Armageddon 06 - Der nackte Gott
sie verlassen worden waren. Irgendwann hatten die Mosdva sämtliche Hilfsmaschinen und Einrichtungsgegenstände entfernt, selbst ein paar Schleusen an den Enden der Röhren waren ausgebaut worden. Dunkle Öffnungen gähnten dort, wo die Röhren in die Knotenpunkte mündeten.
Sie schalteten ihren Kommunikatorblock auf die Frequenz, die auch von den Mosdva benutzt wurde. »Quantook-LOU, der Kommandant hat sich mit mir in Verbindung gesetzt. Er möchte Ihnen mitteilen, daß die Sonnenschaufel ihren Kurs geändert hat und sich jetzt auf Abfangkurs zu unserem Schiff befindet. Wußten Sie davon?«
»Nein. Die Sonnenschaufel gehört zum Dominion von Danversi-YV. Dieses Dominion ist in keiner Weise mit uns alliiert.«
»Stellt die Sonnenschaufel eine Gefahr für unser Schiff dar?«
»Sie trägt keine Bewaffnung, falls Sie das meinen. Ihre Strategie wird sein, die Lady Macbeth einzuschüchtern, damit Kommandant Joshua Calvert in Verhandlungen mit dem Dominion von Danversi-YV eintritt und meine Fortschritte auf diese Weise blockiert werden. Besitzen Sie Waffen, mit denen Sie die Sonnenschaufel zerstören können?«
»Wir wissen nicht, welche Auswirkungen unsere Waffen haben könnten. Unser Kommandant wünscht nicht auf ein unbewaffnetes Schiff zu schießen.«
»Er wird seine Ansichten ändern, sobald die Sonnenschaufel ihren Fusionsantrieb auf die Lady Macbeth schwenkt. Sagen Sie Kommandant Joshua Calvert, daß das Dominion von Danversi-YV in den letzten fünfzehn Jahren zwei Sonnenschaufeln verloren hat. Diese Vorfälle haben Danversi-YV sehr geschwächt, seine Allianzen sind geschrumpft und mit ihnen sein Einfluß. Danversi-YV wird das erste Rand-Dominion sein, das fällt, sobald ich den Überlichtantrieb besitze. Deswegen versucht Danversi-YV am verzweifeltsten von allen, ihn für sich selbst zu gewinnen.«
»Verstanden.«
Die Mosdva glitten in eine große Anschlußkammer hinaus, von der sieben weitere Geflechtröhren abgingen.
»Das könnte interessant werden«, sagte Ione zu den anderen. »Nach der Lage dieser Luftschleusen zu urteilen führen die Röhren dahinter in den Knoten hinein. Wenn es überhaupt Röhren sind.«
»Wir haben eure Position«, erwiderte Liol. »Ihr seid nur hundertfünfzig Meter von einer bewohnten Oberflächenröhre entfernt.«
Die Mosdva stießen sich einer nach dem anderen vom Schleusenrand ab und hielten schnurgerade auf die erste Luftschleuse zu, die ins Knoteninnere führte. Dort angekommen schnitten sie ein ovales Loch in das kohlefaserverstärkte Komposit und schwebten hindurch.
»Sieht aus, als wollten sie den Einheimischen nicht begegnen«, sagte Ione.
Im Innern der Röhre herrschte völlige Dunkelheit. Als der erste Serjeant durch das Loch glitt, registrierten seine Helmsensoren sechs breitgefächerte Strahlen hochfrequentes ultraviolettes Licht von den Scheinwerfern der Mosdva, die sich eilig an der Röhrenwand entlang bewegten.
»Ich kenne dieses Material!« sagte Ione mit soviel Aufregung in der Stimme, wie ihre BiTek-Neuronen nur gestatteten.
Die Wände der Röhre bestanden aus dem gleichen schwammartig-harten Material, das die Tyrathca von Tanjuntic-RI in den Null-g-Sektionen der Arche benutzt hatten. Die gepanzerten Handschuhe der Serjeants paßten in die regelmäßigen Vertiefungen und ermöglichten ihnen auf diese Weise, den Mosdva mit hoher Geschwindigkeit durch die Röhre zu folgen.
»Das kann kein Zufall sein«, sagte Joshua.
»Die Luftschleuse vor uns besitzt ein ganz anderes Design«, sagte Ione. »Nicht wie die auf Tanjuntic-RI, aber auch nicht wie die Schleusen, die wir bisher in der Scheibenstadt gesehen haben.«
Die Schleusenluke selbst war ein großes rechteckiges Tor aus massivem Titan, mit kolbenähnlichen Angeln und dicken Dichtungen ringsum und gut drei Metern Breite. Iones Infrarotsensoren verrieten, daß sie um einiges wärmer war als die umgebenden Wände.
Die Mosdva waren vor der Luke stehengeblieben und drückten kleine Sensorpads gegen das Metall. »Die nächste Sektion wird noch benutzt«, sagte Quantook-LOU. »Ich möchte fürs erste jeden Kontakt vermeiden. Wir werden nach draußen gehen.«
Ein Stück des verknöcherten Schwamms wurde mit einem elektrischen Werkzeug von der Wand gekratzt, und darunter kam eine glänzende Oberfläche zum Vorschein. Sie schnitten mit einem Laser hindurch und glitten durch die Öffnung nach draußen.
Ione schaltete ihre Helmsensoren auf infrarot. Sie befanden sich tief im Inneren des Knotens. Sie erkannte
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