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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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den Weg frei für die nächste Kapsel.
    Luftschleusen glitten auf und gaben den Blick frei auf lange Ziehharmonikakorridore, die in den Ankunftskomplex führten – wo dreimal so viele Zoll-, Einreise- und Sicherheitsbeamte wie üblich warteten, um die Passagiere zu überprüfen. Quinn seufzte in milder Resignation. Er hatte den Trip nach unten genossen und mit ihm sämtliche Annehmlichkeiten, die die Royal Class Lounge bieten konnte. Eine willkommene Pause zur Kontemplation, unterstützt von den Norfolk Tears, die er unentwegt getrunken hatte.
    Quinn war mit einem einzigen Ziel vor Augen auf der Erde eingetroffen: Eroberung. Jetzt hatte er wenigstens eine Vorstellung davon, wie er vorgehen mußte, um diesen Planeten für seinen Gott zu unterwerfen. Die Art von exponentieller brutaler Gewalt, mit der die Besessenen bisher vorgegangen waren, kam auf der Erde nicht in Frage. Dazu waren die Arkologien einfach zu sehr voneinander isoliert. Es war eigenartig, aber je länger Quinn darüber nachdachte, desto mehr kam er zu dem Schluß, daß die Erde eine Miniaturausgabe der Konföderation selbst war, daß ihre gigantischen Bevölkerungszentren durch eine amoklaufende Natur voneinander getrennt waren, die beinahe so lebensfeindlich war wie der Weltraum selbst. Er würde die Samen seiner Revolution sehr sorgfältig aussäen müssen. Falls GovCentral jemals den Verdacht hegen würde, daß Besessene auf der Erde frei umherliefen, würde die betroffene Arkologie ohne Zweifel unter Quarantäne gestellt werden. Und Quinn wußte, daß er selbst mit all seinen energistischen Fähigkeiten nicht mehr würde entfliehen können, sobald die unterirdischen Vakzüge erst abgeschaltet worden waren.
    Die meisten der anderen Passagiere waren inzwischen ausgestiegen, und die Chefstewardeß blickte in Quinns Richtung. Er erhob sich langsam aus seinem tiefen Ledersessel und streckte sich, um die Müdigkeit aus den Gliedern zu vertreiben. Es war absolut ausgeschlossen, daß er am Schalter der Einreisekontrolle vorbeikommen würde, geschweige denn die Sicherheitsüberprüfungen passieren.
    Er ging zur Luftschleuse und konzentrierte seine energistischen Fähigkeiten, um sie mental in das inzwischen vertraute neue Muster zu lenken. Die Energien krochen über seinen Körper, und Nadeln aus Statik penetrierten jede einzelne Zelle. Ein leises Stöhnen war das einzige äußere Anzeichen der Groteskerie, die er bei seinem Durchgang in das Reich der Geister erfuhr. Sein Herz hörte auf zu schlagen, sein Atem stockte, und die Welt ringsum verlor ihre materielle Festigkeit. Die Solidität der Wände und des Bodens war noch immer vorhanden, doch ephemerisch. Irrelevant, wenn er sich wirklich konzentrierte.
    Die Chefstewardeß beobachtete, wie ihr letzter Passagier in die Luftschleuse trat, und wandte sich wieder der Bar zu. Unter dem Tresen befanden sich mehrere Gratisflaschen Norfolk Tears und anderer kostspieliger Spirituosen und Liköre, die ihr Team auf dem Weg nach unten geöffnet hatte. Sie achteten sorgsam darauf, nie viel in den Flaschen zurückzulassen, höchstens ein Drittel, bevor sie eine weitere öffneten. Doch selbst eine Drittel Flasche Norfolk Tears war noch eine kostbare Ware.
    Die Chefstewardeß machte sich daran, all die geöffneten Flaschen in ihrem Kontrollbuch als leer auszutragen. Das Team würde sie später unter sich aufteilen, die privaten Flaschen damit auffüllen und mit nach Hause nehmen. So lange sie nicht zu gierig wurden, würde der Supervisor der Company nichts unternehmen. Mit einem Mal verwandelte sich der Datavis-Strom ihres Prozessorblocks in Unsinn. Sie warf ihm einen wütenden Blick zu und klopfte das Gerät automatisch gegen den Tresen, als die Kabinenbeleuchtung zu flackern begann. Verwirrt blickte sie zur Decke hinauf. Überall in der Lounge fielen jetzt die elektronischen Geräte aus. Die AV-Säule hinter der Bar sandte nur noch Regenbogenschauer aus, und die Aktuatoren der Luftschleuse heulten laut auf, ohne daß sich die Türen bewegten.
    »Was …?« murmelte die Stewardeß. Es war nahezu unmöglich, daß in einer Orbitalkapsel der Strom ausfiel. Jedes einzelne Bauteil besaß multiple redundante Backups. Sie wollte soeben den Operateur der Kapsel benachrichtigen, als die Beleuchtung wieder stetig brannte und das Datavis ihrer Bestandskontrolle wieder funktionierte. »Verdammt typisch«, brummte sie mißmutig. Trotzdem machte es ihr Angst. Wenn die Dinge schon unten am Boden so aus dem Ruder laufen konnten, dann

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