Armageddon 05 - Die Besessenen
rostigen Spießen, deren Spitzen ausnahmslos auf die gleiche Länge geschnitten waren. Flammen zuckten aus den Enden, lange gelbe Zungen, welche die Umgebung in ein düster flackerndes Licht tauchten. Die Runen der Sekte waren noch immer an den Wänden, aber kaum noch zu erkennen. Ein neuer Slogan war überall aufgesprüht: DIE NACHT KOMMT. An den Wänden, der Decke und sogar auf dem Boden.
Kilian mußte den Raum alleine betreten; seine kleine Eskorte wartete derweil kichernd draußen hinter den massiven Türen. Sein Ärger verflog rasch, während er leise auf den Altar zuging, und wich wachsender Nervosität. Hinter dem Altar warteten drei Gestalten auf ihn. Alle drei waren in pechschwarze Roben gehüllt, ohne die Abzeichen und Pentagramme, wie sie bei den Senior-Akolythen üblich waren. Wenn überhaupt, so wirkten sie dadurch nur noch bedrohlicher als üblich. Ihre Gesichter waren unter den weiten Kapuzen kaum zu sehen. Gelegentlich enthüllten die flackernden Flammen das eine oder andere Detail unter zwei der Kapuzen: blutunterlaufene Augen, eine Hakennase, ein breiter, grausamer Mund. Die dritte Kapuze hätte auch leer sein können, soweit es Kilian betraf. Selbst als er vor dem Altar angekommen war, war er noch immer absolut nicht imstande, etwas unter dieser weltraumschwarzen Höhlung aus Stoff zu erkennen.
»Der Hohe Magus hat mich geschickt«, stammelte er. »Sie haben ein Paket für mich, ja?«
»Das haben wir in der Tat«, antwortete eine Stimme von irgendwo im Innern der leeren Kapuze.
Aufmerksam geworden ließ Banneth die Stimme durch ein Analyseprogramm laufen, obwohl Erinnerungen an den Klang von Geräuschen eine notorisch unzuverlässige Quelle für derartige Suchen darstellten. Nichtsdestotrotz zeigten sich bemerkenswerte Ähnlichkeiten mit den Aufzeichnungen von Quinn Dexters Stimme. Kilian erbebte, als die verhüllte Gestalt einen Arm ausstreckte. Fast rechnete er damit, daß sich ein Pistolenlauf auf ihn richtete. Doch es war nichts weiter als eine schneeweiße Hand, die aus dem voluminösen Ärmel kam. Sie ließ einen kleinen Plastikbehälter achtlos auf den Altar fallen.
»Unser Geschenk für Banneth. Ich hoffe, es erweist sich als nützlich.«
Kilian nahm es hastig an sich. »Bestimmt. Danke sehr.« Jetzt war nur noch eines wichtig: so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. Diese Typen waren fast so unheimlich wie Banneth.
»Ich bin sehr daran interessiert, daß der Hohe Magus so weitermacht, als wäre nichts geschehen.«
Kilian wußte nicht, was er darauf antworten sollte. Er warf einen Blick über die Schulter und überlegte, ob er Fersengeld geben sollte. Nicht, daß er aus der Kapelle hätte entkommen können, ohne daß man es ihm gestattete. »Nun ja, Sie wissen doch, wie das ist.« Er zuckte lahm mit den Schultern.
»Das weiß ich, ja.«
»Sicher. Dann bringe ich das hier wohl besser zu ihr zurück, oder?«
»Die Nacht wird kommen.«
»Ich weiß.«
»Exzellent. Dann wirst du dich uns anschließen, wenn die Zeit gekommen ist.«
»Die Schlange in mir ist stark.«
Ein Kopf erschien unter der Kapuze, als die Dunkelheit langsam nach hinten sank und mehr und mehr von den Gesichtszügen freigab. »Das muß sie auch«, sagte Quinn Dexter.
Banneth hielt das Bild an. Kein Zweifel. Die Haut war weiß wie Schnee, die Augen unendlich schwarz – obwohl es sich dabei auch um emotional verursachte Übertreibung handeln konnte. Doch es war Quinn.
Banneth lächelte dünn, während das Bild vor ihrem geistigen Auge schwebte. Die Wildheit, die ihn einst angetrieben und Banneth so fasziniert hatte, war verschwunden. Wenn überhaupt, dann sah er sehr überanstrengt aus. Tiefe Falten zogen sich von seinen Augenwinkeln her über das Gesicht, und die einst so hübschen Wangen waren eingesunken und hohl.
Sie konzentrierte ihre Gedanken auf die Persönlichkeit eines einzelnen Individuums. – Quinn Dexter ist in Edmonton eingetroffen. Einer meiner Akolythen ist ihm vor drei Tagen begegnet.
– Ah. Danke sehr, antwortete Westeuropa.
Die zehn Schiffe des Konvois materialisierten über New California und gaben sich augenblicklich gegenüber dem strategischen Verteidigungsnetzwerk des Monterey zu erkennen. Zum ersten Mal waren die Hellhawks in Begleitung der Fregatten nicht vorausgeeilt, im Gegenteil. Sie würden es dem Kommandanten des Geschwaders überlassen, die schlechte Nachricht zu überbringen.
– Wo ist Etchells? fragte Hudson Proctor, nachdem die vier verbliebenen Hellhawks
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