Armageddon 05 - Die Besessenen
des Problems mit Liols Anspruch auf die Lady Macbeth gekommen. Obwohl sein Bruder im Verlauf des Fluges definitiv versöhnlicher geworden war. Ein gutes Zeichen. Es sah aus, als würde er Liol in seinem Appartement aufnehmen müssen. Nun ja, wenigstens würde er verstehen, was eine Junggesellenbude war.
Doch sobald Joshua aus der Luftschleuse schwamm, stand Ione vor ihm. Ihre Zehenspitzen hafteten mit der Grazie einer Ballerina an den StikPads. Jeder Gedanke an Liol war wie weggewischt.
Sie trug ein einfaches kastanienbraunes getupftes Sommerkleid, und das unordentliche goldblonde Haar schwebte anmutig um ihren Kopf. Es machte sie mädchenhaft und elegant zugleich. Der Anblick Iones beschwor Erinnerungen in Joshua herauf, die wärmer waren als alles, was neurale Nanoniken jemals speichern konnten.
Sie grinste verschlagen und streckte die Arme aus. Joshua stieß sich ab und ließ sich von ihr auffangen. Sie küßten sich – ein Gefühl irgendwo zwischen guten alten Freunden und Liebenden. »Gut gemacht«, flüsterte sie.
»Danke. Ich …« Er runzelte die Stirn, als er bemerkte, wer hinter ihr wartete. Dominique. Gekleidet in ein enges ärmelloses Leder-T-Shirt, das in weißen Sporthosen steckte. Weibliche Kurven und unverhohlene Rasse. So offen, wie Ione zurückhaltend war.
»Joshua Darling!« kreischte Dominique vergnügt. »Mein Gott, du siehst so traumhaft aus in deiner Schiffsuniform … so gut verpackt. Was haben sich diese unanständigen Schneider eigentlich dabei gedacht?«
»Äh … hallo, Dominique.«
»Hallo?« Sie setzte einen tragisch enttäuschten Schmollmund auf. »Ist das alles? Komm her zu mir, du Prachtstück.«
Arme schlangen sich überraschend stark um seinen Leib. Breite Lippen senkten sich auf die seinen, und eine Zunge schlängelte sich in Joshuas Mund. Haare und Pheromone kitzelten in seiner Nase und erzeugten einen heftigen Niesreiz.
Er war zu verlegen, um Widerstand zu leisten. Dann versteifte sich Dominique unvermittelt. »Oh, hoppla! Es gibt ja zwei von euch!«
Die Umarmung löste sich, und Dominique starrte hungrig an Joshua vorbei. Lange blonde Strähnen schwebten in einem weiten Kranz um ihren Kopf.
»Äh, das ist mein Bruder«, murmelte Joshua.
Liol schenkte ihr ein träges Grinsen und verbeugte sich leicht. Es war ein beeindruckendes Manöver, wenn man bedachte, daß er nicht auf einem StikPad verankert war. »Liol Calvert«, stellte er sich vor. »Ich bin Joshuas großer Bruder.«
»Größerer.« Dominiques Augen reflektierten das silberne Licht wie Diamanten.
Joshua wußte nicht, wie es geschehen war, doch plötzlich stand er nicht mehr zwischen den beiden.
»Willkommen auf Tranquility«, gurrte Dominique.
Liol nahm ihre Hand und küßte sie galant. »Freut mich, hier zu sein. Bis jetzt ist es atemberaubend.«
Ein leises bestürztes Stöhnen entrang sich Joshuas Kehle.
»Es gibt noch eine Menge mehr zu sehen, und es wird noch viel besser.« Dominiques Stimme wurde so rauchig, daß sie beinahe wie ein Baß klang. »Wenn Sie einen Blick riskieren wollen, heißt das.«
»Ich bin nur ein einfacher Junge von einem Provinzasteroiden. Ich kann es kaum erwarten, die Freuden und Vergnügungen kennenzulernen, die in diesem großen bösen Habitat auf mich warten.«
»Oh, bei uns gibt es ein paar böse Dinge, die Sie in Ihrem Asteroiden niemals finden würden.«
»Das glaube ich gern.«
Sie krümmte den Zeigefinger vor seiner Nase. »Hier entlang.«
Gemeinsam schwebten die beiden aus der Schleuse.
»Hmmm.« Ione lächelte vielsagend und zufrieden. »Acht Sekunden. Das ist selbst für Dominique ein neuer Geschwindigkeitsrekord.«
Joshua wandte den Blick von der Schleuse ab und sah ihre belustigten blauen Augen. Dann wurde ihm bewußt, daß sie alleine waren. »Oh«, sagte er bewundernd. »Sehr schlau eingefädelt.«
»Sagen wir einfach, ich hatte so eine Vorahnung, daß die beiden zueinander passen könnten.«
»Sie wird ihn lebendig auffressen. Und das weißt du auch, oder nicht?«
»Du hast dich nie beschwert.«
»Woher wußtest du über ihn Bescheid?«
»Ich habe die Erinnerungen meiner Serjeants assimiliert, während du auf Anflugkurs warst. Die beiden, die noch übrig sind, heißt das. Du bist offensichtlich durch die Hölle gegangen.«
»Ja.«
»Ihr werdet miteinander zurechtkommen, du und Liol. Ihr seid euch einfach zu ähnlich, damit es gleich von Anfang an klappt, das ist alles.«
»Kann schon sein.« Er wand sich unbehaglich.
Sie legte die Hände auf
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