Armageddon 05 - Die Besessenen
sie in Gruppen auf und wies ihnen ihre verschiedenen Aufgaben zu.
Die höchste Priorität galt dem Hochfahren der verschiedenen Fusionsgeneratoren, die auf dem Raumhafen verteilt waren. Sie machten zwei Versuche, einen Reaktor zu zünden, und beide schlugen fehl. Mikrofusionsgeneratoren, so fanden sie bald heraus, arbeiteten noch recht gut in den tiefen Kavernen, also machten sie sich an die mühevolle Arbeit, Reserve-Tokamaks aus den Raumschiffen hinunter und in die Abschlußkappe zu schaffen. Als der erste Mikrogenerator mit einer Effizienz von achtunddreißig Prozent hochgefahren war, wußten sie, daß sie tatsächlich eine Chance hatten.
Bald waren Pläne ausgearbeitet, um ein weiteres Dutzend in den Kavernen zu montieren und die von ihnen erzeugte Energie in die organischen Leiter des Habitats einzuspeisen. Nach zwei Tagen ununterbrochener Anstrengungen leuchtete die große Axialröhre zum ersten Mal mit der Intensität eines frühen sonnigen Morgens. Normale Tageshelligkeit war unmöglich, doch auch so erzeugten sie bei jedem Bewohner einen gewaltigen psychologischen Auftrieb (eigenartigerweise auch bei den Geistern). Gleichzeitig mit der axialen Lichtröhre begannen auch die gewaltigen Organe des Habitats wieder zu arbeiten und machten sich daran, die zahllosen Flüssigkeiten und Gase zu produzieren und zu absorbieren, die der riesige Polyp verbrauchte und exkretierte.
Nachdem ihr Selbstvertrauen auf diese Weise wiedererstarkt war, machte sich die Habitat-Persönlichkeit zusammen mit der Arbeitsmannschaft daran, das unbekannte Kontinuum zu untersuchen. Ausrüstung wurde aus den Forschungszentren und Laboratorien der Magellanic Itg. abtransportiert und hinunter in die Kavernen verfrachtet, wo die verschiedenen Apparate und Meßgeräte unverzüglich in Betrieb genommen wurden. MSVs wurden zu einfachen, improvisierten Testsonden mit primitiven Antennen und Sensoren umgebaut. Draußen, abseits von der hektischen unterirdischen Aktivität, erholten sich die übrigen Einwohner Valisks nach und nach sowohl mental als auch physisch von den Folgen der Possession.
Nach einer Woche hatte Valisk einen beträchtlichen Teil der längst verloren geglaubten Hoffnung zurückgewonnen.
Ein breites Grinsen stand während des gesamten Annäherungsmanövers auf Joshuas Gesicht, manchmal aus Bewunderung, manchmal aus fast kindlicher Freude und Glück. Er wußte, daß er unglaublich dämlich aussehen mußte. Es war ihm schlichtweg egal. Die externen Sensorcluster der Lady Macbeth speisten seine neurale Nanonik mit einem Panoramabild von Jupiters rötlich-weißer Wolkenlandschaft. Tranquility bildete eine scharf umrissene mitternachtsschwarze Silhouette, die über die tosende Sturmlandschaft hinwegsegelte.
Das gewaltige Habitat sah vollkommen unbeschädigt aus, obwohl der nicht-rotierende Raumhafen dunkler lag als üblich. Die Andockbuchten, üblicherweise Brennpunkt hektischer Wartungsbemühungen, waren abgeschaltet und ohne Licht, und die runden Rümpfe der gedockten Adamistenschiffe ruhten halb verborgen in den metallenen Kratern. Lediglich die roten Warnlichter und Navigationssignale blinkten unermüdlich an den Rändern der großen silbrig-weißen Scheibe.
»Es ist tatsächlich hier …« sagte Ashly mit betäubter Stimme von der anderen Seite der Brücke. »Das ist … das ist …«
»Ungeheuerlich?« schlug Beaulieu vor.
»Verdammt genau«, sagte Dahybi. »Etwas so Großes kann unmöglich ein Raumschiff sein! Unmöglich!«
Sarha lachte leise. »Seht den Tatsachen ins Auge, Leute; wir leben in interessanten Zeiten.«
Joshua war froh, daß Mzu, ihre Landsleute und die Agenten der Geheimdienste allesamt unten in der Lounge von Kapsel D steckten. Nach allem, was sie durchgemacht hatten, wäre es wie ein nachträgliches Eingeständnis von Schwäche erschienen, als wären sie außerstande, den Gefahren und Unwägbarkeiten der Raumfahrt zu trotzen.
Die Raumflugkontrolle der Jupiter-Habitate übermittelte per Datavis den endgültigen Annäherungsvektor, und Joshua drosselte die Fusionsantriebe auf ein Drittel g, während sie die unsichtbare Grenze überquerten, ab der Tranquilitys eigene Verkehrskontrolle die Verantwortung übernahm. Die fünf eskortierenden Voidhawks paßten sich dem Manöver der Lady Macbeth mit müheloser Eleganz an, nicht bereit, dem berühmten ›Lagrange‹ Calvert etwas Geringeres als absolute Perfektion zu demonstrieren – ein Zeichen der Anerkennung für das, was die Edeniten Joshua seit
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