Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
Ich wollte nicht, daß man darauf aufmerksam wird.«
»Eine sehr kluge Vorsichtsmaßnahme. Also wissen diese Kader, daß wir hier sind?«
»Nein. Sie haben nicht die leiseste Ahnung. Niemand sonst weiß etwas; ich schwöre es. Voi hat gesagt, daß sie einen sicheren Raum braucht. Ich habe sogar mit Bargeld bezahlt.«
Vielleicht ist nach all dem ja doch noch etwas zu retten, dachte Alkad. »Ich sag’ Ihnen was, Lodi: Ich gehe kurz duschen, und hinterher erzählen Sie mir mehr über Ihre kleine Gruppe, ja?«
Wie es bei den meisten Schiffsbesatzungen der Fall war, wenn sie im Dock lagen, zog Joshua es vor, in einem Hotel zu übernachten, auch wenn es nur für eine einzige Nacht war. Das war nicht unbedingt bequemer als an Bord der Lady Macbeth, doch es bedeutete ein wenig Abwechslung. Diesmal jedoch kehrten alle geschlossen an Bord zurück, und Joshua evakuierte den Andockschlauch, nachdem die Luftschleuse hinter ihnen zugeglitten war. Damit würde er zwar niemanden aufhalten, der einen Raumanzug trug, doch die Lady Macbeth verfügte über zahlreiche interne Sicherheitssysteme. Außerdem … in Joshuas Hinterkopf regte sich der Gedanke, daß ein Besessener große Probleme mit einem hochtechnisierten SII-Raumanzug haben würde. Falls Kelly sich nicht irrte, dann mußten die unbezähmbaren energistischen Kräfte der Besessenen die Anzugprozessoren völlig durcheinanderbringen.
Joshua wickelte sich in seinen Schlafkokon, und zum ersten Mal seit Tagen ging seine Paranoia auf ein erträgliches Maß zurück.
Fünf Stunden später schwebten sie nacheinander in die Kombüse und sammelten sich zu einem ernsten, schweigsamen Frühstück. Jeder hatte die lokalen Nachrichten gesehen. Der Mord an Ikela war das Thema der Stunde.
Ashly starrte in den AV-Projektor der Kombüse, während er seine Cornflakes in den Milchbeutel gab. »An der Geschichte ist etwas faul«, brummte der Pilot. »Zuviel Rauch, zu wenig Feuer. Die Polizei hätte längst eine Verhaftung vornehmen müssen. Wo soll sich eine so bekannte Persönlichkeit wie dieser Lamu in einem Asteroiden schon verstecken?«
Joshua blickte von seinem Grapefruit-Trinkkarton auf. »Du glaubst, Mzu steckt dahinter?«
»Nein.« Ashly nahm den kühlen Milchbeutel und schluckte einen Mundvoll von dem aufgeweichten Brei. »Ich denke eher, irgend jemand, der hinter Mzu her ist, hat es getan. Ikela kam in den Weg. Die Polizei muß das wissen. Sie darf es nur nicht an die Öffentlichkeit tragen.«
»Du meinst, sie haben Mzu?« fragte Melvyn.
»Bin ich vielleicht Telepath?«
»Das sind doch alles nur Vermutungen«, wandte Beaulieu ein. »Wir besitzen einfach nicht genügend Informationen, um Spekulationen anzustellen.«
»Aber wir können spekulieren, wer außer uns sonst noch versuchen könnte, sie zu fangen«, widersprach Melvyn. »Wenn ihr mich fragt, ich setze mein ganzes Geld darauf, daß die Geheimdienste dahinterstecken. Wenn wir herausfinden können, daß sie hierhergekommen ist, dann können sie es zweimal. Und das bedeutet ernste Probleme, Boß. Wenn die Geheimdienste sogar jemanden wie Ikela ungestraft töten können, dann macht es ihnen bestimmt nichts aus, uns beiseite zu räumen.«
Joshua tauschte seinen leeren Trinkkarton gegen einen Beutel Tee und ein Croissant. Er ließ den Blick über seine Besatzung schweifen, während er auf dem frischen Gebäck kaute (ein weiterer Grund, aus dem er Hotels mochte; Bordnahrung war immer weich und klebrig, um in der Schwerelosigkeit Krümel zu vermeiden). Melvyns Bemerkung war beunruhigend; keiner von ihnen war wirklich an persönliche Gefahren gewöhnt. Raumschiffsschlachten waren etwas ganz anderes. Außerdem lauerte stets die Möglichkeit im Hintergrund, einem Besessenen zu begegnen. »Beaulieu hat recht. Wir besitzen einfach noch nicht genügend Informationen. Wir werden den Morgen damit verbringen, das zu korrigieren. Melvyn und Ashly, ihr bleibt zusammen. Ich möchte, daß ihr euch auf die Gesellschaften konzentriert, die Waffen herstellen. Versucht herauszufinden, ob irgend jemand die Art von Dingen herstellt und liefert, die Mzu benötigt, um ihren Alchimisten zu bergen und abzufeuern. Prinzipiell also ein Raumschiff, aber es muß entsprechend ausgerüstet werden. Falls wir Glück haben, hat sie ungewöhnliche oder speziell angefertigte Apparaturen bestellt. Dahybi, Beaulieu – ihr beide versucht herauszufinden, wo eine gewisse Daphine Kigano abgeblieben ist, wo sie zuletzt gesehen wurde, die Nummer ihrer
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