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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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am Kuppeldach eingesetzt und ihre unmittelbare Umgebung abgesucht, doch der Winkel war vollkommen ungeeignet, um in Fenster hineinsehen zu können.
    Die Vorsicht, die sie jedesmal walten ließen, wenn sie eine Straße überqueren mußten, kostete eine ganze Menge Zeit.
    »Zwei mögliche Hinterhalte«, berichtete der Agent und übermittelte seinem Kollegen per Datavis die Koordinaten. Die Tür wurde aufgerissen, und er rannte über die Straße zu dem Gebäude direkt gegenüber. Der geplante Eintrittspunkt auf der anderen Seite war ein durch ein Gitter gesichertes Fenster. Das Durchschneiden der Haltebolzen mit der Fissionsklinge dauerte fünfzehn Sekunden, die Fenstersicherung weitere zwei. Der Agent verschwand mit einem Hechtsprung im Innern.
    Brent Roi folgte als nächster, dann Louise. Sie rannte über die Straße, so schnell sie konnte. Nach ihrer neuralen Nanonik war es die Vorley Road, das letzte ungeschützte Stück, das sie überqueren mußten.
    Wir sind immer noch auf dem Hinweg, erinnerte sie sich. Der Weg zurück zu irgendeiner Vakstation würde sehr, sehr lang werden.
    Die Ansammlung von Gebäuden, die sie jetzt durchquerten, umgab die Basis des Archway Towers, eines monolithischen fünfundzwanzigstöckigen Wolkenkratzers. Er stand auf halber Höhe eines flachen Hügelrückens, dessen Abschluß Highgate Hill bildete. Hätten nicht die anderen Gebäude entlang der Straße die Sicht blockiert, sie hätten längst über die Dächer der alten Londoner Innenstadt sehen können.
    Nachdem alle sicher im Innern angekommen waren, brachte sie ein Wartungskorridor auf direktem Weg zur Lobby, wo bereits ein Aufzug mit weit geöffneten Türen auf sie wartete.
    »Das Kommunikationsnetz und die Energieversorgung funktionieren noch«, berichtete Charlie per Datavis. »Die KI ist mit jedem einzelnen Schaltkreis verbunden. Ich kann euch rechtzeitig genug warnen, sollten statische Störungen auftreten.«
    Sie drängten sich alle in den Lift, und er setzte sich sanft in Bewegung. Auf der oberen Versorgungsetage stiegen sie wieder aus, in einer Welt voll künstlicher Beleuchtung, dicker Metallrohre, schwarzer Speichertanks und großer primitiver Klimaanlagen. Ivanov führte sie über einen Laufsteg zu einer Wendeltreppe. Die Tür am oberen Ende ging auf das Flachdach hinaus. Ein Schwarm roter Sittiche ergriff die Flucht, als die Menschen auf das Dach traten, erschreckend laut in der warmen Luft.
    Louise blickte sich vorsichtig um. Die erste Reihe großer, moderner Wolkenkratzer, welche die alte Stadt umgaben, befand sich in weniger als einer Meile Entfernung in nördlicher Richtung, und ihre verspiegelten Fassaden leuchteten goldrot im letzten Zwielicht des Tages. Im Süden erstreckte sich die belagerte, abgeriegelte Stadt bis hin zur fernen Themse, eine dunstige Masse von Dächern und sich schneidenden Wänden. Flecken aus silbrig glitzerndem Licht erstrahlten über einigen der breiteren Straßen, wo die Hologrammwerbetafeln noch nicht von der Energie abgeschnitten worden waren. Nicht ein einziges Fenster war erleuchtet; die Einwohner zogen es vor, im Dunkeln zu bleiben aus Furcht, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Louise hörte Fletcher lachen. Er stand gegen eine brüchige Brustwehr gelehnt, die um das gesamte Dach herumlief, und blickte nach Süden.
    »Was ist denn?« fragte Louise.
    »Ich lache wegen meiner eigenen Bedeutungslosigkeit, Lady Louise. Ich blicke auf diese Stadt, die mehr meine Heimat ist als irgendein anderer Ort auf der Welt, nur um festzustellen, daß der Ausblick fremdartiger ist als alles, was ich seit meiner Rückkehr gesehen habe. Das Wort Stadt trägt längst nicht mehr die Bedeutung wie zu meinen Lebzeiten. Ihr besitzt die Macht und die Kunstfertigkeit, um einen solchen Kolossus zu errichten, und doch bin ich derjenige, der bei der dürftigen Aufgabe um Hilfe gebeten wurde, einen einzigen Mann zu finden.«
    »Er ist kein Mann, er ist ein Monster!«
    »Aye, Lady Louise.« Der Humor verschwand aus seinem hübschen Gesicht, und er wandte sich der antiken City von London zu. »Sie sind hier, doch das wißt Ihr selbstverständlich längst.«
    »Wie viele sind es?«
    »Weniger, als ich eigentlich gedacht hätte, aber durchaus genug. Ich spüre ihre Gegenwart überall.« Er schloß die Augen und beugte sich ein wenig weiter vor, um die Luft zu schnüffeln. Seine Hände packten die Oberseite der Brustwehr. »Es gibt eine Versammlung. Ich kann es spüren. Ihre Gedanken sind ruhig, und mit Absicht. Sie

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