Armageddon 05 - Die Besessenen
gedacht? Nun ja, ein Saldana offensichtlich. Ich bezweifle, daß viele andere auf diesen Gedanken gekommen wären.«
»Das meinte ich nicht«, entgegnete Monica. »Sie waren vom Augenblick unseres Eintreffens hier fröhlich, und in der Folge hat sich Ihre Stimmung sogar noch weiter gebessert. Ich habe Sie beobachtet.«
»Nach Hause zu kommen ist immer ein gutes Gefühl.«
»Es ist mehr als das. Es ist, als wären Sie von einem Moment zum anderen abgeklärter. Gereifter.«
»Das bin ich auch. Die Gemeinschaft mit meinem Volk und dem Konsensus bewirkt das. Es ist ein wichtiges psychologisches Ventil. Und es bekommt mir gar nicht gut, solange von ihnen getrennt zu sein.«
»O Gott, geht das schon wieder los? Können Sie Ihre Propaganda nicht für einen Augenblick beiseite lassen?«
Samuel lachte auf. Monica und ihn verband zwar keine Affinität, aber sie beide kannten sich inzwischen lange genug, so daß es kaum noch einen Unterschied machte. Eine angenehme Überraschung im Umgang mit einem Adamisten, erst recht, wenn es sich bei diesem um eine Agentin der ESA handelte. »Ich versuche doch gar nicht, sie zu bekehren, Monica. Ich sage lediglich, daß es mir gut tut. Wie Ihnen offensichtlich aufgefallen ist.«
Monica grunzte. »Wenn Sie mich fragen, ich halte es für eine Schwäche. Sie sind abhängig, und das kann in Ihrem Beruf einfach nicht gut sein. Menschen sollten imstande sein, sich auf ihr eigenes Urteilsvermögen zu verlassen und nicht am Rockschoß zu hängen. Wenn ich einmal nicht weiter weiß, starte ich ein Stimulationsprogramm.«
»Ah, ja. Die natürliche menschliche Art, mit Streß fertigzuwerden.«
»Das ist auch nicht schlimmer als Ihre. Außerdem geht es schneller, und es ist sauberer.«
»Es gibt viele Wege, menschlich zu sein.«
Monica warf einen Blick zu Mzu und Adul hinüber, der trotz allem, was sie gemeinsam durchgestanden hatten, noch immer voller Groll war. »Und unmenschlich zu sein«, fügte sie hinzu.
»Ich glaube, sie hat erkannt, wie töricht sie war. Das ist gut. Es ist ein Zeichen der Reife, aus seinen Fehlern zu lernen, erst recht, wenn man so viele Jahre mit ihnen gelebt hat. Und vielleicht leistet sie ja noch einen positiven Beitrag zu unserer Gesellschaft.«
»Vielleicht. Soweit es mich betrifft, gehört sie ununterbrochen überwacht, bis sie stirbt. Und selbst dann wäre ich noch nicht sicher. Diese Frau ist einfach zu gerissen. Ich bin immer noch der Auffassung, daß der Leitende Admiral sich geirrt hat. Sie gehören ausnahmslos in Null-Tau.«
»Nun ja, bleiben Sie ruhig, Monica. Ich habe dem Konsensus bereits mitgeteilt, daß ich sie weiterhin bewachen werde. Ich bin zu alt und abgespannt für einen weiteren aktiven Auftrag. Sobald diese Krise vorbei ist, suche ich mir einen neuen Job. Ich wollte schon immer einmal Wein anbauen, selbstverständlich guten Wein. Die Art von Wein, die selbst den ausgesprochenen Kenner befriedigt. Immerhin habe ich selbst genügend Mist getrunken, während ich durch die Konföderation gereist bin. Einige unserer Habitate erzeugen einen ganz ausgezeichneten Tropfen, wußten Sie das?«
Monica sah ihn mit einem überraschten Blick an, dann schnaubte sie amüsiert. »Wen genau wollen Sie damit eigentlich an der Nase herumführen?«
Es war ganz sicher nicht das Willkommen, das man einem Helden bereitete. Allein Collins meldete in seiner Nachrichtensendung, daß die Lady Macbeth angedockt hatte, und zwar in einem Tonfall, der nahelegte, daß Joshua mit eingeklemmtem Schwanz zurückgekommen war.
Fünf Serjeants begrüßten Alkad Mzu und die Überlebenden der Beezling und eskortierten sie zu ihren neuen Quartieren. Sie standen nicht unter Arrest, wie Tranquility durch die BiTek-Konstrukte erklärte, doch das Habitat umriß die Grenzen und Richtlinien ihres neuen Aufenthalts recht deutlich.
Ein paar alte Freunde erwarteten die Besatzung im Empfangsraum des Docks. Dahybi und Beaulieu gingen mit ihnen davon, um ihr Wiedersehen in einer Bar zu feiern. Sarha und Ashly nahmen gemeinsam einen Pendellift. Zwei Deputy Manager aus dem Pringle Hotel begrüßten Shea und Kole und führten sie zu ihren neuen Zimmern.
Damit blieb nur noch Joshua, der sich um Liol kümmern konnte. Er war nicht ganz sicher, was er mit seinem Bruder machen sollte. Sie umkreisten sich noch immer, obwohl der Orbit enger geworden war. Ein Hotel kam nicht in Frage – zu kalt; Liol gehörte schließlich zur Familie. Joshua wünschte nur, sie wären inzwischen zu einer Lösung
Weitere Kostenlose Bücher