Armageddon 05 - Die Besessenen
uns?«
»Ganz genau das gleiche, schätze ich. Die Organisation verschont nur Leute von der Possession, die auf irgendeinem Gebiet besondere Spezialisten sind. Ist einer von euch auf irgendeinem Gebiet besonders qualifiziert?«
»Was denn, wir?« fauchte Beth wütend. »Soll das ein verdammter Witz sein oder was? Wir sind nur überdurchschnittlich darin, alles gründlich zu vermasseln! Jedes verdammte Mal.« Sie meinte, jeden Augenblick in Tränen ausbrechen zu müssen.
»Ich verstehe«, sagte Rocio. »Nun, als Gegenleistung für eure Hilfe bin ich bereit, euch an Bord zu verstecken, wenn wir am Monterey andocken.«
»Was für eine Art von Hilfe?« fragte Jed.
Beth wirbelte herum und funkelte ihn an. »Spielt das verdammt noch mal eine Rolle? Ja, wir werden dir helfen! Soviel du willst.«
Rocios Bild auf dem Schirm lächelte trocken. »Wie gesagt, ich weiß noch nicht genau, was ihr für mich tun sollt, bis ich die Situation in ihrer Gänze analysiert habe. Es könnte durchaus sein, daß ihr überhaupt nichts tun müßt. Für den Augenblick möchte ich euch lediglich in Reserve wissen.«
»Aber warum?« fragte Beth. »Du gehört zu ihnen. Du bist ein Possessor! Wozu brauchst du uns?«
»Weil ich eben nicht zu ihnen gehöre. Wir sind nicht alle gleich. Ich wurde gezwungen, Kiera zu helfen. Und jetzt muß ich herausfinden, was mit den anderen Hellhawks geschehen ist, und entscheiden, wie es von dort aus weitergehen soll. Und um das zu bewerkstelligen, muß ich mir jede nur erdenkliche Option offen halten. Und Verbündete, die nicht in der Position sind, mich zu betrügen, stellen einen nicht zu unterschätzenden Vorteil dar.«
»In Ordnung«, sagte Beth. »Wie fangen wir an?«
»Ich werde in dreißig Minuten von jetzt an in das System von New California springen. Selbst wenn Kiera und die anderen Hellhawks nicht mehr dort sind, müssen die Passagiere aussteigen. Also muß ich euch beide verstecken. Ich glaube, ich verfüge über einen Ort, an dem ihr sicher seid vor Choi-Hos und Maxim Paynes energistischer Perzeption.«
»Was für eine Perzeption?« fragte Jed.
»Alle Besessenen sind imstande, die Emotionen anderer Menschen zu spüren. Die Reichweite ist von Individuum zu Individuum verschieden.«
»Soll das heißen, sie wissen, was ich denke?« stieß Jed hervor.
»Nein. Aber sie spüren eure Gegenwart und eure Emotionen. Allerdings fällt es ihnen schwer, solide Materie zu durchdringen. Ich schätze, die Flüssigkeit in einigen meiner Blasen ist imstande, euch genügend abzuschirmen. Wir müssen lediglich dafür sorgen, daß ihr in das Zentrum eines ausreichend großen Clusters kommt.«
»Dann solltest du besser Raum für fünf von uns schaffen«, sagte Beth leichthin.
»Ich brauche lediglich zwei Leute.«
»Sicher, Freund. Aber du hast einen Handel mit Jed und mir. Gerald und die beiden Mädchen gehören nun einmal zu uns.«
»Ich brauche sie nicht.«
Sie lächelte kalt. »Muß wohl eine verdammt lange Zeit gewesen sein, wie? Ich meine, um zu vergessen, wie es ist, andere Menschen zu haben, Freunde, Leute, denen man vertraut. Glaubst du im Ernst, wir würden sie im Stich lassen, damit Capone sie in die Finger kriegt? Das sind Kinder! Ich bitte dich!«
»Die Organisation wird den Kindern kaum etwas tun. Sie rühmt sich immer wieder, wie altruistisch und mildtätig sie ist.«
»Wie schön für sie. Aber das spielt überhaupt keine Rolle. Entweder wir kommen alle fünf, oder es kommt gar keiner.«
»Genau«, sagte Jed und trat zu ihr. »Gari ist meine Schwester. Ich lasse nicht zu, daß sie diesem Capone in die Hände fällt.«
Rocio seufzte schwer.
»Also schön. Aber nur diese drei. Falls ihr noch weitere Verwandte an Bord habt, müssen sie ihr Glück allein versuchen.«
»Keine weiteren Verwandten. Und jetzt: Was sollen wir für dich tun?«
Es kostete ihn eine Menge Nerven, mit leerem Gesichtsausdruck gelangweilt in die Lounge der Mindori zu schlendern trotz allem, was er von Rocio in Erfahrung gebracht hatte. Jed war überzeugt, daß er sich trotzdem recht gut schlug; seine Besuche im Blue Fountain auf der Suche nach einer Raumschiffsbesatzung, die ihn und seinen Wunsch verstand, war eine gute Generalprobe für das gewesen, was er nun tat. Die Lounge war vollgestopft mit Jugendlichen, mehr als gewöhnlich, jetzt, nachdem der länger als erwartet dauernde Flug dem Ende entgegen ging. Sie alle starrten neugierig durch das große nach vorne zeigende Fenster auf das silberne Sternenfeld
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