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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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einem Besessenen hereinstürzte, der sich Frenkel nannte. Es gab viele Gruften in der St. Paul’s Cathedral, die gut über ein Jahrtausend alt waren, einschließlich derer, die verloren gegangen waren, als die ursprüngliche Kathedrale in der Feuersbrunst von 1666 niederbrannte. Wer dort lag, war ohne Ausnahme von edler Geburt oder hohem Rang, die Besten der alten Nation. Oder wenigstens hatten sie zu ihren Lebzeiten als die Besten gegolten; heute waren sie nur noch ein lästiges Ärgernis für Quinn. Oh, sie hatten ihren Stolz, der in Form von Ablehnung und Haß herüberschwang, doch im Grunde genommen waren sie nicht besser als all die anderen erbärmlichen Bewohner dieser desolaten Sphäre. Die Krieger, die für Volk und Vaterland und König gefallen waren, schienen die Mehrzahl derer auszumachen, die nach dem Tod durch das Land spukten. Sie verachteten Quinn leidenschaftlich, doch sie kannten genug von seiner Macht, um ihn zu fürchten. Am Anfang hatten sie ihr Bestes gegeben, um seine Anhänger zu erschrecken, insbesondere Billy-Joe Courtney, und sich dabei bis an ihre Grenzen verausgabt. Ihre kalte Präsenz ließ Feuchtigkeit an den Wänden kondensieren, und die Tatsache, daß sie aus dem Augenwinkel heraus sichtbar waren, ließ das prachtvolle golddurchwirkte Innere des Chors vor anämischem Leben wimmeln. Sie klagten und jammerten wie Hunde unter einem Vollmond und verströmten ihre morbide Depression, bis jeder sie spüren konnte. Zweimal mußte Quinn persönlich in das Geisterreich hinüberwechseln, um sie zurechtzuweisen. Allein seine Berührung versengte sie, sandte sie sich rückwärts überschlagend davon, geschwächt und verschüchtert vom Kontakt.
    Ihre Mätzchen ließen von da an deutlich nach, und sie schlichen nur noch um die Versammlung der Besessenen herum wie Katzen um den heißen Brei und strahlten ihre stumme Mißbilligung aus, eine düstere Verbitterung, die durch die Kathedrale schwang. Dann rührten sie sich mit einem Mal wieder, als wären sie die Opfer eines unnatürlichen Eindringlings. Sie versammelten sich unter der hohen Kuppel und schnatterten furchtsam.
    Die Dämonen wurden lauter.
    »Das solltest du dir anhören, Quinn«, sagte Billy-Joe. Er erstarrte, als er den Mißmut Quinns wegen der Unterbrechung sah. Selbst Billy-Joe konnte die Geister in der energistisch veränderten Umgebung des Kirchenschiffs erkennen, zitternde bunte Flammen, die unsicher über den gefliesten Boden schlitterten. »Es ist wichtig, Quinn, ich schwöre es!«
    »Schieß los«, seufzte Quinn.
    Frenkel atmete schwer und war angestrengt bemüht, nicht in das schwarze Nichts zu starren, das unter Quinns Kapuze lauerte. »Ich gehöre zur Hampstead-Gruppe. Wir haben etwas gesehen, von dem wir dachten, daß du es wissen solltest. Ich bin so schnell hergekommen, wie ich konnte, in einem Wartungsfahrzeug durch die Röhre.«
    »Scheiße«, murmelte Quinn. »Ja, ja, schon gut. Erzähl weiter.«
    »Wir haben eine Gruppe von Leuten gefunden, bei der Tunnelkreuzung von Darthmouth Park. Sie sind mit einem Wagen dorthin gefahren, was eigenartig ist, weil wir bis jetzt noch keine Zeit hatten, die Verkehrsleitprozessoren auszuschalten. Ihr Wagen muß mit einer polizeilichen Automatikabschaltung ausgestattet sein, denn die Ausgangssperre ist immer noch in Kraft und die Fahrzeugprozessoren arbeiten nicht. Jedenfalls sind sie durch einen Inspektionstunnel auf die Straße hinauf, und dann sind sie durch die Gebäude gezogen. Wir dachten, daß sie von dort sein müssen, weil sie sich verdammt gut auszukennen scheinen. Niemand kann von außen hineinsehen; unsere Jungs hatten alle Mühe, ihnen zu folgen, als ich aufgebrochen bin. Wir haben sie nicht ausgeschaltet, weil … die Sache ist die, sie sind zu sechst, und zwei von ihnen sind genau wie die Leute, nach denen wir für dich Ausschau halten sollen.«
    »Welche beiden?« fragte Quinn scharf.
    »Diese Kleine mit den langen Haaren und der übellaunige große schwarze Kerl. Die anderen sind offensichtlich Soldaten, aber richtig harte Typen. Bis auf einen, und das ist wirklich eigenartig, Quinn. Er ist besessen. Und er ist nicht aus unserer Gruppe. Wir haben ihn noch nie vorher gesehen.«
    »Kontrolliert er die anderen?«
    »Nein. Sie scheinen ein richtiges Team zu sein.«
    »Wohin wollen sie? Welche Richtung?«
    »Als ich losgelaufen bin, sind sie durch die Junction Road geschlichen. Unsere Jungs behalten sie im Auge.«
    »Bring mich hin«, befahl Quinn. Er glitt in Richtung der

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