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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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von uns. Welchen Sinn macht Wissen, wenn ihr es nicht weitergeben könnt? Wenn es nicht dazu eingesetzt werden kann, allen zu helfen? Das Jenseits ist etwas, dem die menschliche Rasse gemeinsam gegenübertreten muß. Wir müssen die Antwort finden und in unserer Gesamtheit akzeptieren. Wenn Mortonridge uns schon nichts anderes gelehrt hat, dann dies. Am Ende hatte ich nichts mehr außer Mitleid für die Besessenen.
    – Wir haben beide recht. Das Universum ist groß genug für alle.
    – Das ist es. Obwohl ich bedaure, daß du gehst. Eine unübliche Entwicklung; ich glaube, ich bin mehr geworden, als ich in diesem Körper werden sollte. Ich habe geglaubt, daß derartige Emotionen unmöglich wären, als ich mich der Befreiungsarmee angeschlossen habe.
    – Eine Weiterentwicklung war unausweichlich, sagte Choma. – Wir tragen die Samen der Menschheit in uns, ganz gleich, in welchen Gefäßen unser Geist reist. Er wurde geschaffen, um zu wachsen und seinen eigenen Weg zu finden.
    – Dann bin ich wohl nicht länger der Sinon, der aus der Multiplizität gekommen ist.
    – Nein. Jede bewußte Entität, die gelebt hat, hat sich dadurch auch verändert.
    – Das heißt also, daß ich jetzt eine Seele besitze. Eine neue Seele, die sich von dem Sinon unterscheidet, an den ich mich erinnere.
    – Das hast du. Wir alle haben neue Seelen.
    – Also muß ich einmal mehr erst sterben, bevor ich in die Multiplizität zurückkehren kann. Doch ich bringe dem Habitat nur die Weisheit meiner kurzen Existenz. Meine Seele folgt nicht meinen Erinnerungen, wie die Kiint sagen.
    – Fürchtest du dich vor diesem Tag?
    – Ich glaube nicht. Das Jenseits ist kein Ort für jeden von uns. Das Wissen, daß ein Weg hindurch oder an ihm vorbei existiert, wie Laton es behauptet hat, reicht völlig aus, um mich mit Zuversicht zu erfüllen. Allerdings gestehe ich, daß ich mit einiger Beklommenheit erfüllt bin.
    – Die du überwinden wirst, ganz bestimmt sogar. Vergiß niemals, daß es möglich ist, das Jenseits zu überwinden. Dieser Gedanke allein sollte dich leiten.
    – Ich werde daran denken.
    Sie blieben auf einem Hügelkamm stehen und blickten über den Felsen. Lange Reihen von Menschen wanderten über das zerstörte Land, die letzten Flüchtlinge aus der verschütteten Stadt auf dem Weg zu der Klippe, wo Tinkerbell vor dem Felsen wartete. Das opaleszierende Licht des gigantischen Kristalls leuchtete warm und freundlich auf die trostlose Erde hinab. Die Luft ringsum hatte einen topasfarbenen Schimmer angenommen.
    – Wie passend, sagte Sinon. – Es sieht aus, als wanderten sie in den Sonnenuntergang davon.
    – Wenn ich Bedauern verspüre, dann weil ich nicht weiß, wie ihre Leben enden werden. Sie werden eine merkwürdige Gruppe abgeben, diese Seelen in den Körpern von Serjeants. Sie werden niemals wieder vollständig menschlich sein.
    – Als sie aus dem Jenseits zurückkehrten, behaupteten sie, daß alles, was sie wollten, Empfindungen waren. Die haben sie jetzt.
    – Aber sie sind geschlechtslos. Sie besitzen überhaupt keinen Sex. Sie werden niemals Liebe spüren.
    – Keine physische Liebe vielleicht. Aber es gibt sicherlich noch mehr als körperliche Liebe. So wie du und ich werden auch sie auf ihre ganz eigene Weise zu einem Ganzen.
    – Ich spüre jetzt schon ihre Beunruhigung, und sie sind noch nicht einmal wieder in Mortonridge angekommen.
    – Niemand ist je zuvor gegen seinen Willen der edenitischen Kultur beigetreten. Und jetzt haben wir zwölftausend verwirrte, wütende Fremde, die im allgemeinen Affinitätsband ihrem Unmut Luft machen. Die meisten von ihnen mit einem kulturellen Hintergrund, der allein für sich genommen jede Akzeptanz schwierig macht.
    – Mit Geduld und Freundlichkeit werden sie sich selbst wiederfinden. Überlege nur, was sie alles durchgemacht haben.
    – Jetzt kommen wir zu dem wirklichen Unterschied zwischen uns. Ich bin immer noch rastlos und begierig auf das, was die Zukunft bringt, ein Reisender. Du wirst von Mitgefühl beherrscht, ein Heiler der Seelen. Jetzt verstehst du, warum sich unsere Wege trennen müssen.
    – Natürlich verstehe ich das. Ich wünsche dir alles nur denkbar Gute auf deiner wunderbaren Reise.
    – Ganz meinerseits. Ich hoffe, du findest den Frieden, nach dem du so sehr suchst, Sinon.
    Sie wandten sich um und spazierten langsam über die Klippe zurück. Winzige kristalline Entitäten huschten über ihre Köpfe hinweg, ohne auch nur einen Augenblick innezuhalten. Sie hatten

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