Armageddon 06 - Der nackte Gott
war. Das strategische Verteidigungskommando bestätigte, daß die Villeneuve’s Revenge eine gewisse Menge Antimaterie gezündet hatte. Trafalgar hatte ganz außerordentliche Schäden davongetragen. Doch es war der Gedanke an das, was mit den Schiffen der Ersten Flotte geschehen war, der ihm eisige Schauer über den Rücken jagte. Zwanzig Schiffe hatten zum Zeitpunkt der Detonation am Raumhafen angedockt, drei weitere Geschwader hatten in einer Entfernung von hundert Kilometern Position gehalten. Zwei Dutzend Voidhawks hatten auf den Andocksimsen gesessen. Mehr als fünfzig Schiffe der Zivilverwaltung und der Regierung waren in unmittelbarer Nähe gewesen.
Der Kommandobunker der Admiralität bestand aus einer Reihe von Kavernen, die tief in den Felsen gegraben worden waren. Er besaß ein eigenes Lebenserhaltungssystem und eine autarke Energieversorgung und war dazu gedacht, die Stabsoffiziere während eines Angriffs zu schützen. Eine Waffe, die stark genug war, den Bunker zu beschädigen, würde den gesamten Asteroiden in Stücke reißen.
Angesichts dessen, was sich gerade ereignet hatte, war das kein besonders beruhigender Gedanke, der in Samuel Aleksandrovich aufstieg, während er das Ende der Rutsche erreichte. Er stapfte in das Koordinationszentrum und bemerkte die nervösen Blicke der Rumpfmannschaft, die rund um die Uhr ihren Dienst versah. Der langgestreckte rechteckige Raum mit seinen komplex geschwungenen Reihen von Konsolen und holographischen Fenstern erinnerte Samuel Aleksandrovich stets an die Brücke eines Kriegsschiffs – mit dem einen Vorteil, daß er hier drinnen niemals hohe Beschleunigungskräfte ertragen mußte.
»Statusbericht bitte«, befahl er dem diensthabenden Lieutenant-Commander.
»Bisher gab es lediglich diese eine Explosion«, berichtete sie. »Das strategische Verteidigungskommando ist bemüht, den Kontakt mit seinen Sensorsatelliten wieder herzustellen. Allerdings befanden sich zu dem Zeitpunkt, als wir den Kontakt verloren haben, keine weiteren unautorisierten Schiffe innerhalb des planetaren Verteidigungsperimeters.«
»Haben wir denn überhaupt keine Verbindung nach draußen?«
»Ein paar der Sensoren auf dem verbliebenen Raumhafen arbeiten noch, Sir. Aber sie zeigen nicht viel, womit wir etwas anfangen könnten. Der EMP der Antimateriedetonation hat eine Menge elektronischer Bauteile zerstört; selbst die widerstandsfähigsten Prozessoren haben unter dem gewaltigen Ansturm von Energie gelitten. Nicht eine der funktionierenden Antennen empfängt ein Signal von einer der strategischen Verteidigungsplattformen. Es könnte daran liegen, daß die Prozessoren ausgefallen sind, oder vielleicht wurden die Stationen auch zerstört. Wir wissen es noch nicht.«
»Stellen Sie eine Verbindung zu einem GDOS-Satelliten her, oder verbinden Sie uns mit einem Raumschiff, ganz gleich. Ich will mit jemandem reden, der sehen kann, was dort draußen los ist.«
»Jawohl, Sir. Die Backup-Programme für die strategische Verteidigung werden gegenwärtig geladen.«
Weitere Mitglieder des Koordinationszentrums eilten in den Raum und nahmen ihre Plätze hinter den Konsolen ein. Samuel Aleksandrovichs eigene Stabsoffiziere kamen ebenfalls und stellten sich hinter ihn. Er erblickte Admiralin Lalwani und winkte sie drängend herbei.
»Haben Sie Verbindung mit einem der Voidhawks?« fragte er mit leiser Stimme, als sie vor ihm stand.
»Mehrere.« Tiefer Schmerz verzerrte ihr Gesicht. »Ich fühle, wie sie sterben. Wir haben bereits mehr als fünfzig von ihnen verloren.«
»Um Himmels willen!« zischte Samuel. »Das tut mir leid. Was zur Hölle passiert dort draußen?«
»Nichts mehr. Keinerlei Organisationsschiffe, die aus einem ZTT-Sprung materialisieren, jedenfalls soweit es die Überlebenden feststellen können.«
»Sir!« rief der diensthabende Lieutenant-Commander. »Wir haben wieder Verbindung mit dem strategischen Verteidigungsnetzwerk. Drei der GDOS-Satelliten sind ausgefallen; offensichtlich wurden sie bei der Detonation verstrahlt. Fünf Stück funktionieren noch.«
Auf einem der holographischen Fenster flackerten grüne und orangefarbene Streifen, dann stabilisierte sich das Bild. Die Daten stammten von einem Beobachtungssatelliten, der am Perimeter von Trafalgars Verteidigungsnetz postiert war, in einer Entfernung von zehntausend Kilometern. Kein einziger Satellit des inneren Kordons hatte die Detonation und den mit ihr einhergehenden elektromagnetischen Puls überlebt.
»Zur
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