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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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einmal gesagt hat – je komplexer eine Waffe ist, desto unhandlicher wird sie. Ganz besonders auf dem Schlachtfeld. Wenn der Erinnerungslöscher funktionieren soll, dann muß das Gehirn einer langen Serie von Prägepulsen unterworfen werden. Man kann ihn nicht einfach wie eine Kugel auf seinen Gegner feuern. Er muß schon genau in den Strahl sehen, und eine einzige scharfe Kopfbewegung oder auch nur ein Blinzeln zur falschen Zeit macht den gesamten Prozeß zunichte. Und falls bekannt würde, daß die Waffe im Umlauf ist, würden die Retinaimplantate umprogrammiert, um einen Angriff zu erkennen und abzublocken. Wenn man allerdings einen Gefangenen damit behandelt, wird die gesamte Prozedur extrem vereinfacht.«
    Mattox erwartete sie vor der Scheibe des letzten Reinstluftlabors. Er blickte mit der Miene eines stolzen Vaters durch das Glas. »Die eigentlichen Tests waren das Schwierigste«, berichtete er. »Gewöhnliche BiTek-Prozessoren sind vollkommen nutzlos. Wir mußten ein System entwickeln, das die typische menschliche Neuronenstruktur in ihrer Gesamtheit dupliziert.«
    »Wollen Sie damit andeuten, daß Sie ein menschliches Gehirn geklont haben?« fragte Mae Ortlieb mit nicht zu überhörender Mißbilligung in der Stimme.
    »Die Struktur entspricht der eines Gehirns«, antwortete Mattox vorsichtig. »Allerdings besteht das Konstrukt zu einhundert Prozent aus BiTek. Wir haben keinerlei Gewebe geklont.«
    Er deutete auf den Reinstraum, und die Abordnung trat näher. Das Labor war so gut wie leer. Lediglich eine einzige Werkbank stand in der Mitte, mit einem polierten Metallzylinder darauf. Dünne Schläuche führten aus der Basis zu einem kastenförmigen Proteinrecycler. Auf einer Seite des Zylinders befand sich auf halber Höhe ein kleiner rechteckiger Auswuchs aus durchsichtigem bernsteinfarbenem Komposit. Dahinter und dicht unter der Oberfläche war eine einzelne dunkle Kugel aus einem dichteren Material zu sehen. Der Leitende Admiral erhöhte den Zoomfaktor seiner Retinas. »Das ist ein Auge«, sagte er.
    »Jawohl, Sir«, sagte Mattox. »Wir versuchen, dieses Experiment so realistisch wie möglich zu gestalten. Die endgültige Anwendung erfordert, daß der Erinnerungslöscher über den optischen Nerv zum Einsatz gelangt.«
    Eine primitive Metallklammer hielt ein schwarzes elektronisches Modul in einer Entfernung von wenigen Zentimetern vor dem BiTek-Auge. Fiberoptische Kabel verbanden das Modul mit den zahlreichen Dateninterfaces des Reinstraums.
    »Was für eine Art von Gedankenroutinen wurde in das Konstrukt geladen?« erkundigte sich Mae Ortlieb.
    »Meine«, sagte Euru. »Wir haben den Kortex mit einem affinitätsfähigen Prozessor verbunden, und ich habe eine Kopie meiner Persönlichkeit und meiner Erinnerungen hineingeladen.«
    Mae Ortlieb zuckte erschrocken zusammen und blickte von dem großen Edeniten zu dem Metallzylinder und wieder zurück. »Ist das nicht ein wenig … unüblich?«
    »Nicht in unserer derzeitigen Situation«, entgegnete Euru lächelnd. »Wir versuchen, die realistischste nur denkbare Umgebung zu schaffen, und dazu benötigen wir ein menschliches Bewußtsein. Wenn Sie wollen, können Sie einen einfachen Turing-Test durchführen.« Er berührte einen Prozessorblock an der Wand neben dem Reinstraum. Die AV-Linse funkelte auf.
    »Wer bist du?« fragte Mae Ortlieb mit mühsam bewahrter Fassung.
    »Ich schätze, ich sollte mich Euru-Zwo nennen«, kam es aus der AV-Linse. »Andererseits hat Euru seine Persönlichkeit im Verlauf der Forschungen bereits ein Dutzend Mal in ein neurales Simulacrum transferiert, um bei der Erprobung des Erinnerungslöschers zu helfen.«
    »Dann bist du also Euru-Dreizehn.«
    »Nennen Sie mich einfach Junior, das ist leichter zu merken.«
    »Und du glaubst, daß du deine menschlichen Eigenschaften behalten hast?«
    »Selbstverständlich verfüge ich nicht über Affinität, was ich als nicht wenig störend empfinde. Aber da ich ohnehin nicht lange existieren werde, ist ihr Fehlen erträglich. Abgesehen davon bin ich durch und durch menschlich.«
    »Sich freiwillig für einen Selbstmord zur Verfügung zu stellen ist nicht gerade eine menschliche Eigenschaft, erst recht nicht für einen Edeniten.«
    »Trotzdem habe ich mich dazu entschieden.«
    »Dein ursprüngliches Selbst hat diese Entscheidung getroffen, nicht du. Wie steht es mit dir? Bist du nicht unabhängig?«
    »Möglicherweise wäre ich das, wenn Sie mir ein paar Monate Zeit geben würden, um eine

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