Armageddon 06 - Der nackte Gott
Waffen reagiert, und die gestohlen Fahrzeuge waren mitsamt ihren Insassen völlig vernichtet worden.
Er hatte gleich gewußt, daß es nicht so einfach werden würde.
Im Verlauf des ersten Abends, während seine Bataillone ihre Vernichtungsaktion gegen die lokalen Ordnungskräfte fortsetzten, ließ er verschiedene Techniker und Ingenieure in sein Hauptquartier bringen, ausnahmslos Experten auf ihrem Gebiet. Sie sollten eine Methode ausarbeiten, wie man unbemerkt von den Satelliten im Orbit über das Land fahren konnte. Eine symbolische Geste. Quinn wußte, daß der kommende Krieg der Nacht nicht mit Wissenschaft und Maschinen ausgefochten wurde. Es würde persönlich und ehrenvoll werden, wie jeder Krieg eigentlich sein sollte.
Die Dunkelheit fiel herab, und das dämonische Chaos nahm an Lautstärke zu. Quinn betete vor dem entweihten Altar der St. Paul’s Cathedral und tauchte einmal mehr in das Reich der Geister ein. Diesmal wurde er mit dem größten Wissen belohnt, das ein Sterblicher nur erlangen konnte, so wunderbar, daß er vor Freude zu weinen anfing. Gottes Bruder selbst erwachte in Seiner Verbannung irgendwo in unvorstellbarer Entfernung hinter dem Ende des Universums. Schreie der Freude und Begeisterung erhoben sich unter den Dämonen, als sie ihren gewaltigen Gott in ihrer Mitte willkommen hießen. Seine verhängnisvolle Gegenwart brachte ihnen eine Kraft und Stärke, wie sie sie bis dahin noch nicht gekannt hatten.
Ihre kalten träumenden Gedanken sickerten in Quinns Verstand. Er kannte sie alle in ihrer erstaunlichen Vielfalt, aneinandergefesselt in verzückter Qual. Gottes Bruder stieg vor ihnen auf, heiß und dunkel und leuchtend vor Bosheit. Sie streckten die Arme nach ihm aus, verlangten nach Seiner Kraft. Und Er befreite sie, Seine Energie sprengte ihre Ketten, so daß sie wieder frei umherstreifen konnten, wie sie es vor langer, langer Zeit getan hatten. Eine ganze Armee apokalyptischer Engel, verzückt über ihren neuen Zustand – und hungrig.
Hungrig nach so vielen Dingen, die ihnen in all der schrecklichen Zeit verwehrt geblieben waren. Sie wirbelten vergötternd um den Lichtbringer herum, in einem Zyklon, der größer war als die ganze Welt, und brüllten ihre wütende Freude über Seine Ankunft hinaus.
Quinn erwachte aus seiner Träumerei, und sein Körper verfestigte sich genau in dem Augenblick auf dem Altar, als die Morgendämmerung ein erstes graues Licht durch die Bleiglasfenster der Kathedrale sandte. Dann begann er zu lachen, bis ihm die Tränen in die Augen traten. »O Banneth, du verdammtes Stück Scheiße, wo bist du jetzt, du Ungläubige? Diese Wahrheit würde dich endgültig in Verzweiflung stürzen.«
»Quinn?« fragte Courtney besorgt. »Quinn, alles in Ordnung mit dir?«
»Er kommt.«
Courtney warf einen Blick auf die mächtigen schwarzen Eichentüren am anderen Ende der Kathedrale. »Wer kommt, Quinn?«
»Gottes Bruder, du dummes Miststück.« Quinn stand vor dem Altar und breitete die Arme aus. Er sah auf die Versammlung von Besessenen herab, die sich im Kirchenschiff eingefunden hatten. »Ich habe unseren Herrn gesehen! Ich habe Ihn gesehen! Er lebt! Er ist auferstanden, um uns zum endgültigen Sieg zu führen! Er bringt eine Armee mit Sich, und sie wird die hellen metallenen Engel herunterreißen, die den Himmel bewachen. Die Nacht wird kommen!« Er zitterte vor Inbrunst. Courtney beobachtete voll ängstlicher Ehrfurcht, wie er langsam den Blick auf sie richtete. »Glaubst du mir etwa nicht?«
»Ich glaube dir, Quinn! Ich habe dir immer geglaubt.«
»Ja. Das tust du wirklich, nicht wahr?« Er sprang leichtfüßig auf den Steinboden herab, und ein wildes Grinsen wurde in der Kapuze sichtbar, die sein Fleisch verbarg. Er schwang herum und starrte auf die unterwürfige Versammlung. Mehr als fünfhundert seiner Anhänger hatten sich inzwischen eingefunden und warteten ergeben auf das, was der Dunkle Messias von ihnen verlangen würde. Ihre Zahl stieg langsam, während weitere nicht-besessene Gefangene durch unterirdische Wartungstunnel und -korridore in die Kathedrale gebracht wurden. Die kommerziellen und öffentlichen Gebäude in der unmittelbaren Umgebung von St. Paul’s waren bereits vor Jahrhunderten abgerissen worden und einem großen Park mit einem Platz gewichen. Quinn wußte verdammt genau, daß die Satelliten und Sensoren hoch oben in der Kuppel sehen konnten, wenn zu viele Leute den offenen Raum überquerten. Das Muster würde aufgezeichnet werden, und
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