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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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entzogen sie sich dem bewußten Fokus der Sinne. Aber sie waren nicht menschlich, soviel wußte er bestimmt.
    Krieger der Nacht. Dämonen.
    Flüchtig. Für den Augenblick.
    Quinn sammelte seine Gedanken und kehrte in die Wirklichkeit zurück. Courtney gähnte und blinzelte hastig, als Quinns Stiefelspitze sie aus dem Schlaf riß. Sie lächelte ihren dunklen Meister an und streckte sich auf den alten Steinfliesen.
    »Es ist Zeit«, sagte Quinn.
    Die besessenen Jünger, die er ausgewählt hatte, standen schweigend in einer Reihe da und warteten geduldig auf seine Instruktionen. Überall ringsum heulten die Geister dieses Ortes ihre Wut hinaus über Quinns obszöne Entweihung, lauter, als er es jemals zuvor von ihnen gehört hatte. Aber immer noch hilflos gegenüber seiner Macht.
    Billy-Joe schlenderte durch den Mittelgang herbei und kratzte sich ausgiebig. »Alles verdammt still da draußen, Quinn«, berichtete er. »Irgend etwas Merkwürdiges geht da vor.«
    »Gehen wir und sehen nach, oder?«
    Er wandte sich um und ging hinaus in die verhaßte Dämmerung.
     
    Die Verkündigung der Ausgangssperre leuchtete auf dem Schirm des Prozessorblocks, als Louise und Genevieve erwachten. Louise las die Botschaft zweimal, dann bat sie den Netzprozessor ihrer Suite per Datavis um Bestätigung. Eine lange Datei mit Verhaltensmaßregeln wartete auf sie und setzte sie offiziell in Kenntnis, daß der Bürgermeister vorübergehend ihre Rechte auf Reisefreiheit und freie Versammlung außer Kraft gesetzt hatte.
    Genevieve drückte sich an ihre Seite. »Sind sie hier, Louise?« fragte sie ängstlich.
    »Ich weiß es nicht.« Louise umarmte ihre kleine Schwester. »Diese Explosion bei Parsonage Heights war jedenfalls ziemlich verdächtig. Ich denke, die Behörden haben Angst, daß einige der Besessenen entwischt sein könnten.«
    »Aber es ist nicht dieser schreckliche Quinn Dexter, oder?«
    »Nein, selbstverständlich nicht. Die Polizei von Edmonton hat ihn erwischt.«
    »Das kannst du gar nicht wissen!«
    »Nicht mit Sicherheit, nein. Trotzdem, ich halte es für äußerst unwahrscheinlich, daß Quinn Dexter hier in London ist.«
    Das Frühstück war eines der wenigen Dinge, die nicht von der Ausgangssperre betroffen waren. Als die beiden Schwestern im Restaurant eintrafen, wurden sie vom Hotelmanager persönlich an der Tür begrüßt. Er entschuldigte sich wortreich für den wegen der Ausgangssperre eingeschränkten Service seines Hauses und versicherte ihnen, daß das verbliebene Personal alles in seiner Macht Stehende tun würde, um die Gäste so wenig wie möglich merken zu lassen. Er sagte auch, daß – bedauerlicherweise – die Ausgänge entsprechend der behördlichen Anweisungen verschlossen worden wären, und betonte, daß die Polizei sehr streng mit jedem verfahren würde, der auf der Straße angetroffen wurde.
    Lediglich ein Dutzend Tische war besetzt. Niemand redete, als wären auch Gespräche der Gäste untereinander von der Ausgangssperre betroffen. Louise und Genevieve aßen in gedrückter Stimmung ihre Frühstücksflocken und ein paar Rühreier, dann kehrten sie nach oben zurück. Sie sahen sich ein paar Nachrichtensendungen auf dem großen Holoschirm an und lauschten den ernsten Kommentaren der Sprecher, während sie am Fenster standen und auf Green Park hinaussahen. Auf den Gehwegen waren Schwärme heller bunter Vögel unterwegs und pickten zwischen den Steinen, als suchten sie dort nach den verschwundenen Menschen. Hin und wieder beobachteten die beiden Mädchen den einen oder anderen Wagen der Polizei, wie er lautlos über Picadilly jagte und die Rampe zum Schnellweg hinauf, der das Herz der alten Stadt umgab.
    Genevieve langweilte sich sehr bald. Louise saß auf dem Bett und sah Nachrichten. Überall in der Arkologie hatten Reporter in hohen Türmen mit guter Aussicht Posten bezogen und übermittelten ähnliche Bilder von verlassenen Straßen und menschenleeren Plätzen. Das Büro des Bürgermeisters, stets ängstlich besorgt um die öffentliche Meinung, hatte einigen Reportern die Genehmigung erteilt, in verschiedenen Streifenwagen der Polizei mitzufahren. Treu übermittelten sie Bilder von Beamten, die Gruppen aufsässiger Jugendlicher von den Straßen jagten, wo sie in beherzter Herausforderung der Autoritäten herumlungerten. Eine nicht enden wollende Anzahl von Sprechern der Regierung erschien zu Interviews und versicherte den Zuschauern, daß die Ausgangssperre nichts weiter als eine Vorsichtsmaßnahme sei und

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