Armageddon 06 - Der nackte Gott
plapperte Genevieve munter drauflos. »Wir haben einen Polizisten kennengelernt. Er heißt Charlie und ist in Wirklichkeit ein Diktator. Ich mag ihn nicht besonders, aber er hat uns aus London geholt, bevor die Dinge dort zu schlimm geworden sind.«
Louise legte eine Hand auf Genevieves Arm und brachte sie damit zum Schweigen. »Fletcher, Quinn Dexter ist hier unten auf der Erde. Er läuft frei und ungehindert in London herum. Man hat mich gebeten zu fragen, ob Sie helfen könnten, ihn aufzuspüren?«
»Mylady Louise, dieser Schurke hat mich schon einmal besiegt. Wir sind nur durch Gottes Gnade und eine gewaltige Portion Glück entkommen. Ich fürchte, ich wäre nur wenig nützlich gegen ihn.«
»Charlie besitzt eine Waffe, die vielleicht funktionieren könnte, wenn wir sie nur nahe genug an Dexter heranbringen. Und es muß ein Besessener sein, der sie trägt. Niemand sonst hat auch nur die geringste Chance. Fletcher, es wird wirklich schlimm werden hier unten, wenn niemand Quinn Dexter aufhält. Die einzige Alternative der Behörden ist, viele, viele Menschen zu töten. Wahrscheinlich Millionen.«
»Aye, Lady. Ich kann spüren, wie die Seelen voller Aufregung der Dinge harren, die da kommen. Viele, viele Leiber werden für ihre Übernahme bereit gemacht, und man verspricht ihnen mehr und mehr. Ich fürchte, der Tag der Abrechnung naht sich unaufhaltsam. Bald werden alle Menschen zu wählen haben, wo sie mit ihren Herzen stehen.«
»Also werden Sie nach unten kommen?«
»Selbstverständlich, werte Lady Louise. Wie könnte ich Euch je eine Bitte ausschlagen?«
»Dann treffen wir uns in London, Fletcher. Charlie hat bereits sämtliche Arrangements getroffen. Genevieve wird nicht bei uns sein. Sie fliegt noch heute nach Tranquility ab.«
»Ah. Ich glaube zu verstehen. Verrat lauert unter jedem Stein auf dem Weg, den wir gehen.«
»Er tut, was er tun zu müssen glaubt.«
»Die Ausrede gar manches Tyrannen, Lady Louise«, erwiderte Fletcher traurig. »Kleine Lady? Ich möchte, daß Ihr mir versprecht, Eurer Schwester keine unnötigen Umstände zu bereiten, bevor Ihr zu diesem magischen Schloß aufbrecht. Sie liebt Euch über alles und möchte nicht, daß Euch etwas Unrechtes geschieht.«
Genevieve klammerte sich an Louises Arm und kämpfte mühsam gegen ein Schluchzen an. »Ich verspreche es. Aber ich möchte nicht, daß einer von euch beiden weggeht. Ich möchte nicht allein zurückbleiben.«
»Ich weiß, kleine Lady. Aber unser Herr im Himmel sagt uns, daß nur die Tugendhaften tapfer sind. Zeigt Mut, Genevieve. Tut es für mich, und geht dorthin, wo Ihr in Sicherheit seid, selbst wenn es bedeutet, die zu verlassen, die Euch lieben. Nach unserem Sieg werden wir alle wieder vereint sein.«
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8. Kapitel
Al wußte gleich von Anfang an, daß es ein schlimmer Tag werden würde.
Zuerst war es der Körper. Blut war Al kaum etwas Fremdes – er hatte es in seiner Zeit mehr als einmal gesehen, und meistens war er selbst dafür verantwortlich gewesen –, doch das hier drehte ihm den Magen um. Es hatte eine ganze Weile gedauert, bis jemand bemerkte, daß der gute alte Bernhard Allsop verschwunden war. Wem sollte es schon etwas ausmachen, daß die kleine Ratte nicht überall im Weg stand wie üblich? Erst als seine Aufgaben unerledigt blieben, erkundigte sich Leroy schließlich nach seinem Verbleib. Selbst dann war es noch keine dringliche Sache. Bernhards Prozessorblock reagierte nicht auf Datavis-Anfragen, also nahmen alle an, daß er sich zum Pennen in eine Ecke verpißt hatte. Ein paar Jungs wurden beauftragt, nach ihm Ausschau zu halten. Einen weiteren Tag später war Leroy beunruhigt genug, um Bernhards Verschwinden bei einem Treffen mit Capones übrigen Lieutenants zu erwähnen. Eine Suche wurde organisiert.
Es waren die Sicherheitskameras, die ihn schließlich fanden. Das heißt, sie lokalisierten die Sauerei. Die Identifikation des Opfers mußte vor Ort geschehen.
Jede Menge Blut klebte am Boden, an den Wänden und an der Decke. Soviel Blut, daß Al überzeugt war, es müsse sich um mehrere Personen handeln. Aber Emmet Mordden widersprach und meinte, die Menge passe ungefähr zu einem einzigen ausgewachsenen Mann.
Al zündete sich eine seiner Zigarren an und paffte heftig. Nicht aus Vergnügen; der Rauch überdeckte den Gestank verwesenden Fleisches. Patricia hatte das Gesicht angeekelt verzogen, und Emmet hielt sich ein Taschentuch vor das Gesicht, während er die Überreste untersuchte.
Das
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