Armageddon 06 - Der nackte Gott
verloren.«
»Ach ja? Was ist denn los mit dir, Kiera? Hast du plötzlich Angst?«
»Ich sehe, daß ich meine Zeit verschwende. Ich hätte von Anfang an wissen müssen, daß das hier eine Nummer zu hoch ist für dich.« Sie wandte sich zum Gehen.
Al hielt seine Wut mühsam unter Kontrolle. »In Ordnung, dann klär mich auf.«
»Wir schicken ihnen ein paar von unseren Schiffen hinterher. Ich bin gegenwärtig dabei, drei meiner Hellhawks für die Verfolgung auszurüsten. Vergiß mal eine Stunde lang unseren Streit und stell ein paar Fregatten ab, um die Hellhawks zu begleiten.«
»Du meinst wohl Fregatten, die mit Antimaterie bewaffnet sind.«
»Natürlich, was dachtest du denn? Wir benötigen überlegene Feuerkraft. Wenn möglich, schnappen wir uns die Tyrathca-Waffe. Wenn nicht, zerstören wir sie zusammen mit den Navy-Schiffen.«
Al brütete eine volle Minute über Kieras Vorschlag und genoß die Art und Weise, wie sie sichtlich nervös wurde wegen der Verzögerung. »Du willst einen Handel vorschlagen, wie?« sagte er schließlich. »Also gut, ich sage dir, was ich für dich tun werde, und zwar nur aus dem einen Grund, daß es möglicherweise um unser aller Zukunft geht. Ich gebe dir zwei meiner Fregatten mit. Ich rüste die beiden Schiffe sogar mit je einem halben Dutzend Antimaterie-Kombatwespen aus. Na, wie klingt das?«
Kiera lächelte erleichtert. »Damit kann ich leben.«
»Gut zu hören.« Capones Grinsen war schlagartig weggewischt. »Und als Gegenleistung mußt du nichts weiter tun, als mir Webster zu übergeben.«
»Was?«
»Den verdammten kleinen Rotzbengel Pryor. Du weißt genau, wen ich meine.«
Kiera warf einen verwirrten Blick zu Hudson Proctor. Ihr General zuckte ratlos die Schultern. »Noch nie gehört, den Namen«, sagte er.
»Dann gibt es keinen Handel«, schnaubte Al. »Bis ihr euch wieder erinnert.«
Kiera funkelte ihn an. Einen Augenblick lang glaubte Al, sie würde auf ihn losgehen.
»Arschloch!« kreischte sie. Sie wirbelte auf dem Absatz herum und stürmte nach draußen.
»Sie hat vielleicht einen Wortschatz!« kicherte Al. »Eine wahre Lady.«
Jezzibella teilte seine Belustigung nicht. Mit sorgenvoller Miene blickte sie auf die große Doppeltür, die sich hinter Kiera geschlossen hatte. »Vielleicht sollten wir selbst ein paar Worte mit diesem Etchells wechseln«, schlug sie vor. »Uns ein Bild von dem machen, was zur Hölle eigentlich vorgeht.«
Die Leibwächter in Kieras Umgebung verhielten sich äußerst leise und unauffällig, als sie mit ihr in den Aufzug stiegen, der hinauf zur Lobby des Hilton führte. Nach und nach versiegte ihre Wut auf Capones Dummheit und wich einer eisenharten Entschlossenheit. Capone mußte aus dem Weg geräumt werden, und zwar schnell. Daran bestand nicht der geringste Zweifel.
Anschließend war immer noch Zeit, sich den übrigen Fragen zuzuwenden.
Etchells’ Geschichte erfüllte sie mit großer Besorgnis. Sie wollte einfach nicht glauben, daß die Konföderierte Navy ohne einen sehr triftigen Grund Schiffe zum Orion-Nebel schickte. Es mußte irgendwie mit den Besessenen in Verbindung stehen. Und mit einer Waffe, das war offensichtlich. Und falls das zutraf, dann hatte ausgerechnet dieser Trottel Capone die ganze Zeit über recht gehabt mit seiner These, daß sie in diesem Universum bleiben und sich hier gegen die Konföderation wehren mußten. Nicht zu fassen!
Falls sie bei ihrem ursprünglichen Plan blieb, die Organisation hinunter auf die Oberfläche zu transferieren und das Universum zu verlassen, dann besaß sie keine Möglichkeit, irgendeine der Entwicklungen zu kontern, die es in der Konföderation geben mochte. Es war zwar immer ein Faktor gewesen, doch jetzt erforderte er dringliche Überlegungen.
Und wenn sie erst die Kontrolle über die Flotte der Organisation an sich gerissen hatte, dann konnte sie selbstverständlich ein ganzes Geschwader mit Antimaterie bewaffneter Fregatten zum Orion-Nebel schicken. Aber sie würde auf jeden Fall mitfliegen müssen. Ein hastiger Seitenblick auf Hudson Proctor beseitigte jeden Zweifel. Er war loyal, aber nur, weil der Weg nach oben, den er für sich gewählt hatte, nicht an ihr vorbeiführte. Wenn er die Chance hatte, eine Superwaffe der Tyrathca abzufangen, würde er mit ihr genau das machen, was sie mit Capone vorhatte. Es war keine gute Ecke, in die sie gedrängt zu werden drohte.
Die Aufzugstür glitt zur Seite, und Kiera stapfte in die Lobby hinaus. Diese Sektion des Hilton
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