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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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hoch.
    »Und wohin soll ich dich bringen, Al?« drang Camerons Stimme aus dem silbernen Lautsprechergrill in der Schottenwand.
    »Einfach nur weg vom Monterey, du weißt schon.« Er brauchte eine Pause, ein paar kurze Augenblicke, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen und zu realisieren, was da eigentlich geschah. In den alten Tagen hätte er sich einen seiner Wagen geschnappt und vielleicht noch eine Angelrute mitgenommen. Oder Golf; er hatte einige Male Golf gespielt, wenn auch nicht nach Regeln, von denen die Golfgesellschaft je gehört hätte. Einfach ein paar Freunde, die an einem schönen Tag Blödsinn machten.
    Der Blick durch das riesige Frontfenster zeigte Al, wie der nicht-rotierende Raumhafen des Asteroiden über ihm vorüberglitt, als der Hellhawk das Landesims verließ. Die Gravitation im Innern der Kabine war unverrückbar fest. Auf der anderen Seite des Fensters kam New California in Sicht, ein silbriger Halbmond wie der über Brooklyn, damals in den klaren Sommernächten. Al würde sich wohl niemals daran gewöhnen, wieviel Wolken diese verdammten Planeten alle hatten. Es war schon erstaunlich, daß man unten auf der Oberfläche je die Sonne zu sehen bekam.
    Cameron kurvte um den großen Asteroiden herum und drehte sich dabei ständig um die eigene Achse wie ein verspielter Delphin. Hätte Al durch die Bullaugen einen Blick nach hinten geworfen, würde er strahlendes Sonnenlicht auf den gelben Finnen und dem purpurnen Rumpf bemerkt haben.
    »Hey, Cameron, kannst du mir zeigen, wo der Orion-Nebel liegt?«
    Der Hellhawk beendete seine Mätzchen und schwang mit dem Bug herum wie eine Kompaßnadel. Vor den Fenstern glitten die Sterne vorbei. »So, da wären wir. Müßte jetzt eigentlich genau in der Mitte deines Fensters liegen.«
    Dann sah Al den Nebel: ein feines Gespinst aus Licht, als hätte Gott seinen Daumen naßgemacht und einen Stern auf das Himmelszelt geschmiert. Er lehnte sich in seinem Sitz zurück und trank aus einer winzigen Tasse Cappuccino, während er den Nebel betrachtete. Ein merkwürdiges kleines Gebilde. Ein Nebel im Weltraum, hatte Emmet gesagt. Wo Sterne geboren werden. Die Marsianer und ihre Todesstrahlen lebten auf der anderen Seite.
    Die seinen Blicken verborgen blieb, ganz gleich, wie sehr er den Kopf verrenkte. Die Vorstellung, daß Schiffe der Konföderierten Navy dorthin geflogen sein sollten, hatte Kiera gehörig erschreckt, und selbst Jezzibella hatte sich mit einem Mal Sorgen gemacht. Al begriff es einfach nicht, so sehr er sich auch bemühte. Wieder einmal würde er den Rat anderer einholen müssen. Er seufzte und ergab sich in das Unvermeidliche. Trotzdem, es gab ein paar Dinge, die er noch immer selbst erledigen konnte. In Chicago hatte es mehr Territorien, Gruppierungen und Banden gegeben als in der gesamten Konföderation. Er wußte, wie er sie zu manipulieren hatte. Hier ein paar neue Freunde gewinnen, dort ein paar alte verlieren. Ein wenig Druck anwenden. Bestechung, Erpressung, Nötigung. Niemand in der heutigen Zeit, lebendig oder tot, hatte seine Art politischer Erfahrung. Der Prinz der Stadt. Damals, heute, immer.
    »Cameron, ich will mit einem Hellhawk reden. Er heißt Mindori, und ich möchte, daß uns niemand sonst zuhören kann.«
    Die spitze purpurne Nase des Hellhawks drehte sich erneut, und der Nebel glitt zur Seite außer Sicht. Der Monterey kam ins Bild, ein schmutzigbrauner Felsen mit stecknadelkopfgroßen hellen Lichtern rings um die Raumhafensektion.
    »Der Name des Burschen lautet Rocio«, sagte Cameron.
    Ein Quadrat in der Ecke des Bildschirms wurde grau, dann wurde ein Gesicht erkennbar. »Hallo, Mister Capone«, sagte Rocio höflich. »Ich fühle mich geehrt. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich mag Kiera nicht«, sagte Al.
    »Wer tut das schon? Aber wir sind beide auf sie angewiesen.«
    »Du tust mir weh, Rocio. Du weißt ganz genau, daß du Scheiße erzählst. Sie hat dich bei den Eiern, weil sie all eure Nahrungsfabriken hochgejagt hat. Was hältst du davon, wenn ich dir sage, daß ich vielleicht imstande bin, eine neue zu bauen?«
    »In Ordnung, ich bin interessiert.«
    »Ich weiß, daß du das bist. Du versuchst selbst, eine Fabrik in Gang zu bringen. Deswegen hast du auch neulich diesen elektrischen Schnickschnack aus meinem Lager geklaut, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Wir haben alles aufgenommen, Rocio. Deine Jungs sind in den Monterey eingebrochen und haben eine ganze Lastwagenladung Zeug zu dir an Bord

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