Armageddon 04 - Der Neutronium-Alchimist
direkt zu ihrem obersten Boß. Diese Art von Geschäften erfolgt nach einer bestimmten Etikette, verstehst du?«
»Also schön, dann kriegst du eben deinen Termin. Was dann?«
»Das weiß ich erst, wenn ich dort bin. Vergiß nicht, daß ich lediglich Informationen sammle. Alles ist nützlich, selbst wenn es negativ ist. Also halt die Augen offen und zeichne alles auf, ja?«
»Aye, aye, Captain.«
»Gut. Hör zu, wir sind in erster Linie an Fakten über Ikelas Leben interessiert. Wir wissen, daß er ein garissanischer Flüchtling ist, aber wer ist aus seiner Vergangenheit noch bei ihm? War er ein starker Nationalist? Namen, Kontakte, dieses ganze Zeug.«
»Joshua, meine Persönlichkeit hat unter der Replikation keinen Schaden genommen. Ich kann immer noch für mich selbst denken.«
»Na wunderbar. Jetzt habe ich einen affektierten Leibwächter!«
»Joshua, Liebling, das ist keine Affektiertheit.«
Er blieb stehen und richtete den Finger auf den massigen Sergeant. »Jetzt hör mal gut zu …«
»Da! Das ist Pauline Webb!« sagte Ione.
»Was? Wer?«
Drei Personen marschierten durch die Halle auf Joshua zu. Zwei afrikanisch-etnische Männer mit einer weißhäutigen Frau in ihrer Mitte. Der Anblick der Männer gefiel ihm nicht im geringsten. Sie trugen zwar ganz gewöhnliche Geschäftsanzüge, aber Kampfausrüstung hätte besser zu ihnen gepaßt. Sie waren aufgerüstet, und ganz ohne Zweifel trugen sie eine Vielzahl tödlicher Implantate in sich.
Pauline Webb blieb zwei Meter vor Joshua stehen und musterte den Sergeant mit einem neugierigen Blick. »Ihre Verabredung ist abgesagt, Calvert. Sammeln Sie Ihre Besatzung ein, gehen Sie an Bord Ihres Schiffs und verschwinden Sie zurück nach Hause. Heute noch.«
Joshua setzte sein nonchalantestes Grinsen auf. »Pauline Webb! Das nenne ich einmal eine Überraschung, Sie hier zu treffen!«
Pauline Webb starrte ein weiteres Mal aus zusammengekniffenen Augen mißtrauisch auf den Sergeant. »Diese Geschichte geht Sie von diesem Augenblick ab nichts mehr an.«
»Sie geht jeden an«, sagte Ione. »Und ganz besonders mich.«
»Ich wußte nicht, daß ihr Dinger überhaupt unabhängig operieren könnt.«
»Jetzt wissen Sie es«, sagte Joshua freundlich. »Wenn Sie uns nun freundlicherweise vorbeilassen würden …?«
Der Mann direkt vor Joshua spreizte die Beine leicht und verschränkte die Arme vor der Brust. Ein unüberwindliches Hindernis. Er grinste Joshua wölfisch an.
»Äh … vielleicht könnten wir ein Arrangement vereinbaren …?«
»Das Arrangement ist ganz einfach«, sagte Pauline Webb. »Wenn Sie von hier verschwinden, leben Sie vielleicht noch eine Weile.«
»Komm jetzt, Joshua«, sagte Ione. Die allzu menschliche Hand des Sergeants legte sich auf seine Schulter und zwang ihn, sich umzudrehen.
»Aber …«
»Komm jetzt.«
»Das ist ein kluger Ratschlag«, sagte Pauline Webb. »Hören Sie auf ihn, Calvert.«
Nach ein paar Schritten ließ Ione Joshuas Schulter wieder los. Er schäumte vor Wut, doch er ließ sich von dem Sergeant durch die Halle und zu den Lifts eskortieren. Als er einen Blick über die Schulter nach hinten warf, sah er, daß Pauline Webb und ihre beiden Schergen ungerührt dastanden und ihn beobachteten.
»Aber sie ist hier nicht zu Hause!« zischte er den Sergeant an. »Wir hätten eine Szene machen können! Sie in Schwierigkeiten bringen! Die Polizei hätte sie genauso aus dem Verkehr gezogen wie uns!«
»Jeder Zwischenfall mit den Behörden wird zu ihren Gunsten ausgehen, Joshua. Sie ist Agentin der KNIS und mit der Verfolgung von Mzu beauftragt. Das lokale Büro der Konföderierten Navy hätte ihr Rückendeckung gegeben, und wir beide hätten bis zum Hals im Dreck gesteckt, ganz zu schweigen vom Gefängnis.«
»Aber, woher zur Hölle, wußte diese Webb, wohin ich wollte?«
»Ich denke, die Besatzung der Lady Macbeth steht unter schärfster Überwachung.«
»Meine Güte!«
»Genau. Uns bleibt nichts anderes übrig; wir müssen uns zurückziehen und eine vollkommen neue Strategie zu entwickeln.«
Sie kamen bei den Aufzugtüren an, und per Datavis rief Joshua eine Kabine für die Rückfahrt in die Axialkammer herbei. Er warf einen weiteren Blick über die Schulter auf Pauline Webb, und ein verschlagenes Grinsen schlich sich in sein Gesicht. »Du weißt, was das zu bedeuten hat, nicht wahr?«
»Was?«
»Die Geheimdienste haben Mzu auch noch nicht. Wir sind immer noch im Spiel.«
»Das ist logisch.«
»Selbstverständlich ist
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