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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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versteifte sich und wich erschauernd zurück. Wünschte sich nichts sehnlicher, als daß er die Worte niemals ausgesprochen hätte.
    »Wie ist das geschehen?« fragte sie schließlich. »Wie bist du gestorben?«
    »Ich war an Bord eines Raumschiffes. Es gab eine Antimaterieexplosion.«
    »Trafalgar?« flüsterte sie. »Warst du das, Kingsley? Bist du dafür verantwortlich?«
    »Ja.«
    »O du lieber Gott! Nicht du! Nicht das!«
    »Ich muß dich etwas fragen, Clarissa. Es tut mir leid, daß ich nicht frage, wie es dir ergangen ist; ich schätze, das sollte ich eigentlich, aber im Augenblick ist eine andere Frage die wichtigste im gesamten Universum für mich. Weißt du, wo Webster steckt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie halten uns voneinander getrennt. Dieser fette Bastard von Kollaborateur Octavius hat ihn dem Küchenpersonal zugeteilt. Ich durfte ihn nur einmal in der Woche sehen. Aber es ist jetzt mehr als vierzehn Tage her, daß sie ihn das letzte Mal zu mir gebracht haben. Und keiner will mir sagen, was mit Webster ist.« Sie brach ab, als sie das eigenartige Lächeln bemerkte, das sich auf Kingsleys Gesicht schlich. »Was ist los?«
    »Er hat die Wahrheit gesagt.«
    »Wer?«
    »Jemand hat mir erzählt, daß Webster sich aus den Fängen der Organisation befreien konnte und daß er jetzt an Bord eines Raumschiffes wäre. Und jetzt sagst du mir, du hättest ihn seit vierzehn Tagen nicht mehr gesehen, und Capone kann ihn nirgendwo finden.«
    »Webster ist frei?« Die Nachricht überwältigte sie, und einmal mehr streckte sie die Hände nach ihm aus.
    »Es sieht jedenfalls danach aus.«
    »Wer hat dir das erzählt?«
    »Ich weiß es nicht. Es war sehr eigenartig. Glaub mir, Clarissa, in diesem Universum geschehen eine Menge mehr Dinge, als wir bisher realisiert haben.«
    Ihr Lächeln war beinahe tragisch. »Wie soll ich den Worten meines toten Ehemannes nicht glauben?«
    »Es ist Zeit zu gehen«, sagte Kingsley unvermittelt.
    »Gehen? Wohin?«
    »Für dich – ganz gleich wohin, nur weg von hier. Capone schuldet mir diesen Gefallen, aber ich schätze, es wird schwierig werden, ihn einzufordern. Also machen wir einen Schritt nach dem anderen.«
    Er ging zur Tür der Konferenzsuite, und Clarissa folgte ihm scheu. Die beiden Soldaten, die sich an der Tür herumgelümmelt hatten, strafften sich mißtrauisch; Silvano war verschwunden, und sie wußten nicht recht, wie sie sich verhalten sollten.
    »Ich gehe jetzt«, sagte Kingsley mit leiser, eindringlicher Stimme zu ihnen. »Seid vernünftig und laßt uns durch.«
    »Das wird Silvano nicht gefallen«, entgegnete der eine.
    »Dann soll er mir das persönlich sagen. Eure Aufgabe ist es jedenfalls nicht.« Er konzentrierte sich auf die Tür und stellte sich vor, wie sie aufschwang.
    Sie starteten einen Versuch, ihn daran zu hindern, und konzentrierten sich darauf, sie geschlossen zu halten. Eine magische Version von Armdrücken.
    Kingsley lachte, als die Tür krachend aufflog. Er blickte die beiden Gangster der Reihe nach an und runzelte in spöttischer Herausforderung die Stirn. Sie ließen ihn ohne weiteren Widerstand passieren. Clarissa folgte ihm an der Hand.
    Hinter ihm nahm einer der beiden Gangster einen altmodischen Telephonhörer auf und wählte wild.
     
    Vorsichtig wanderte Gerald durch den Korridor. An jeder Tür blieb er stehen und lauschte, ob jemand dahinter war. Loren verwendete einen großen Teil ihrer Konzentration darauf, seine Beine zu einer regelmäßigen Bewegung anzuhalten. Sein Bewußtseinszustand hatte sie entsetzt; die Gedanken zusammenhanglos, die Persönlichkeit bis hin zu einer kindlichen Verwirrung verfallen, die Erinnerungen schwach und kaum noch abzurufen. Lediglich seine Emotionen besaßen noch die alte Kraft, unbeeinflußt von Vernunft und Überlegung. Sie trieben das, was von seiner Rationalität noch geblieben war, mit den scharfen Spitzen extremer Zustände. Gerald erlebte nackte Furcht, keine milde Beunruhigung, und tiefste Scham, keine schwache Verlegenheit.
    Loren mußte ununterbrochen beruhigen und trösten und die Art ständiger Bestätigung liefern, nach der sich jedes Kind verzehrte. Ihre Gegenwart war ihm ein Trost, er redete beinahe ununterbrochen mit ihr, und sein zusammenhangloses Gefasel lenkte sie in höchstem Maße ab.
    Auch sein körperlicher Zustand ließ sehr zu wünschen übrig. Die rohen Verletzungen, die Kieras Schläger ihm beigebracht hatten, waren mit Hilfe ihrer energistischen Kräfte relativ leicht zu heilen

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