Armageddon 05 - Die Besessenen
kein Zufall sein. Der Hellhawk wußte offensichtlich genau, wo sie waren. »Liol, verpaß diesem Bastard eine Ladung mit den Masern!«
»Schon dabei, Josh.« In Liols neuraler Nanonik ging ein Zielerfassungs- und Verfolgungsprogramm in den Primärmodus. Drei der acht Maserkanonen des Raumschiffs richteten sich auf den Terminus und eröffneten das Feuer. Die Strahlen erfaßten den Hellhawk, als er materialisierte, und ließen nicht mehr von ihm ab. Auf eine Entfernung von hundert Kilometern waren sie zu schwach, um das gegnerische Schiff auf der Stelle zu töten, aber das war Joshua gleichgültig. Er wollte nur, daß es ihm fernblieb. Falls er sich auf ein Duell mit Energiestrahlen einließ – auch gut. Die Lady Macbeth konnte eine Menge mehr Strahlung vertragen als jedes BiTek-Schiff.
Der Hellhawk dachte gar nicht daran. Eine einzelne Kombatwespe jagte aus einem Abschußrohr. Das Geschoß kurvte herum, um die Lady Macbeth abzufangen, dann waberte die Dämonengestalt, wurde unscharf und implodierte. Darunter kam eine einfache eiförmige Polypform zum Vorschein, die mit metallischen Maschinenteilen gespickt war. Der Blackhawk drehte und wand sich panisch in dem Versuch, den Maserstrahlen auszuweichen. Nach drei Sekunden vergeblicher Bemühungen dehnte sich sein Verzerrungsfeld aus, und ein Wurmloch öffnete sich. Joshua feuerte vier Kombatwespen ab, um die hereinkommende Drohne aufzuhalten, bevor er den Kurs erneut wechselte. Die Besatzung stöhnte auf, als sie mit zehn g in die Liegen gedrückt wurde. Der Raum hinter der Lady Macbeth verwandelte sich in eine Triade blendender Fusionsabgase, die in einem Sturm aus Plasma untergingen, als die Kombatwespen ihre Submunition ausstießen und ein Vorhang aus nuklearen Explosionen eine undurchdringliche Barriere errichtete, während gleichzeitig Partikelstrahlen und Röntgenlaser feuerten.
»Ich glaube, wir sind aus der Gefahrenzone heraus«, meldete Beaulieu per Datavis. »Unsere Kombatwespen haben die gegnerische Drohne erwischt.«
Joshua überflog die Sensordaten, die sich wieder beruhigten, als das expandierende Plasma von den Explosionen erst rot wurde und dann im Spektrum zu immer kälteren Farben verklang. Die ersten Sterne leuchteten wieder durch die tosenden Ionenstürme hindurch. Joshua verringerte die Beschleunigung auf vier g, dann änderte er den Kursvektor ein weiteres Mal.
»Haben wir gerade unsere ›leise, leise‹-Politik über Bord geworfen?« brummte Sarha.
»Sieht ganz danach aus«, erwiderte Dahybi. »Wer auch immer der Possessor dieses Hellhawks sein mag, er kennt sein Geschäft. Er wußte, daß eine einzige Kombatwespe uns niemals etwas anhaben konnte, aber wir mußten unsere Tarnung gegenüber dem Verteidigungsnetzwerk aufgeben.«
»Nicht nur wir«, entgegnete Beaulieu.
Die Sensoren zeigten einen weiteren Zusammenprall von Kombatwespen mehrere hundert Kilometer von Tanjuntic-RI entfernt.
»Syrinx, wohin zur Hölle ist er verschwunden?« fragte Joshua per Datavis. »Haben Sie eine Ortung?«
»Er ist zu den Monden geflüchtet«, antwortete Syrinx.
Joshua hatte den Almanach des Sternensystems bereits geöffnet. Er überflog die Daten über die Zwillingsmonde. Luftlose Felsen, beide ungefähr dreitausend Kilometer im Durchmesser. »Dort gibt es nichts Besonderes«, sagte er. »Die Tyrathca machen sich nicht einmal die Mühe, dort Erze abzubauen, so wertlos sind sie.«
»Ich weiß. Wir glauben, es ist lediglich ein guter Ort für einen taktischen Rückzug zu diesem Zeitpunkt. Außerdem ist er dort zumindest teilweise von den strategischen Verteidigungsplattform abgeschirmt. Die Tyrathca wissen wahrscheinlich nicht einmal, daß er dort ist.«
»Großartig. Konnten Sie das Team auf der Tanjuntic-RI absetzen?«
»Ja. Sie sind drin. Die Oenone hält gegenwärtig ihre Position hundert Kilometer von der Tanjuntic-RI entfernt für den Fall, daß er herbeispringt und weitere Kombatwespen abfeuert. Die Weltraumarche ist sehr zerbrechlich geworden, Joshua. Sie würde einen nuklearen Angriff nicht überstehen. Wir sind hier völlig ungedeckt. Die Sensoren der Tyrathca haben uns bereits fest im Visier.«
Der Bordrechner meldete, daß drei Radarstationen die Lady Macbeth entdeckt hatten. »Scheiße.« Joshua schaltete die Fusionstriebwerke ab und ließ das Schiff treiben. Ihr Bahnvektor führte längst nicht mehr in Richtung der Weltraumarche. »Sie beobachten uns«, sagte er zu Syrinx. »Was machen wir jetzt?«
»Sie sind am Zug. Wir warten.«
Die
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