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Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Titel: Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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schäumenden Wassers in unheimlicher Weise. Es klang beinahe wie eine organische Harmonie, die Tatiana durch Mark und Bein ging. Sie war außerordentlich froh, als die Geräusche endlich verebbten. Dariat stöhnte schwach in ihrer Umarmung, als würde er unter starken Schmerzen leiden. Die Flamme an seinen Fingerspitzen war erloschen, und sie trieben in absoluter Dunkelheit. Obwohl Tatiana nicht die Hand vor Augen sehen konnte, wußte sie, daß der Strudel langsamer geworden war und die Wasseroberfläche sich allmählich wieder glättete. Die Kälte sorgte dafür, daß sie schreckliche Kopfschmerzen bekam.
    Dariat fing an zu husten. »Heilige Scheiße.«
    »Alles in Ordnung mit dir?« fragte sie.
    »Ich werd’s überleben.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Wir werden nicht mehr gejagt«, antwortete er tonlos.
    »Und was jetzt?«
    »Rubra pumpt wieder Wasser in den Trakt. In etwa fünfzehn Minuten müßten wir oben angekommen sein.« Er hob die Hand, und die kleine blaue Flamme erwachte wieder zum Leben. »Glaubst du, du hältst so lange durch?«
    »Ich halte durch.«
     
    Langsam ging Bonney aus der Sternenkratzerlobby. Sie zitterte noch immer, obwohl eine wohltuend milde Brise an ihrer Khaki-Uniform zupfte. Fast ein Dutzend Besessene lungerten draußen vor der Lobby im Gras. Sie drängten sich in kleinen Gruppen zusammen und unterhielten sich leise und in besorgten Tönen. Als Bonney erschien, verstummten alle Gespräche. Sie starrten sie an; ihre Gedanken waren beherrscht von Zorn und Unwillen und ihre Gesichter versteinert und unversöhnlich. Es war der Keim der Revolution.
    Bonney erwiderte ihre Blicke kalt und trotzig, doch sie wußte genau, daß niemand je wieder ihren Befehlen gehorchen würde. Die Autorität von Kiera Salters Konzil war unten in den Tiefen des Sternenkratzers ertrunken. Wenn Bonney jetzt noch gegen Dariat und Rubra losziehen wollte, dann mußte sie es alleine tun. Einer gegen einen, die beste Art von Jagd, die es gab. Sie hob die Hand zum Mund und leckte über die blutigen Schrammen auf ihren Knöcheln. Ihr wildes Lächeln ließ die Besessenen zurückweichen, die ihr am nächsten standen.
    Neben der Lobby standen mehrere Geländewagen. Sie ging zum nächsten davon und drehte hart am Gashebel. Durchdrehende Reifen wirbelten das Gras auf, während sie das Lenkrad herumriß. Dann raste der Wagen in Richtung der nördlichen Abschlußkappe davon.
    Ihr Walkie-talkie meldete sich piepsend. »Es war eine großartige Jagd«, sagte Rubra, »aber sie ist vorbei. Du hast verloren. Fahr einfach eine schicke Bar an und genehmige dir einen Drink. Ich lade dich ein.«
    »Ich hab’ noch lange nicht verloren«, entgegnete sie trotzig. »Dariat ist noch immer irgendwo dort draußen. Und das bedeutet, daß ich immer noch gewinnen kann.«
    »Du hast verloren, und zwar auf der ganzen Linie. Deine Kollegen evakuieren sämtliche Sternenkratzer. Euer selbsternannter Rat ist am Ende. Von Kieras kleinem Imperium ist nichts mehr übrig. Ihr habt die Kontrolle verloren, und zwar gründlich.«
    »Mag sein, daß nichts mehr übrig ist«, sagte sie. »Außer mir und dem kleinen Mistkerl. Und ich werde ihn fangen, bevor er entwischen kann. Soweit bin ich nämlich bereits hinter seinen Plan gestiegen. Und du hilfst ihm zum Raumhafen. Der Teufel weiß warum, aber ich kann dir immer noch das Spiel verderben, genau wie du mir. Das ist Gerechtigkeit. Und es macht Spaß.«
     
    – Das ist vielleicht eine Irre! sagte Dariat.
    – Und sie bedeutet echten Ärger, von Anfang an, sagte Rubra.
    – Bis zum bitteren Ende, wie es aussieht. Ganz besonders, wenn sie es vor mir bis zur Raumhafenspindel schafft. Was durchaus möglich ist. Das Wasser stand inzwischen bis zur zweiten Etage. Dariat konnte das Ende des mächtigen Aufnahmetrakts erkennen, ein kleiner dunstiger Lichtpunkt, der weit über ihm schimmerte.
    Neunzig Sekunden später erreichten sie das Niveau der Zisternenkammer. Es war eine gewaltige halbkugelförmige Kammer, deren Wände von sechs großen Wasseraustrittsrohren durchbrochen wurden. Noch immer liefen dicke Wasserströme an den Wänden herab und über den Rand des Aufnahmetrakts.
    Dariat schwamm mit ein paar kräftigen Zügen zur Lippe und zog Tatiana hinter sich her. Sie hatte inzwischen fast das Bewußtsein verloren; die Kälte hatte ihren gesamten Körper durchdrungen. Selbst mit seiner energistischen Kraft war es schwer, sie aus dem Wasser zu ziehen. Nachdem sie draußen war, sank er kraftlos neben ihr zu Boden und

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