Armageddon 05 - Die Besessenen
mußte der Eindruck entstehen, als hätten sie bereits genügend Ressourcen angehäuft, um ein halbes Dutzend Planeten zu erobern. »Der erste Angriff wird unsere Truppen am weitesten auseinanderziehen. Wir müssen die Halbinsel von allen Seiten einschließen. Dieser Einschließungsring muß äußerst massiv sein, weniger dürfen wir einfach nicht riskieren. Mit unerfahrenen Truppen und nicht erprobter Ausrüstung … Je mehr Zeit wir mit den Vorbereitungen verbringen, desto größer sind unsere Erfolgsaussichten.«
»Dessen bin ich mir durchaus bewußt, Ralph. Aber sie haben noch vor wenigen Augenblicken von Abwägen gesprochen.« Sie drehte sich zu Leonard DeVille um, der mit einem nervösen Nicken reagierte.
»Die Erwartungen sind hochgesteckt, und nicht nur hier auf Ombey. Wir haben eine gewaltige Menge Unterstützung erhalten von unseren politischen Verbündeten und der Konföderierten Navy. Ich brauche Sie wohl nicht daran zu erinnern, was der König gesagt hat.«
»Nein, Ma’am.« Seine letzte Unterredung mit Alastair II war ihm noch frisch in Erinnerung. Der König hatte sich unmißverständlich ausgedrückt, was die auf dem Spiel stehenden Faktoren betraf, die Kosten der externen Unterstützung und den Druck der öffentlichen Erwartungen und Hoffnung.
Erfolg. Das war es, was jedermann wünschte und von ihm erwartete. An allen Fronten. Und ich muß den Erfolg bringen. Schließlich war das alles meine Idee. Und mein Fehler, was das angeht.
Im Gegensatz zur Prinzessin konnte Ralph Hiltch sich nicht zu seinen Leuten umdrehen und nach Zeichen von Unterstützung suchen. Er konnte sich sehr wohl vorstellen, was Janne Palmer davon hielt – und sie hatte sogar recht damit.
»Wir könnten in drei Tagen mit dem ersten Aufmarsch beginnen«, sagte er. »Auf diese Weise wären wir innerhalb von acht Tagen soweit.«
»Also gut, Ralph. Sie haben weitere acht Tage Zeit. Nicht mehr.«
»Jawohl, Ma’am. Danke sehr.«
»Hatten sie inzwischen bereits Gelegenheit, die neuen statischen Waffen an einem Besessenen zu testen?«
»Nein, Ma’am, leider nicht.«
»Ist das denn nicht ein wenig riskant? Sie müssen doch sicherlich wissen, wie effektiv diese Waffen sind, oder nicht?«
»Entweder sie funktionieren, oder sie funktionieren nicht. Wir wollen auf keinen Fall, daß die Eklund und ihre Leute vorgewarnt werden und die Gelegenheit erhalten, eine Gegenmaßnahme zu entwickeln. Beim ersten Angriff werden wir sehr schnell herausfinden, ob sie unsere Erwartungen erfüllen. Falls nicht, werden die Bodentruppen ihre ganz normalen leichten Feuerwaffen einsetzen. Ich hoffe nur inständig, daß es nicht soweit kommt, weil wir damit den Körpern, die wir zu befreien versuchen, verdammt gefährliche Verwundungen zufügen würden. Doch die Theorie zumindest ist perfekt, und die Maschinenpistolen sind wunderbar einfache mechanische Apparate. Cathal und Dean haben das Konzept entwickelt. Wir hätten eigentlich gleich zu Anfang darauf kommen müssen. Ich hätte darauf kommen müssen.«
»Ich würde sagen, Sie haben bereits genug Wunder vollbracht, Ralph. Alles, was die Familie jetzt noch von Ihnen erwartet, ist ein kleiner, banaler Sieg.«
Er nickte seinen Dank und ließ den Blick einmal mehr über den Truppenübungsplatz schweifen. Es war gerade Schichtwechsel. Hunderte schmutziger roter Serjeants waren unterwegs, zusammen mit einer großen Zahl normaler Marines (obwohl der Begriff ›normal‹ eher relativ zu betrachten war, wenn man die aufgerüsteten Söldner bedachte).
»Eine Frage«, meldete sich Leonard DeVille zu Wort. Sein Tonfall klang zurückhaltend, wenn nicht sogar bedauernd. »Ich weiß, es ist nicht gerade das, was Sie im Augenblick zu hören wünschen, Ralph, aber haben Sie an die Reporter gedacht, die über den Angriff und unsere Fortschritte auf Mortonridge Bericht erstatten sollen? Weiß die KI darüber Bescheid?«
Ralph grinste. Diesmal blickte er sich zu Palmer um, bevor er dem Premierminister direkt in die Augen sah. Die Prinzessin konzentrierte sich diplomatisch zurückhaltend auf die abrückenden Truppen.
»Oh, selbstverständlich. Wir werden sie in die vorderste Frontlinie stecken. Sie werden Sens-O-Vis-Berichte erhalten, die Stück für Stück genauso heiß sind wie das, was Kelly Tirrel von Lalonde mitgebracht hat. Das hier wird ein Krieg für die Öffentlichkeit.«
Chainbridge hatte sich verändert. Als Annette Eklund nach Chainbridge gekommen war, hatte sie ihr Hauptquartier aufgeschlagen und
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