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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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üppig wachsende Kübelpflanzen. Hinter dem großen runden Fenster herrschte absolute Schwärze. Tolton sah sein Spiegelbild. Hinter ihm stand ein fetter Mann in schmuddeliger Toga. Er schrie erschrocken auf und ließ den Lichtstab fallen. Licht und Schatten tanzten. Er wirbelte herum und riß die Axt hoch, bereit, seinen Gegner damit zu attackieren. Die wilde Bewegung kostete ihn beinahe das Gleichgewicht.
    Der dicke Mann fuchtelte hektisch mit den Armen und brüllte etwas, doch außer einem leisen Lufthauch konnte Tolton absolut nichts hören. Er hielt die Axt hoch über den Kopf erhoben, fest entschlossen, beim leisesten Anzeichen von Feindseligkeit zuzuschlagen. Doch nichts dergleichen kam. Tatsächlich wäre es überhaupt nicht möglich gewesen, wie Tolton erkannte. Er konnte durch den fetten Burschen hindurch die Tür sehen. Ein Geist. Es machte ihn keineswegs fröhlicher.
    Der Geist hatte die Hände in die Hüften gestemmt und starrte ihn mit einem Ausdruck stummer Verzweiflung an wie ein Erwachsener, der laut mit einem begriffsstutzigen Kind schimpft. Und wieder spürte Tolton nichts weiter als einen leisen Lufthauch; zu hören war absolut nichts.
    Tolton runzelte die Stirn; die Luftbewegungen schienen mit den Kieferbewegungen des fetten Geistes übereinzustimmen.
    Irgendwann kam so etwas wie eine Kommunikation zustande, eine Art Lippenlesen: Das Geräusch war nie wirklich laut genug (wenn es überhaupt ein Geräusch war), um ganze Worte zu bilden, doch einzelne schwache Silben halfen Tolton weiter.
    »Sie halten die Axt verkehrt herum.«
    »Oh.« Tolton blickte nach oben. Die Klinge zeigte nach hinten. Er drehte den Griff, dann senkte er die Waffe verlegen. »Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Dariat.«
    »Sie verschwenden Ihre Zeit, wenn Sie mich verfolgen. Sie können meinen Körper nicht übernehmen.«
    »Das will ich auch gar nicht. Ich bin hier, um Ihnen eine Botschaft zu übermitteln.«
    »Ach ja?«
    »Ja. Die Habitat-Persönlichkeit möchte, daß Sie ein paar Null-Tau-Kapseln abschalten.«
    »Woher zur Hölle wollen Sie das wissen?«
    »Wir stehen in Affinitätskontakt.«
    »Aber Sie sind ein …«
    »Geist. Ja, das ist mir bereits aufgefallen. Obwohl ich denke, der Ausdruck Gespenst ist in meinem Fall eher zutreffend.«
    »Ein was?«
    »Die Habitat-Persönlichkeit hat nicht mit einem Wort erwähnt, daß Sie so begriffsstutzig sind.«
    »Ich bin nicht …!« Toltons Wutanfall verebbte. Er fing an zu lachen.
    Dariat bedachte den angeblichen Straßenpoeten mit einem ärgerlichen Blick. »Was jetzt?«
    »Ich hab’ wirklich schon einiges erlebt«, japste Tolton, »aber ich glaube, mit einem Geist über meinen IQ zu streiten ist das Größte.«
    Dariat spürte, wie sich auf seinem Gesicht ein unwillkürliches Grinsen ausbreitete. »Der Punkt geht offensichtlich an Sie.«
    »Danke sehr, mein Freund.«
    »Werden Sie helfen?«
    »Selbstverständlich. Und wozu soll das Abschalten der Null-Tau-Kapseln gut sein?«
    »Diese irre Hexe Kiera Salter hat eine ganze Ladung meiner illustren Verwandtschaft in Stasis gesperrt. Sie sollten eigentlich imstande sein, die Dinge wieder ins Lot zu bringen.«
    »Dann können wir aus diesem …« Tolton warf einen weiteren Blick aus dem Fenster. »Wo sind wir hier eigentlich?«
    »Ich weiß es selbst nicht so genau. Es scheint kein Ort zu sein, eher ein anderer Zustand des Seins. Ein Zustand, in dem Possessoren nicht existieren können. Unglücklicherweise gibt es ein paar unerwartete Nebeneffekte.«
    »Sie klingen, als wüßten Sie, wovon Sie reden. Ehrlich gesagt, es fällt mir schwer, das zu glauben.«
    »Ich hab’ meinen Teil dazu beigetragen, uns hierher zu bringen«, gestand Dariat. »Allerdings bin ich bei den Details ein wenig überfragt.«
    »Ich verstehe. Also gut. Ich schätze, wir fangen besser gleich an.« Tolton hob den Lichtstab vom Boden auf. »Halt, warten Sie. Ich hab’ einer Frau versprochen, ein paar nanonische Medipacks zu besorgen. Sie braucht sie wirklich dringend.«
    »Sie finden welche in diesem Schrank dort drüben.« Dariat zeigte auf den Schrank.
    »Und Sie stehen tatsächlich mit Rubra in Verbindung?«
    »Er ist ein wenig verändert, aber um Ihre Frage zu beantworten: Ja.«
    »Ich bin neugierig. Warum haben Sie beide ausgerechnet mich für diese Aufgabe ausgewählt?«
    »Das war Rubras Entscheidung. Die meisten anderen Bewohner des Habitats sind in schwere Schockzustände gefallen, als die Possession endete. Sie haben selbst gesehen, was draußen im

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