war ihnen mit einemmal so vertraut wie das Blut, daß durch ihre eigenen Venen und Arterien gepumpt wurde. Rubras helle Gedankenroutinen waren ebenfalls spürbar, wie Salven von Blitzen, die durch das neurale Stratum jagten. Unter ihrer gemeinsamen Anstrengung wurden seine Gedanken langsamer und dunkler, schwächer und schwächer, zogen sich immer weiter durch den Zylinder zurück, je beherrschender ihr Wille wurde, seinen unheilvollen Fluch aus ihren Leben zu verbannen.
    Sie wußten nun von all den Nicht-Besessenen, die Rubra überall im Innern des Habitats versteckt hielt. Achtundzwanzig von ihnen hatten Bonneys Jagd überlebt. Sie steckten in schwer zugänglichen Nischen und Alkoven, die es überall im Innern der Schalenstruktur

Weitere Kostenlose Bücher