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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Gesicht gehörte offensichtlich zu Bernhard, obwohl sich in Al immer noch leise Zweifel regten. Es sah aus, als hätte jemand die Haut ungefähr zu Bernhards Gesichtszügen verschoben. Eher eine Karikatur als ein natürliches Gesicht. Wie eine schlechte Fälschung oder eine verpfuschte kosmetische Operation.
    »Und du bist ganz sicher?« wandte er sich an Emmet, der gerade mit einem langen Stab die blutgetränkte Kleidung abtastete.
    »Ziemlich sicher, Al, ja. Das hier sind seine Klamotten. Und das ist sein Prozessorblock. Und du kannst nicht erwarten, daß sein Gesicht genauso aussieht, wie wir es gewohnt sind. Wir sehen schließlich nur Illusionen von uns, vergiß das nicht. Das Gesicht seines Körpers hat sich dieser Illusion immer weiter angenähert, aber das braucht seine Zeit.«
    Al grunzte und warf einen weiteren Blick auf die Leiche. Die Haut war zusammengeschrumpft und spannte sich fest über Schädel und Kieferknochen, eine ganze Reihe von Kapillaren war aufgebrochen, die Augäpfel geplatzt.
    Er wandte sich ab. »Ja, schon gut.«
    Emmet entwand den Prozessorblock aus Bernhards leichenstarren Fingern und winkte zwei nicht-besessene Sanitäter heran, die den Toten wegschaffen sollten. Sie bugsierten den ausgetrockneten Leichnam in einen Plastiksack. Beide schwitzten stark und kämpften heftig gegen ihre Übelkeit an.
    »Was ist deiner Meinung nach passiert?« fragte Al.
    »Er war hier zwischen den Drucktüren gefangen, und jemand hat die Luftschleuse geöffnet.«
    »Ich dachte, das wäre unmöglich?«
    »Die Sicherungsmechanismen wurden umgangen«, sagte Patricia. »Ich habe es nachgeprüft. Die elektronischen Schaltkreise sind verbrannt, und jemand hat die Gestänge durchtrennt.«
    »Du meinst, es war ein richtig professioneller Anschlag?« fragte Al.
    Emmet tippte Befehle in Bernhards Prozessorblock. Das Gerät lieferte nur wenige zusammenhängende Antworten: kleine blaue Spiralen trieben durch das holographische Display und zerstückelten jedes Symbol, das vom Managementprogramm aufgerufen wurde. »Sieht aus, als hätte jemand per Datavis einen Virus in den Block übertragen. Ich muß ihn mit einem Desktop-Prozessor verbinden und ein Diagnoseprogramm ablaufen lassen, um ganz sicher zu gehen. Aber wie es scheint, war Bernhard nicht in der Lage, nach Hilfe zu rufen.«
    »Kiera!« fluchte Al. »Sie steckt dahinter. Es gab keinerlei Alarm. Kiera wußte, daß Bernhard durch diesen Korridor kommen würde und wann. Eine Falle wie diese muß gründlich organisiert werden. Sie ist die einzige hier oben auf dem Asteroiden, die dazu imstande wäre.«
    Mit der Spitze seines Stifts kratzte Emmet an der blutigen Korridorwand. Das Blut war inzwischen längst zu einem rissigen schwarzen Film getrocknet. Hauchdünne dunkle Schuppen lösten sich wie Schneeflocken vom Komposit. »Mehrere Tage alt, selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, daß es dem Vakuum ausgesetzt war«, stellte er fest. »Bernhard hat schon während der Siegesfeier seinen Dienst nicht angetreten. Schätzungsweise ist das der Zeitpunkt, an dem es passiert ist.«
    »Womit Kiera ein Alibi hätte«, sagte Patricia voll düsterem Unwillen.
    »Hey!« fauchte Al. »Hier oben gibt es keine verdammten Bundesgerichte! Und es gibt keinen beschissenen Rechtsverdreher, der sie aus dem Schlamassel reißen kann, indem er der Jury den Verstand verdreht. Wenn ich sage, Kiera war es, dann war sie es. Punkt. Das Miststück ist schuldig.«
    »So leicht wird sie sich nicht geschlagen geben, Al«, entgegnete Patricia. »Und mit ihrem ständigen Gerede über Trafalgar hat sie die Flotte ganz schön nervös gemacht. Alle haben Angst vor einem Vergeltungsschlag der Konföderation. Kiera hat eine Menge Anhänger, Al.«
    »Scheiße!« Wütend funkelte Al den Leichensack an, während er Bernhard im stillen verfluchte. Warum konnte das kleine Arschloch nicht stärker sein? Sich gegen die Bastarde zur Wehr setzen, die ihm aufgelauert hatten, und wenigstens einen oder zwei mit sich zurück ins Jenseits nehmen? Das hätte mir eine Menge Ärger erspart.
    Doch dann besserte sich seine Laune eine Spur. Bernhard war vom ersten Augenblick an loyal gewesen, seit er mit seinem zusammengewünschten Oldsmobile vorbeigekommen und Al aufgeladen hatte, damals in San Angeles. Wahrscheinlich war es genau diese Loyalität, die zu dem hinterhältigen Anschlag geführt hatte. Mach die mittleren Ränge fertig, die wirklich wertvollen Jungs, und du zerstörst die Machtbasis des Kerls an der

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