Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
wenn Knox ihn herbeizitierte, und das geschah immer nur dann, wenn der Kommandant wieder einmal meinte, sich über irgend etwas beschweren zu müssen. Inzwischen achtete Jed darauf, daß er jedesmal wenigstens Beth und diesen Gerald Skibbow mitbrachte; es machte die Begegnung mit dem Kommandanten der Leonora Cephei zu einer Erfahrung, die nicht ganz so demütigend war wie Digger.
»Wenn das hier die richtigen Koordinaten sind, dann werden sie kommen«, beharrte Jed. Es war die richtige Zeit für das Rendezvous, aber wo blieb das Raumschiff? Er wagte nicht, Beth anzusehen. Sie schien keinerlei Mitgefühl für seine Lage zu empfinden.
»Noch eine Stunde«, sagte Knox. »Mehr Zeit gebe ich euch nicht mehr, bevor wir zum Tanami aufbrechen. Dort wartet richtige Fracht auf mein Schiff.«
»Wir warten verdammt noch mal so lange, wie es nötig ist«, sagte Beth.
»Ihr kriegt, wofür ihr bezahlt habt.«
»Wenn das so ist, warten wir noch mindestens sechs Monate; genausoviel haben wir nämlich für diesen Trip bezahlt.«
»Eine Stunde.«
Knox’ bleiche Haut rötete sich schon wieder; er war es nicht gewohnt, wenn seine Kommandoentscheidungen auf seiner eigenen Brücke in Frage gestellt wurden.
»Unsinn! Wir bleiben so lange hier, wie es dauert. Richtig, Jed?«
»Äh … ja. Wir könnten wirklich noch ein wenig länger warten.« Er wand sich unter Beth’ stiller Verachtung. Knox gestikulierte in gespielter Vernunft. »So lange, bis uns der Sauerstoff ausgegangen ist? Oder können wir vorher einen Raumhafen anfliegen?«
»Sie regenerieren die Atmosphäre an Bord«, entgegnete Beth. »Hören Sie doch endlich auf, so stur zu sein. Wir warten, bis unser Schiff eingetroffen ist. Das ist mein letztes Wort.«
»Ihr Kinder seid einfach vollkommen übergeschnappt! Ihr habt nicht gesehen, wie meine eigenen Kinder zu dieser Kiera übergelaufen sind. Was glaubt ihr eigentlich, was mit euch geschieht, sobald ihr in Valisk angekommen seid? Diese Kiera belügt euch nach Strich und Faden!«
»Nein, das tut sie nicht!« widersprach Jed hitzig.
Knox war wegen der Heftigkeit seiner Reaktion überrascht. »Also gut, Junge. Ich verstehe. Auch ich habe mit meinen Eiern gedacht, als ich noch in deinem Alter war.« Er zwinkerte Beth zu.
Sie funkelte ihn wütend an.
»Wir warten, so lange es eben dauert«, sagte Gerald leise. »Wir fliegen nach Valisk, wir alle. Dafür habe ich Sie bezahlt, Kommandant.« Es fiel Gerald schwer, ruhig zu bleiben, wenn die Menschen über Marie redeten, ganz besonders, wenn sie so redeten, als sei sie eine alte Freundin. Seit sie aufgebrochen waren, hatte er es irgendwie geschafft, seine Zunge zu zügeln. Das Leben war viel leichter an Bord des kleinen Schiffes; die einfache Routine, mit der sich das gesamte tägliche Leben abspielte, gab ihm Sicherheit und Trost. Deswegen brachte es ihn auch nicht aus der Fassung, wenn sie über Marie redeten und den Dämon vergötterten, der ihren Körper übernommen hatte. Sie redeten so, weil sie es nicht anders wußten. Und Gerald war ihnen gegenüber tolerant. Loren wäre stolz auf ihn gewesen, hätte sie gesehen, wie gut er sich in der Gewalt hatte.
»Also gut, meinetwegen warten wir noch eine Weile«, gab Knox schließlich nach. »Schließlich ist es Ihr Charter.« Knox wurde immer kleinlaut, wenn Skibbow anfing zu reden. Dieser Mann hatte Ausraster. Man wußte nie, ob er explodieren würde oder nicht. Bis jetzt hatte Skibbow noch keinen Wutanfall gehabt und war noch nicht gewalttätig geworden. Bis jetzt.
Fünfzehn Minuten später vergaß Knox seine kleinen Probleme und Querelen, als das Radar ein kleines Objekt in einer Entfernung von drei Kilometern entdeckte, das eine Millisekunde zuvor noch nicht dort gewesen war. Es war das übliche merkwürdige periphere Rauschen, das einen Wurmloch-Terminus anzeigte, und das Objekt darin wurde rasend schnell größer. Knox schaltete sich auf die Sensoren der Leonora Cephei und beobachtete, wie das BiTek-Raumschiff ganz in den Normalraum zurückkehrte.
»Bei allen Heiligen!« stöhnte er. »Ihr verrückten kleinen Bastarde! Wir sind allesamt tot. Mausetot!«
Die Mindori schlüpfte aus ihrem Wurmloch und breitete die gewaltigen Schwingen aus. Sie verdrehte den Kopf und fixierte die Leonora Cephei mit einem einschüchternd starren Blick.
Jed sah in eine der AV-Säulen auf der Brücke und beobachtete, wie der riesige Hellhawk seine Schwingen ausbreitete und mit langsamen, majestätischen Schwüngen und irrsinniger
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