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Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist

Titel: Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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der liebenden Umarmung, die ringsum aufzusteigen schien. Sie hatten angefangen! Sie hatten angefangen, ihre Macht zu vereinen, ihre Willenskraft, und trafen die letzten Vorbereitungen. Sie hatten aufgegeben, kapituliert vor ihrer eigenen erbärmlichen Furcht. Bald schon würde Valisk aus diesem Universum verschwinden, sie vor jeder denkbaren Bedrohung schützen und ihnen ein Leben in ewiger Langeweile bescheren.
    Nun, nicht Bonney. Einer der Hellhawks konnte sie wegbringen, irgendwohin, wo es Kampf und Abenteuer gab. Aber zuerst würde sie mit diesem verdammten Dariat abrechnen. Soviel Zeit würde noch bleiben. Soviel Zeit mußte einfach sein.
    Der Wagen wurde noch schneller. Ihre hartnäckige Sturheit zweigte einen Teil der ungeheuerlichen Realdysfunktion ab, die sich rings um das Habitat zu bilden begonnen hatte. Das schier Unfaßbare stand im Begriff, harte Realität zu werden.
    Bonney lachte hämisch, als sie über den Weg raste und hinter sich eine mächtige ockerfarbene Staubwolke aufwirbelte, während ringsum die winzigen Grasflecken, Kakteen und Flechten willkürlich große, farbenprächtige Blüten bildeten. Die nackte Einöde verwandelte sich leise und wunderbar in einen üppigen bunten Garten Eden, während die neuen Herren des Habitats die Vorbereitungen abschlossen, um ihre Vision des Paradieses Wirklichkeit werden zu lassen.
     
    Der Konsensus vom Kohistan hatte einen unendlichen Vorrat an Fragen, was die Natur der Possession und das Jenseits anging. Dariat saß still in dem Waggon, der ihn und Tatiana zur Axialkammer brachte, und bemühte sich, so viele Antworten zu geben wie möglich. Er ließ den Konsensus sogar die entsetzlichen Schreie der Verlorenen Seelen hören, die jeden seiner Gedanken befielen. Damit der Konsensus wußte und verstand, was für ein schrecklicher, unwiderstehlicher Zwang auf jedem Besessenen lastete und ihn antrieb.
    – Ich fühle mich eigenartig, verkündete Rubra mit einemmal. – Es ist, als wäre ich betrunken oder halb betäubt. Ich glaube, sie haben angefangen, meine Gedankenroutinen zu durchdringen.
    – Nein, widersprach Dariat. Jetzt spürte er es selbst. Die Realdysfunktion hatte begonnen, den Polyp der Hülle zu durchdringen. In der Ferne begrüßte ein Chorus von Bewußtseinen mit einer freudigen Hymne den anbrechenden Jüngsten Tag. – Sie bereiten sich darauf vor, das Universum zu verlassen. Wir haben nicht mehr viel Zeit.
    – Das können wir bestätigen, sagte der Konsensus. – Unsere beobachtenden Voidhawks berichten, daß große Flecken von rotem Licht auf dem Polyp des Habitats erscheinen. Die Hellhawks scheinen höchst aufgeregt. Sie verlassen ihre Simse.
    – Laß es nicht geschehen, Junge, sagte Rubra. – Komm zu mir. Bitte. Beginne deinen Transfer jetzt. Wir können immer noch gewinnen. Wir können sie immer noch daran hindern, Valisk in ihren verdammten Himmel zu bringen. Wir können ihnen den Spaß verderben.
    – Aber nicht, solange Tatiana hier ist. Ich kann sie nicht ihrem Schicksal überlassen. Wir haben noch ein wenig Zeit.
    – Bonney hat das Plateau fast erreicht.
    – Und wir sind fast an der Basis der Abschlußkappe. Dieser Waggon kann direkt bis zur Axialkammer weiterfahren. Sie muß drei Kilometer Treppen ersteigen. Wir schaffen es ganz leicht.
     
    Blauer Rauch stieg von den Reifen des Geländewagens auf, als Bonney das Gefährt schlitternd vor dem dunklen Eingang der Passage zum Stehen brachte. Als sie vom Fahrersitz sprang, ragten ihre spitzen oberen Vorderzähne über die Unterlippe hinaus und erzeugten ein permanentes Raubtiergrinsen. Sie verengte die schmerzenden, rotgeränderten Augen zu schmalen Schlitzen, als sie den Kopf in den Nacken legte und zu dem immer steiler werdenden Kliff hinaufspähte, als sei es eine optische Täuschung. Jede Bewegung war zeitlupenartig langsam. Ihr Atem ging schwer und stoßweise.
    Sie ignorierte die Passage und stand vollkommen still. Sie brachte ihre Arme nach vorn und kreuzte die Hände vor dem Leib. Ihr Kopf sank nach vorn, tiefer und tiefer, und sie schloß die Augen ganz.
     
    – Was, zur Hölle, macht sie jetzt? fragte Dariat. – Sie hatte es so verdammt eilig, nach oben zu kommen.
    – Sieht aus, als würde sie beten.
    – Irgendwie bezweifle ich das.
    Der Waggon erreichte die Basis der Abschlußkappe und fuhr durch den Hang hindurch in Richtung der Axialkammer weiter. Ein durchdringendes kreischendes Geräusch ertönte im Innern. Dariat spürte, wie der Waggon zunächst langsamer wurde,

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