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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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gehen. Der Raum begann sich zu verändern, und seine tristen Farben verschwanden. Wände und Boden wurden zu kaum mehr als einfachen Ebenen dichteren Schattens. Billy-Joe, Courtney und Greta verwandelten sich in reglose schillernde Statuen. Andere Menschen wurden sichtbar, an denen jede Einzelheit deutlich zu erkennen war: Gesichtszüge, Kleidung (eigenartige, antike Stile), Haare. Und doch fehlte es ihnen an Farbe bis hin zu einem Punkt, der sie transparent erscheinen ließ. Und sie blickten ohne Ausnahme unendlich traurig drein, mit trüben, gequälten Augen.
    »Ignoriere sie«, befahl Quinn. »Eine Bande von Arschlöchern, weiter nichts.« Im Gegensatz zu den anderen leuchtete Quinn voller Farbe und Leben.
    »Ja.«
    Quinn musterte ihn mit einem scharfen Blick, dann zuckte er die Schultern. »Ja. Vermutlich reden wir gar nicht richtig miteinander. Immerhin lebst du nicht wirklich hier drin.«
    Jack dachte über Quinns Worte nach. Seine Gedanken verloren allmählich ihre Langsamkeit. »Wie meinst du das?« Ihm wurde bewußt, daß er seinen eigenen Herzschlag nicht mehr länger hörte. Noch bewegte sich sein Mund, wenn er redete.
    »Scheiße!« Quinns Zorn manifestierte sich in einer Woge aus Hitze, die von seinem leuchtenden Körper ausstrahlte. »Das Hypogenikum funktioniert hier ebenfalls nicht! Daran hätte ich denken müssen. Also gut, drücken wir es einfach genug für dich aus. Du tust genau, was ich sage, oder ich werde dir verdammt weh tun, kapiert? Und in diesem Reich der Geister meine ich wirklich verdammt weh.«
    Sie glitten durch den Raum. Jack hatte keine Ahnung, wie ihm geschah, denn seine Beine bewegten sich nicht. Die Wand kam ihm entgegen und glitt mit einem stechenden Gefühl, das ihn erbeben ließ, ringsum an ihm vorüber.
    »Es wird noch schlimmer«, sagte Quinn. »Das Durchdringen dichter Materie ist schmerzhaft. Ignoriere es. Setz dich einfach zurück und genieße die Aussicht.« Sie wurden schneller.
     
    Banneth war der Akolythen nach und nach überdrüssig geworden. Es langweilte sie sogar, ihnen dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig um den Verstand fickten. Alles war so gewöhnlich. Sie mußte immer wieder an die Modifikationen und Verbesserungen denken, die sie an ihren zuckenden Leibern vornehmen konnte, um den Sex würziger und höchstwahrscheinlich eine ganze Menge interessanter zu machen. Es gab definitiv ein paar Attribute, die sie dem Jungen hätte gewähren können, die ihn sowohl im Leben als auch im Bett skrupelloser gemacht hätten, wobei die zweite Arena das Übungsgelände für die erste war. Nach kritischer Überlegung kam sie zu dem Schluß, daß wahrscheinlich auch die beiden Mädchen von einer mehr katzenhaften Natur profitieren würden.
    Nicht, daß noch irgend etwas davon jetzt eine Rolle gespielt hätte. Banneth hatte sich die gleiche Art von Fatalismus zugelegt wie die restliche Bevölkerung des Planeten. Seit die Vakzüge abgeschaltet worden waren, hatten unentschuldigte Abwesenheit vom Arbeitsplatz und Kleinkriminalität in jeder Arkologie beträchtlich zugenommen. Nach anfänglich starken Bedenken waren die Behörden zu dem Schluß gekommen, daß es nichts mit der drohenden Possession der gesamten Bevölkerung zu tun hatte. Es waren die schlechten Nachrichten, die den Menschen so sehr zusetzten. Apathie hatte sich ausgebreitet und herrschte mit der nicht greifbaren Macht eines dominanten Sternzeichens.
    Banneth zog ihren Umhang über und verließ das große Schlafzimmer ihrer Penthouse-Suite, ohne auch nur einen Blick auf das neuerlich lauter werdende Stöhnen von dem Gewimmel der Leiber auf der Matratze hinter ihr zu werfen. Sie ging zur Cocktailbar des Wohnbereichs hinüber und schenkte sich einen großen Crown Whisky ein. Vier Tage des Nichtstuns und der Inaktivität, während sie im Appartement festsaß, hatten den Flüssigkeitsstand in der Flasche auf ein paar Zentimeter sinken lassen.
    Sie setzte sich in einen der gräßlichen Ledersessel und wandte sich per Datavis an den Managementprozessor ihrer Suite. Quastenvorhänge rauschten vor die Glasfenster und versperrten den Ausblick auf die nächtliche Arkologie. Ein holographischer Schirm über dem großen Kamin flammte bunt auf und übertrug die neuesten Nachrichten von einem lokalen Sender.
    In New York waren zwei weitere Kuppeln den Besessenen zum Opfer gefallen. Die freien Reporter übertrugen ihre Bilder von einem Aussichtspunkt auf einem der Megatürme herab, und Banneth bemerkte den schwachen roten

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