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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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glitt ein Stück der Wand nach oben. Dahinter wurde eine lange Rampe aus Carbo-Beton sichtbar, die in so grelles Sonnenlicht getaucht war, daß Louise trotz der getönten Scheiben die Augen zusammenkneifen mußte.
    London erstreckte sich weiter als bis zum Perimeter seiner neun äußeren Kuppeln. Die Arkologie selbst war prinzipiell in Wohnzonen und kommerzielle Sektionen aufgeteilt, und die wenige Industrie im Innern konzentrierte sich im wesentlichen auf die Programmierung von Software und leichten Konsumgütern. Die Schwerindustrie war draußen vor den Kuppeln in unterirdischen Bunkern von zehn Kilometer Länge untergebracht. Sie besaß ihre eigenen Verhüttungsanlagen, chemischen Raffinerien und Recyclingwerke. Die Kuppelwände waren wie Betonschwämme mit Environment-Anlagen durchsetzt, die London mit Wasser, kühler Luft und Energie versorgten. Das Gebiet unmittelbar außerhalb der Kuppeln jedoch wurde von Nahrungsmittelfabriken dominiert. Hunderte von Quadratkilometern wurden von Synthesemaschinerie eingenommen, die Proteine und Kohlenhydrate und Vitamine produzierten und in einer Million verschiedenen Geschmacksrichtungen kombinierten, die trotz aller Bemühungen irgendwie niemals ganz wie natürliches Essen schmeckten. Sie versorgten die gesamte Arkologie mit Nahrung. Die Rohstoffe kamen durch Pipelines vom Meer, aus der Kanalisation und der Luft, wurden verarbeitet und in Beutel und Kisten verpackt. Die Reichen und Mächtigen konnten sich importierte Nahrungsmittel und Delikatessen leisten, doch selbst ihre Grundnahrung wurde neben den Fabriken für Burgerpaste und Kartoffelgranulat für die Massen hergestellt.
    Der Transporter benötigte vierzig Minuten, um die ausgedehnte Landschaft aus halb vergrabenen Carbo-Betongebäuden voller organischer Syntheseanlagen und Klontanks hinter sich zu lassen. Streng geometrische Hügel mit großen Kühltürmen auf den Oberseiten wichen der natürlich geschwungenen Topologie des freien Landes. Die Schwestern starrten begierig auf das smaragdfarbene Grün hinaus, das sich vor ihnen hinzog. In Louise breitete sich zunehmend Enttäuschung aus; sie hatte eine weit dynamischere Landschaft erwartet. Selbst Norfolk hatte Spektakuläreres zu bieten. Das einzig Aufregende hier waren die langen Wolkenstreifen, die über den leuchtend kobaltblauen Himmel jagten. Gelegentliche dicke Regentropfen detonierten mit einem dumpfen Knall auf der Windschutzscheibe.
    Sie fuhren über eine Straße, die aus einer Art dunklem Geflecht bestand. Gräser wuchsen in den Lücken und bildeten einen dichten Teppich. Es waren die gleichen lebendig grünen Pflanzen, die jeden freien Fleck der Landschaft bedeckten.
    »Gibt es denn keine Bäume?« fragte Louise. Es sah aus, als führen sie durch ein hellgrün leuchtendes Meer. Selbst kleine unregelmäßig geformte Brocken, von denen sie annahm, daß es sich um Felsen handelte, waren von den Gräsern überwuchert.
    »Nein, nicht mehr«, antwortete Yves Gaynes. »Das hier ist so ungefähr die einzige Vegetation, die auf der Erde noch wächst. Das grüne Gras der Heimat. Man nennt es Tapegras, eine Kreuzung zwischen Gras und Moos. Es ist durch genetische Manipulation entstanden, und das Wurzelwerk ist dicker als alles, was Sie sich vorstellen können. Ich habe mir schon einmal einen Spaten abgebrochen bei dem Versuch, durch dieses Zeug zu graben. Die Wurzeln reichen mehr als sechzig Zentimeter in die Tiefe. Aber wir müssen dieses Gras anbauen. Es gibt nichts anderes, um die Bodenerosion aufzuhalten. Sie sollten die Fluten sehen, die hier nach einem Sturm entstehen. Jede Bodenfalte verwandelt sich in einen reißenden Strom. Gäbe es dieses Gras auf Mortonridge, hätte die Sache ganz anders ausgesehen, das können Sie mir glauben.«
    »Kann man es essen?« fragte Genevieve.
    »Nein. Die Biotechniker, die es gezüchtet haben, waren zu sehr in Eile, um etwas Nützliches hervorzubringen, als daß sie noch Zeit gefunden hätten, derartige Feinheiten mit einzubauen. Sie haben alle Anstrengungen auf die Widerstandsfähigkeit konzentriert, biologisch gesprochen. Es hält sämtliche UV-Strahlen der Sonne aus, und es gibt nicht eine einzige Krankheit, die ihm schaden könnte. Deswegen ist es inzwischen auch viel zu spät, um es gegen eine andere Pflanze auszutauschen. Es wächst einfach überall. Ein halber Zentimeter Erde reicht aus. Lediglich Felsenklippen sind zu karg, und dafür haben wir Klettflechten gezüchtet.«
    Genevieve zog einen Schmollmund und preßte die

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