Armageddon 06 - Der nackte Gott
Fehler machen. Er ist nicht schlau genug, um etwas wie das hier durchzuziehen. Und wenn es soweit ist, gehören seine Eier mir.«
Quinn breitete die Arme aus und sah auf seine versammelte Anhängerschaft hinab. »Und jetzt«, sagte er, »nachdem alle hier sind, können wir endlich anfangen.«
Es gelang Joshua, seinen Schock ohne die Hilfe von Suppressorprogrammen unter Kontrolle zu bringen. Er wußte, daß dieser Augenblick viel zu bedeutsam war, um mit etwas anderem als einem völlig klaren und wachen Verstand daranzugehen. »Bist du der Schlafende Gott der Tyrathca?« fragte er per Datavis.
»Du weißt, wer ich bin, Joshua Calvert«, antwortete die Singularität.
»Wenn du weißt, wer ich bin, dann hatten die Tyrathca recht, als sie meinten, daß du das Universum siehst.«
»Dazu ist das Universum selbstverständlich zu groß. Aber um im gleichen Kontext zu antworten, ja, ich beobachte soviel vom Universum, wie du kennst, und noch ein großes Stück darüber hinaus. Meine Quantenstruktur ermöglicht mir eine extensive Verbindung mit einem großen Volumen dieser Raumzeit und einer Reihe anderer.«
»Leichte Konversation liegt ihm offensichtlich nicht«, murmelte Liol.
»Dann weißt du auch, daß meine Spezies von den Seelen unserer eigenen Toten bedroht ist?«
»Ja.«
»Gibt es eine Lösung für dieses Problem?«
»Es gibt eine große Zahl möglicher Lösungen. Wie die Kiint euch gegenüber angedeutet haben, muß jede Rasse auf ihre eigene Weise mit diesem Aspekt biologischen Lebens zurechtkommen.«
»Bitte, weißt du eine Lösung, die für die Menschen anwendbar ist?«
»Viele sind das. Ich bin nicht vorsätzlich bedächtig. Ich kann sie euch alle auflisten, und ich kann und werde euch bei ihrer Anwendung helfen, sollte eine davon relevant sein. Was ich allerdings nicht tun werde, ist die Entscheidung für euch zu fällen.«
»Warum?« fragte Monica. »Warum willst du uns helfen? Es ist nicht, daß ich undankbar erscheinen möchte. Aber ich bin neugierig.«
»Die Tyrathca hatten ebenfalls recht, als sie sagten, daß ich existiere, um den Fortschritt biologischer Entitäten zu unterstützen. Obgleich die besonderen Umstände, in denen sich die Menschheit gegenwärtig befindet, nicht der Grund für meine Erschaffung waren.«
»Was ist dann der Grund?« fragte Alkad.
»Die Spezies, die mich erschuf, hatte den Gipfel ihrer Evolution erreicht. Intellektuell, physisch und in ihrer Technologie. Eine Tatsache, die für sich genommen als Erklärung für jemanden wie dich reichen sollte, Alkad Mzu. Mein Bewußtsein ruht in einem selbsterhaltenden Muster aus Vakuumfluktuationen. Das verschafft mir weitreichende Möglichkeiten zur Manipulation von Masse und Energie; für mich sind Gedanke und Tat ein und dasselbe. Ich habe diese Fähigkeit benutzt, um meinen Schöpfern ein Tor in eine neue Dimension zu öffnen. Sie wußten wenig darüber, außer daß sie existiert und ihre Parameter sehr verschieden sind von denjenigen in diesem Universum. Also entschlossen sie sich, zu einer neuen Phase der Existenz aufzubrechen und dort zu leben. Sie haben dieses Universum schon vor sehr langer Zeit verlassen.«
»Und du hast seitdem den verschiedensten Spezies auf dem Weg der Evolution geholfen?« fragte Joshua. »Ist das der Grund für deine Existenz?«
»Ich benötige keinen fortgesetzten Grund zum Existieren, keine Motivation. Diese Art von Psychologie leitet sich einzig aus biologischem Leben ab. Meine Ursprünge sind nicht biologisch, ich existiere, weil sie mich erschaffen haben. Ganz einfach.«
»Aber warum hilfst du dann?«
»Die einfache Antwort würde lauten, weil ich es kann. Doch es gibt noch andere Überlegungen. Im Prinzip ist es eine Vertiefung des Problems, dem eure Spezies im Verlauf ihrer Geschichte millionenfach begegnet ist, tatsächlich sogar fast täglich. Selbst im System von Mastrit-PJ habt ihr ihm gegenübergestanden. Wann greift man ein und wann nicht? Glaubt ihr, daß es das Richtige war, den Mosdva eure Überlichttechnologie zu geben? Eure Absichten waren zweifelsohne gut, doch letzten Endes waren sie von Eigeninteresse geleitet.«
»War es denn falsch?«
»Die Mosdva denken sicherlich anders darüber. Derartige Beurteilungen sind stets relativ.«
»Also hilfst du nicht jedem und nicht immer?«
»Nein. Mit einer derart häufigen Einmischung, und indem ich die Natur so forme, daß sie meinen Wünschen genügt, würde ich mich zu eurem Herrscher machen. Bewußtes Leben besitzt einen
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