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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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einem grauen Moiré, und dann erschien Rocio Condras Gesicht.
    »Gut gemacht, Jed«, sagte der Possessor der Mindori. »Bluff ist manchmal die beste Methode.«
    »Jaja, schon gut. Wie geht es nun weiter?«
    »Wer ist das?« redete Navar dazwischen.
    »Das erkläre ich euch später«, sagte Beth. »Wir müssen uns bereit machen für den Augenblick, wenn das Schiff andockt.« Sie hatte zu den Mädchen gesprochen, obwohl sie Gerald angestrengt musterte. Skibbow war wieder einmal in eine seiner passiven Stimmungen gefallen, und nichts ringsum drang bis zu ihm vor. Sie hoffte inbrünstig, daß dieser Zustand anhielt, solange sie sich verstecken mußten.
    »Steigen wir denn nicht in Valisk aus?« fragte Gari ihren großen Bruder mit versagender Stimme.
    »Nein, Kleine. Tut mir leid. Wir docken noch nicht einmal an Valisk an.«
    »Warum denn nicht?«
    »Schätze, wir wurden wieder einmal belogen.« Der bittere Tonfall seiner Stimme brachte sie zum Schweigen.
    »Ihr müßt vom Boden weg«, instruierte Rocio.
    Beth und die beiden Mädchen stiegen in die Badewanne, während Gerald auf dem Toilettendeckel Platz fand. Jed drückte sich ganz eng an die Tür. Die Bodendielen verblaßten, und die kräftige Maserung des Holzes wich dem harten stumpfen Grau von SilikoLithium-Komposit. Ein paar vereinzelte Rückstände der Holzillusion blieben, kleine Grate, wo die Dielenbretter aneinandergestoßen waren, und Flecken auf der Oberfläche, wie bleiche Abbilder der ursprünglichen Maserung. In der Mitte des Fußbodens befand sich eine Wartungsklappe mit versenkten metallenen Verschlußbolzen an jeder Seite.
    »Dreh die Bolzen neunzig Grad im Uhrzeigersinn, dann zieh sie nach oben«, sagte Rocio.
    Jed kniete nieder und tat wie geheißen. Als die Bolzen entriegelt waren, gab es ein kurzes Zischen entweichender Luft, und die Klappe hob sich zehn Zentimeter in die Luft. Jed schwang sie zur Seite. Darunter kam ein schmaler Kriechgang zum Vorschein, mit schaumisolierten Haltegriffen und dicken Kabelbündeln an den Wänden. Beth aktivierte den Lichtstift, den sie mitgebracht hatte, und hielt ihn über die Luke. Zwei Meter tiefer befand sich eine T-förmige Gabelung.
    »Du gehst als erste rein, Beth«, sagte Rocio. »Leuchte den anderen den Weg. Ich sage euch, welche Richtung ihr nehmen müßt. Jed, du wirst die Luke hinter dir verriegeln.«
    Zögernd ließen sie sich in den Schacht hinunter. Die Mädchen sträubten sich zuerst und schmollten, doch dann gaben sie nach. Jed zog die Klappe über sich an ihren Platz und hätte sich fast die Finger amputiert, so schwer schlug sie zu. Kaum war er damit fertig, überzog sich über ihm der Boden des Waschraums wieder mit eleganten Dielenbrettern, bis keinerlei Spuren mehr zu sehen waren.

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4. Kapitel
     
    Dariat wanderte durch das Tal, ohne seiner Umgebung besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Seine Erinnerungen zerrten an ihm, bittersüße Augenblicke, die ihn zu den geweihten Orten führten, die er seit dreißig Jahren nicht mehr zu besuchen gewagt hatte. Nicht einmal im Verlauf der Wochen und Monate, in denen er durch Valisk gestreift war, um Bonney und Kiera zu entfliehen.
    Der große Teich, offensichtlich allein von der lebhaften Strömung des Baches aus dem graubraunen Polypfels gegraben, war Natur in ihrer schönsten Spielart. Büschel aus blaß rosafarbenem Gras drängten sich bis an die Ufer, violette und bernsteinfarbene Moose bedeckten das Gewirr von größeren Felsen, und lange Ranken exotischer Wasserpflanzen schwankten träge in der Strömung.
    Als Dariat das letzte Mal hiergewesen war, hatte der Leichnam von Columbia Mersin am Ufer gelegen, und das Blut aus seinem zerschmetterten Schädel hatte das Wasser gefärbt. Der halbwüchsige Dariat hatte über ihm gestanden, das Gesicht vor Wut und Raserei zur Fratze verzerrt. Langsam hatte er den Knüppel gesenkt. Er war so jung gewesen und doch so voll von unbeschreiblicher Wut.
    Ein flaches Stück Land zwischen dem Hang, der das Tal begrenzte, und einer mäandernden Schleife im Bachlauf. Ein Wildwechsel wand sich hindurch und um sichtbare Hindernisse herum zu einer Tränke am Ufer. Abgesehen davon war die Natur unberührt, und das rosafarbene Gras, das gegenwärtig die Ebenen Valisks dominierte, wuchs dicht und saftig. Die winzigen pilzförmigen Sporenträger an den Spreiten waren fast reif. Seit Jahren hatte niemand mehr hier gelagert, obwohl der Platz dazu wie geschaffen war. Keiner der Starbridge-Stämme war jemals wieder hierher

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