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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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eingejagt hatte. Er hatte sogar sein Gesangbuch gesenkt und den Sarg mißtrauisch angestarrt. War das vielleicht der Grund, weshalb die Menschen in vorgeschichtlicher Zeit Bestattungsrituale erfunden hatten? Es war ein in sämtlichen Kulturen anzutreffender Brauch, eine Zeremonie, um an die Vergänglichkeit allen Lebens zu erinnern. Die Freunde und Verwandten des Verstorbenen kamen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen und ihm alles Gute auf seiner Reise durch die Ewigkeit zu wünschen. Es wäre sicherlich tröstlich für eine ansonsten nackte und einsame Seele zu erfahren, daß so viele andere ihr vergangenes Leben als würdig und wertvoll erachteten.
    Die sterblichen Überreste von Maynard Khannas Körper sprachen einer erfüllten Existenz glatten Hohn. Er war jung gewesen und zu Tode gefoltert worden, und sein Ende war weder schnell noch hochherzig gewesen.
    Samuel Aleksandrovich hatte sein Gesangbuch wieder gehoben und mit einer derartigen Inbrunst in das Kirchenlied eingestimmt, daß die restlichen Offiziere ihn überrascht angesehen hatten. Vielleicht hatte Khanna die Andacht seines vorgesetzten Offiziers beobachtet und aus dieser Tatsache ein wenig Trost gezogen. Wenn auch nur der Hauch einer Chance bestand, daß es einen Unterschied machte, dann war es den Versuch wert gewesen.
    Und jetzt würde Samuel Aleksandrovich dem Grund für seine Trauer gegenübertreten. Jacqueline Couteur wohnte noch immer in ihrem gestohlenen Körper. Immun gegen alle Gesetze, die einer solch ruchlosen vielfachen Mörderin hätten Gerechtigkeit widerfahren lassen können.
    Samuel Aleksandrovich wurde von Mae Ortlieb und Jeeta Anwar begleitet, Stabsmitgliedern des Konföderationspräsidiums, sowie von Admiralin Lalwani und Maynard Khannas Nachfolger, Captain Amr al-Sahhaf. Samuel war milde verstimmt wegen der Anwesenheit der beiden Präsidentenberater; es war ein unmißverständlicher Hinweis darauf, daß seine Entscheidungen und Prärogative zunehmend von der Politik beobachtet wurden. Olton Haaker hatte das Recht dazu, gestand sich Samuel ein, doch es wurde weniger und weniger subtil ausgeübt, je länger die Krise sich hinzog.
    Zum ersten Mal verspürte Samuel Aleksandrovich so etwas wie Dankbarkeit für die Mortonridge-Befreiung. Positive physische Aktion in einem so gewaltigen Maßstab hatte die Aufmerksamkeit sowohl der Konföderationsversammlung als auch der Nachrichtenkonzerne von den Aktivitäten der Navy abgelenkt. Die Politiker, so gestand sich Samuel Aleksandrovich grimmig ein, mochten vielleicht recht haben, was die psychologischen Auswirkungen eines derartigen Feldzugs anging. Selbst Samuel hatte einige Sens-O-Vis-Berichte von Frontreportern studiert, wenn auch nur, um herauszufinden, wie die BiTek-Serjeants mit der Situation fertig wurden. Mein Gott, soviel Schlamm!
    Dr. Gilmore und Euru begrüßten die kleine Abordnung hoher Beamter und Politiker, ohne sich auch nur eine Spur Nervosität anmerken zu lassen. Ein gutes Zeichen, dachte Samuel. Seine Stimmung hob sich weiter, als Gilmore die Besucher weg von der Dämonenfalle und zu den Labors für Physik und Elektronik führte.
    Das BiTek-Labor Nummer dreizehn sah beinahe genauso aus wie jede gewöhnliche elektronische Forschungseinrichtung auch. Ein langgestreckter Raum mit Arbeitstischen an den Wänden und mehreren Untersuchungstischen in der Mitte, die an ein Leichenschauhaus erinnerten.
    Eine Wand bestand aus Glasbausteinen, dahinter lagen Büros. Auf jeder freien Fläche standen hohe Stapel elektronischer Ausrüstung wie moderne Megalithen, zusammen mit ultrahochauflösenden Scannern und extrem starken Desktop-Prozessoren. Der einzige für den Leitenden Admiral erkennbare Unterschied zu einem gewöhnlichen Elektroniklabor waren die Klontanks. Diese fand man normalerweise nicht außerhalb edenitischer Einrichtungen.
    »Was genau wollen Sie uns eigentlich vorführen?« erkundigte sich Jeeta Anwar.
    »Einen Prototyp des Erinnerungslöschers«, erklärte Euru. »Die Apparatur war überraschend leicht zu bauen. Natürlich verfügen wir über eine äußerst umfassende Datenbank, was Gedankenwaffen angeht, und wir haben gründlich recherchiert. Außerdem sind die neuralen Mechanismen der Erinnerungsretention wohlverstanden.«
    »Wenn das der Fall ist, dann überrascht es mich um so mehr, daß bisher niemand auf den Gedanken gekommen ist, eine derartige Waffe zu konstruieren.«
    »Es ist eine Frage der Anwendbarkeit«, entgegnete Gilmore. »Genau wie es der Leitende Admiral

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