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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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wohl erst recht auf halbem Weg in den Orbit hinauf.
    Sie bedachte die wartenden Flaschen mit einem unglücklichen Blick; sie wußte, daß der Inhalt für sie und ihre Leute verloren war, wenn sie einen offiziellen Bericht wegen des Stromausfalls in das Logbuch eintrug. Die Inspektoren der Company würden die gesamte Liftkapsel auseinandernehmen. Sorgfältig löschte sie den angefangenen Bestandsbericht wieder, dann befahl sie dem Prozessorblock der Lounge, einen Datavis-Kanal zum Operateur der Kapsel zu öffnen.
    Der Ruf erreichte niemals seinen Adressaten. Statt dessen empfing die Chefstewardeß eine Prioritätssendung vom Sicherheitsbüro des Ankunftsgebäudes, in der sie angewiesen wurde, sich nicht von der Stelle zu rühren. Draußen schrillte eine Alarmsirene los. Das Geräusch ließ sie zusammenzucken; in den elf Jahren, die sie nun für die Company arbeitete, hatte sie die Sirene niemals außerhalb praktischer Notübungen vernommen.
    Quinn hörte das Schrillen nur unterdrückt. Er hatte beobachtet, wie die Schleusentüren erzitterten, und gespürt, wie die empfindlichen elektronischen Muster der Prozessorblocks in seiner Umgebung zusammengebrochen waren, als er sich durch das Tor schob. Er konnte nichts dagegen tun; seine gesamte Konzentration war erforderlich, um die energistischen Kräfte in das richtige Muster zu leiten. Diesmal schien genau dieses Muster überdurchschnittlich starken Einfluß auf nahegelegene Elektronik auszuüben, und das, obwohl nichts geschehen war, als er aus dem Reich der Geister in die Royal Class Lounge der Orbitalkapsel geschlüpfte war. Selbstverständlich hatte er sich beim Betreten nicht verausgabt, wie es jetzt der Fall war, im Gegenteil, er hatte seine Kräfte zurückgehalten.
    Ah, das war etwas, woran er in Zukunft früher würde denken müssen.
    Dicke Sicherheitstüren schoben sich quer über den Korridor; die Bummler unter den Passagieren saßen in der Falle. Quinn spazierte an ihnen vorbei und kam vor der Sicherheitstür an. Sie setzte seinen Bemühungen nur einen geringfügigen Widerstand entgegen, kaum mehr als ein Vorhang aus Wasser.
    Der Ankunftskomplex auf der anderen Seite bestand aus einer Reihe von großartigen Empfangshallen, die sich über mehrere Ebenen zogen, untereinander verbunden durch weitläufige Rolltreppen und Gehsteige. Der Komplex konnte siebzig Orbitalkapseln voller Passagiere gleichzeitig abfertigen, eine Kapazität, die zu kaum fünfundzwanzig Prozent ausgeschöpft wurde, seit die gegenwärtige Krise ihren Anfang genommen hatte. Während Quinn die versiegelte Abschlußkammer am Ende des Korridors überwand, war sein erster Eindruck, daß die Grills der Klimaanlagen reines Adrenalin statt Luft in die Halle pumpten.
    Unten auf der Hauptebene rannte eine große Menschenmenge in Deckung. Die Leute wußten nicht, wohin sie flüchten sollten – die Ausgänge waren allesamt versperrt –, doch sie wußten, wo sie nicht sein wollten, und das war irgendwo in der Nähe der Orbitalkapsel, die offensichtlich voller Besessener war. Es schien verdammt sicher, daß es keinen anderen Grund für einen Sicherheitsalarm in diesem Ausmaß geben konnte.
    Auf Quinns Ebene weiter oben rannten aufgepeitschte Sicherheitsbeamte in sperrigen kinetischen Anzügen in Richtung der Zutrittskammer. Offiziere brüllten Befehle. Die Passagiere aus der Orbitalkapsel wurden mit vorgehaltenen Waffen zusammengetrieben und auf die Knie gezwungen. Wer zu protestieren wagte, wurde mit einem Elektrostab diszipliniert. Drei betäubte Passagiere lagen bereits mit unkontrolliert zuckenden Gliedmaßen am Boden, was die übrigen zu widerstandsloser Kooperation animierte.
    Quinn trat zu der Reihe von Wachen, die vor dem Sicherheitstor der Zutrittskammer in einem Halbkreis in Stellung gegangen waren und ihre kurzläufigen Waffen im Anschlag hielten. Er umrundete einen der Posten, um die Waffe genauer in Augenschein zu nehmen. Die Frau erschauerte, als würde eine kalte Brise durch die überlappenden Platten ihres Panzers fahren. Die Waffe war eine Art Maschinenpistole. Quinn kannte sich gut genug aus, um zu wissen, daß sie chemisch angetriebene Projektile verschoß. Am Gürtel der Frau hingen außerdem mehrere Granaten.
    Obwohl Gottes Bruder ihm eine weit größere energistische Macht verliehen hatte als einem durchschnittlichen Besessenen, würde auch Quinn alle Mühe haben, um sich gegen alle achtzehn Maschinenpistolen gleichzeitig zu verteidigen, sollten sie das Feuer auf ihn eröffnen.

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