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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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veröffentlichen? wiederholte sie verärgert.
    – Sie geben exzellentes Archivmaterial für meine Leute ab.
    – Ihre Leute? Aber was wollen Ihre Leute mit … Das Bild auf dem Holoschirm wackelte – ein Bericht aus Edmonton, ein Reporter, der durch eine sabotierte Kraftwerksanlage ging und die Fortschritte der Reparaturarbeiten schilderte. – Haben Sie das gesehen?
    – Die KI hat Mikrofluktuationen in den elektronischen Schaltkreisen des Penthouses entdeckt. Er ist hier. Westeuropas plötzliche Aufregung knisterte durch das Affinitätsband wie ein statischer Schlag mitten in das Gehirn.
    »Scheiße!« Banneth kippte ihren Whisky in einem Zug hinunter. Es gibt nichts, was ich jetzt noch tun könnte. Der Gedanke war in ihrem Bewußtsein verankert, wiederholte und wiederholte sich immer wieder. Jetzt, da der Augenblick nahte, stieg bitterer Unwille in ihr auf. Sie kämpfte sich auf die Beine. Quinn würde sie unter keinen Umständen in diesem Zustand sehen, zusammengesunken und geschlagen. Und er würde verdammt genau wissen, daß sie die wichtigste Spielfigur war, wenn es darum ging, ihn in eine Falle zu locken.
    Per Datavis schaltete sie die Raumbeleuchtung auf maximale Stärke, dann drehte sie sich einmal um die eigene Achse und suchte das Penthouse ab. Feuchtigkeit legte sich über ihre Pupillen und verschmierte ihre Sicht. Das Bild des Holoschirms wackelte erneut, und der Ton stotterte.
    Ganz langsam und mit einem beleidigenden Grinsen auf den Lippen sagte sie: »Wo steckst du, Quinn?«
    Es war, als schaltete man einen schlecht fokussierten AV-Projektor ein. Vor der Tür zum Schlafzimmer waberte ein dunkler Schatten und versperrte die Sicht auf die selbstversunkenen Akolythen. Zuerst transparent, doch dann wurde er rasch dicker. Die Lampen an der Decke flackerten, und das Bild des Holoschirms implodierte zu einem schmutzigen Regenbogen. Banneths neurale Nanonik hörte auf zu arbeiten.
    Quinn Dexter stand in seiner nachtschwarzen Robe auf den Marmorfliesen und blickte sie direkt an. Vollständig materialisiert.
    – Hab’ ich dich, Bastard!
    Der Siegesschrei des Supervisors dröhnte durch Banneths Schädel. Eine ganze Sekunde lang starrte sie auf ihre wunderbare Schöpfung, jedes einzelne der prachtvollen Attribute, und erinnerte sich an die wütende Kraft, die sich hinter der glatten bleichen Haut verborgen hatte. Er erwiderte ihren Blick. Das heißt, seine Augen bewegten sich nicht. Falsch! Alles falsch! FALSCH! – Warten Sie! Das ist nicht …
    Der Röntgenlaser feuerte. Viele Kilometer über Banneth durchschlug der Strahl die Kristallkuppel der Arkologie und traf die Spitze des Parsonage Heights Towers. Innerhalb einer kaum meßbaren Zeitspanne verwandelte sich das Gebäude aus Carbo-Beton in eine Wolke aus Ionen. Ein Wirbelsturm aus nahezu massivem blauem Licht raste von der zerstörten Spitze des Turms zur Kuppel hinauf.
    Quinn schwebte leicht durch das Herz der Explosion, fasziniert vom Ausmaß der Vernichtung, die das physikalische Universum ringsum erfaßt hatte. Er hatte sich die ganze Zeit über gefragt, welche Waffe sie wohl gegen ihn richten würden, nachdem sie ihn erst gefunden hatten. Nur eine strategische Verteidigungsplattform war imstande, diese spektakuläre Wildheit zu entfesseln.
    Quinn beobachtete, wie sich Banneths Seele aus den sich verflüchtigenden Atomen ihres Körpers löste. Sie heulte auf vor Wut, als sie ihn entdeckte: den echten Quinn Dexter. Jack McGoverns trostlose Seele glitt bereits in das Jenseits hinüber.
    »Netter Versuch«, spottete Quinn. »Und was willst du als nächstes probieren?« Er weitete seine Wahrnehmung aus, während sie vor ihm schwand, und genoß ihre Wut und ihre Qualen. Außerdem – dort draußen, ganz am Rand seiner Wahrnehmung, bemerkte er einen abgehackten Chorus dünner Schreie. Voller Elend und entsetzlicher Qualen. Weit, weit entfernt.
    Das war interessant.

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6. Kapitel
     
    Das eintönige Licht, das über Norfolk erschien und signalisierte, daß Tag war, leuchtete nicht ganz so grell wie sonst. Obwohl es noch ein paar Wochen hin war, konnte man den Herbst bereits herannahen sehen, wenn man sich ein wenig mit dem Wetter auskannte.
    Luca Comar stand an seinem Schlafzimmerfenster und blickte über die Hochebenen, wie er es jeden Morgen bei Tagesanbruch getan hatte seit … nun ja, jeden Morgen halt. Heute lag besonders dichter Nebel über dem Gutshof. Hinter dem weitläufigen Rasen (inzwischen seit Wochen nicht mehr gemäht, verdammt noch mal!)

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