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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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uns gerade deutlich gemacht, wie schlimm es ist, hier begraben zu sein. Wenn wir nicht von hier verschwinden, könnte dieser Zustand permanent werden.
    – Scheiße! Dariat blieb stehen und ballte hilflos die Fäuste. Rings um ihn kondensierte dampfende Luft. Das Gras unter seinen Füßen erfror.
    – Komm schon, Dariat. Der reine Menschenverstand sagt dir, daß du handeln mußt. Es hat nichts damit zu tun, daß Rubra dich herumkommandiert.
    – Das ist nicht …
    – Ha. Vergiß nicht, was wir sind.
    – Also schön, du Bastard. Wo finde ich diesen Tolton?
     
    Tolton hatte den Lichtstab in einem Notfallschrank in der Lobby des Sternenkratzers gefunden. Er sandte ein glanzloses purpurn gefärbtes Licht aus, und das mit einem erbärmlichen Bruchteil der eigentlichen Leistung. Doch nach vierzig Minuten hatten sich Toltons Augen halbwegs akklimatisiert. Der Weg durch das Innere des Sternenkratzers hatte ihm nur wenige physische Hindernisse in den Weg gestellt. Was für seine eigene Entschlossenheit ganz und gar nicht galt. In der anderen Hand trug er eine Feueraxt aus dem gleichen Schrank, aus dem er den Lichtstab hatte. Die Waffe war kaum dazu geeignet, sein Selbstvertrauen zu stärken.
    Hinter dem Lichtschein, der ihn einhüllte, herrschte finsterste Dunkelheit. Und absolute Stille. Kein Licht drang durch eines der Fenster, und nicht einmal ein tropfender Wasserhahn durchbrach die Monotonie seiner zaghaften Schritte. Dreimal, seit er hier unten war, hatten sich die elektrophosphoreszierenden Zellen aktiviert, zufällige Stromspitzen, die Schwärme von Photonen durch die Vestibüle und Treppenhäuser sandten. Als es das erste Mal geschehen war, hatte er sich zu Tode erschreckt. Die Lichtblitze tauchten auf wie aus dem Nichts und rasten mit irrsinniger Geschwindigkeit auf ihn zu. Bis er sich soweit von seinem Schock erholt hatte, daß er laut aufschreien und in Deckung tauchen konnte, waren sie bereits an ihm vorbei und hinter irgendeiner Biegung verschwunden. Beim zweiten oder dritten Mal reagierte er nicht viel besser.
    Er sagte sich immer wieder, daß er eigentlich erleichtert sein müßte, weil wenigstens Teile von Rubra und der Habitat-Persönlichkeit noch funktionierten, gleichgültig, wie erratisch und unzuverlässig. Doch die Erleichterung war nicht besonders groß, und sie wurde mehr als ausgelöscht durch die schockierende Erkenntnis, daß hinter den Fenstern keine Sterne mehr leuchteten. Tolton hatte bereits für sich beschlossen, daß er den anderen Einwohnern von Valisk zunächst nichts davon sagen würde – trotzdem, er verstand nicht, was geschehen war. Wo waren die Sterne? Sein panischer Verstand füllte das Nichts dort draußen ununterbrochen mit furchtbaren Bildern. Und es gehörte nicht viel dazu, sich vorzustellen, daß das, was dort draußen lauerte, auch in den undurchsichtigen Schatten des Sternenkratzers spukte. Sich gegen ihn zusammenrottete und ihn hetzte.
    Die Muskelmembrantür am Boden des Treppenhauses war nur teilweise kontrahiert, und ihre Ränder zitterten leicht. Vorsichtig streckte Tolton den Lichtstab durch die Spalte und spähte hinaus in das Vestibül des fünften Stocks. Die hohen Decken und weiten geschwungenen Wände, Mise en scène und ehemals unerschütterliche Majestät der BiTek-Technologie Valisks, als diese noch vierundzwanzig Stunden am Tag angenehm klimatisiert und in warmes Licht getaucht war, ragten nun drohend und düster rings um die kleine Kugel aus Licht auf und schwankten bei jeder kleinen Bewegung des Stabs.
    Tolton wartete einen Augenblick und nahm seinen Mut zusammen, bevor er hinaus in das Vestibül trat. Diese Etage bestand größtenteils aus Büroräumen. Die meisten mechanischen Türen waren geschlossen und reagierten nicht mehr. Er wanderte an ihnen entlang und las die Schilder auf den Wänden. Die achte Tür gehörte zu einer orthopädischen Praxis, deren Inhaber Facharzt für Sportverletzungen war. Sicherlich gab es dort drinnen irgendwelche nanonischen Medipacks. Das Notschloß befand sich über dem Rahmen. Tolton brach es mit dem stumpfen Ende der Axt auf. Jetzt, da die Stromversorgung nicht mehr funktionierte oder zumindest abgeschaltet war, gab es auch keine elektronischen Sperren mehr. Ein paar Drehungen des Griffs, und das mechanische Schloß sprang auf. Vorsichtig drückte Tolton die Türflügel auseinander.
    Er befand sich in einem typischen Wartezimmer. Keine sonderlich teuren Stühle, ein Dispenser für Softdrinks, Kunstdrucke an den Wänden,

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