Armageddon 05 - Die Besessenen
Schließlich hatte sie ihre eigenen Gründe für das hier. Sie schlang den Arm hinter seinen Kopf und zog ihn zu einem weiteren Kuß zu sich herab. Plötzlich schaltete sich die Beleuchtung ein. Beth ächzte überrascht und drehte sich zur Pritsche um, in der Erwartung, Gerald vorzufinden. Doch das Bett war leer, die Laken unordentlich zerwühlt.
Ein melodisches Summen ertönte von der altertümlichen Frisierkommode her, und der kleine Schminkspiegel leuchtete auf. Das Gesicht eines Mannes wurde sichtbar. Er war in mittlerem Alter und besaß südländische Züge und ein langes Kinn, das die Mundwinkel herabzog und ihm einen permanent unglücklichen Ausdruck verlieh.
»Tut mir leid, wenn ich störe, aber ich schätze, ich habe etwas Wichtiges mit euch zu besprechen.«
Jed hatte sich in der Sekunde seines Auftauchens versteift und hastig die Hände von ihr zurückgezogen. Sie bemühte sich, ihren Ärger darüber nicht zu zeigen – schließlich hatte sie gerade die Entscheidung gefällt, und wieso empfand er deswegen Schuldgefühle?
»Wer sind Sie?« fragte Beth.
»Mein Name ist Rocio Condra, und ich bin die Seele, die von diesem Blackhawk Besitz ergriffen hat.«
»Ach du meine Güte«, murmelte sie. Jed errötete tatsächlich noch mehr.
»Ich hab’ eure Unterhaltung im Waschraum verfolgt. Ich bin zu dem Schluß gelangt, daß wir uns gegenseitig behilflich sein können.«
Beth lächelte matt. »Wenn du so mächtig bist, um das hier zu vollbringen, wie können wir dir dann behilflich sein? Du kannst alles viel besser als wir.«
»Meine energistischen Kräfte verleihen mir eine Menge Macht über meine lokale Umgebung, zugegeben. Trotzdem gibt es ein paar Dinge, die mir verwehrt sind. Beispielsweise euch zu belauschen. Ich mußte einen BiTek-Prozessor dazu benutzen. Jede Sektion im Lebenserhaltungsmodul der Mindori hat einen.«
»Wenn du alles gehört hast, worüber wir uns unterhalten haben, dann weißt du ja wohl auch Bescheid über Gerald und Marie«, sagte Beth.
»In der Tat. Und genau deswegen möchte ich euch mein Angebot unterbreiten. Ihr wißt bereits, daß nicht alles so ist, wie es scheint.«
Jed starrte den Possessor an.
»Was für ein Angebot?«
»Die endgültigen Erfordernisse sind noch nicht ganz klar. Aber wenn alles nach Plan verläuft, dann erwarte ich, daß ihr ein paar Aufgaben für mich erledigt. Nichts besonders Schwieriges. Ihr sollt lediglich ein paar Stellen in Augenschein nehmen, zu denen ich keinerlei Zugang besitze.«
»Als da wären?«
»Das weiß ich noch nicht so genau. Wir werden diese Partnerschaft Schritt für Schritt vertiefen. Als eine Geste meines guten Willens bin ich bereit, euch gewisse Informationen zukommen zu lassen. Falls ihr im Anschluß daran, basierend auf dem, was ihr erfahren werdet, unsere Partnerschaft fortzusetzen wünscht, gehen wir einen Schritt weiter.«
Beth warf Jed einen verwirrten Blick zu; es überraschte sie nicht im geringsten, daß er genauso verblüfft dreinsah wie sie.
»Also schön, dann schieß los«, sagte sie. »Wir werden dir zuhören.«
»Ich stehe im Begriff, in das System von New California zu springen. Wir werden aller Wahrscheinlichkeit nach am Monterey-Asteroiden andocken, dem Hauptquartier der Organisation Al Capones.«
»Auf keinen Fall!« kreischte Jed.
»Also gab es überhaupt kein neues Rendezvous, nicht wahr?« fragte Beth. Irgendwie überraschte sie die Enthüllung nicht besonders.
»Nein«, gestand Rocio. »Wir haben nicht an Valisk angedockt, weil sich das Habitat nicht mehr in diesem Universum befindet. Es hat einen Kampf zwischen verschiedenen Gruppen von Besessenen gegeben, und die Sieger haben in der Folge das Habitat entführt.«
Jed wich ein paar Schritte zurück und sank auf die Pritsche. Sein Gesicht war voller Elend und Bestürzung. »Nicht mehr in diesem Universum?«
»Ich fürchte ja. Und es tut mir ehrlich leid. Ich weiß, wie viele Hoffnungen ihr euch gemacht habt auf eine bessere Zukunft. Unglücklicherweise war diese Hoffnung vollkommen fehl am Platz.«
»Wieso?« erkundigte sich Beth zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
»Weil Kieras Botschaft eine einzige Lüge war. Sie wollte nichts weiter als neue Körper für weitere Possessoren, um die Bevölkerungsbasis des Habitats zu erweitern. Wärt ihr in Valisk von Bord gegangen, hätte man euch gefoltert, bis ihr euch der Possession ergeben hättet.«
»O mein Gott!« flüsterte Beth. »Und Monterey? Was passiert auf dem Monterey mit
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